Formel 1: Kimi Räikkönen bestreitet sein letztes Rennen

Finne mit Kultstatus! Der Iceman macht in der Wüste Schluss

Image: Kimi Räikkönen macht nach 349. Rennen in der Formel 1 Schluss.

Eigentlich mögen sie alle diesen Kimi Räikkönen. Er hat sich nie verbogen, ist immer seinen Kurs gefahren. Er wurde Weltmeister mit Ferrari, er sorgte aber auch noch für ganz andere denkwürdige Anekdoten und Geschichten. Nun fährt er in Abu Dhabi sein letztes Formel-1-Rennen (ab 12:30 Uhr live und exklusiv auf Sky Sport F1).

Einen plötzlichen Gefühlsausbruch wollte Kimi Räikkönen dann doch nicht ganz ausschließen. "Ich weiß es nicht, ich glaube aber nicht", sagte der Finne mit Blick auf überbordende Emotionen bei seinem letzten und laut Formel 1 349. Rennen. Emotionswallungen sind auch nicht unbedingt das, wofür dieser mittlerweile 42 Jahre alte Mann, geboren in Espoo, Finnlands zweitgrößter Stadt, in der Öffentlichkeit bekannt ist. Räikkönen ist nicht umsonst: Der Iceman.

Kimi Räikkönen kommt hat im 1. Freien Training in Abu Dhabi von der Strecke ab. (Videolänge: 33 Sekunden)

Räikkönen fährt gegen zwei Generationen

Ein cooler Typ, den eigentlich alle im Fahrerlager mögen und verehren. "Es ist unglaublich, was er geleistet hat", sagt der künftige Mercedes-Pilot George Russell. Als Räikkönen am 4. März 2001 in Melbourne gleich bei seinem Debüt auf Platz sechs im damaligen Sauber rast, ist Russell drei Jahre alt. Als Räikkönen in die Formel 1 einsteigt, fährt er auch noch gegen Jos Verstappen. Den Vater von Max Verstappen. Als Räikkönen debütierte, war Michael Schumacher auf dem Weg zu seinem vierten WM-Titel. In diesem Jahr fährt er auch gegen dessen Sohn Mick.

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"Ich finde das nicht komisch, mir gefällt das", sagte Räikkönen in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur: "Ich finde, das ist ziemlich schön, alt komme ich mir nicht vor. Man kommt sich erst alt vor, wenn man im Kopf alt ist. Ich fühle mich aber nicht alt."

Am Sonntag entscheidet sich in Abu Dhabi der Kampf um den WM-Titel. Wie verlief der Kampf zwischen Verstappen und Hamilton während der Saison? Hier die ganze F1-Saison kompakt zusammengefasst (Videolänge: 4:57 Min.).

Räikkönen sorgt immer wieder kurios für Aufsehen

Auch seine beiden Kinder halten Räikkönen jung. Zusammen mit Ehefrau Minttu sind sie mitgereist zum Finale der Formel 1. Schön sei das, betonte Räikkönen, auch wenn er glaubt, dass die Kinder eher ihre helle Freude am Pool und den hochsommerlichen Tempo hätten.

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Auch denen kann der Iceman widerstehen. Unvergessen sind die Bilder, wie Räikkönen nach einem Defekt seines damaligen Ferrari-Rennwagens 2017 durch die glühend heiße Wüste von Sakhir in Bahrain bei 37 Grad stapfte - im feuerfesten roten Overall und mit dem Helm noch auf dem Kopf. Genau wie die Szenen viele Jahre vorher, die sein Image ebenfalls lange prägten, als Räikkönen bei einer Party auf einer Jacht stürzte oder 2006 beim Monaco-Rennen nach einem feurigen Aus wegen eines Defekts an seinem damaligen McLaren schnurstracks auf eine Luxus-Boot spazierte und mit nacktem Oberkörper den Rest des Rennens verfolgte.

Zum Durchklicken: Die Karriere des Iceman in Bildern

Kimi Räikkönen absolviert am Sonntag sein letztes Formel-1-Rennen. Sky Sport blickt in einer Bildergalerie auf die Karriere des "Iceman" zurück.
2001 - Karrierestart bei Sauber: Räikkönen wechselt nach nur 2 Jahren im Formel-Sport mit 21 in die Königsklasse. Sauber nimmt den Finnen unter Vertrag. Zurecht: Im ersten GP landet er auf Anhieb auf dem sechsten Platz. Am Ende langt es für Platz 10.
2002 - Wechsel zu McLaren: Beim Traditionsrennstall beerbt Räikkönen Landsmann Mika Häkkinen, der seine Karriere nach mit zwei Weltmeistertiteln in der Vita beendet.
Im Silberpfeil startet Räikkönen durch - und rast im ersten Rennen fürs neue Team direkt aufs Podium. Der dritter Platz in Australien - ein erstes dickes Ausrufezeichen.
2003 - Erster Sieg: In seiner dritten Saison steht Räikkönen das erste Mal ganz oben auf dem Podest. In Malaysia siegt der Iceman vor Rubens Barrichello und Fernando Alonso. In der WM-Wertung landet er knapp hinter Michael Schumacher auf Rang zwei.
Eiskalt, wortkarg und die Sonnenbrille darf im Eisboliden auch nicht fehlen: Räikkönen macht seinem Spitznamen alle Ehre.
Abseits der Strecke sorgt der verrückte Finne mit ausgefallen Hobbies und seiner Leidenschaft für Extrem-Sport immer wieder für Aufsehen.
2004 und 2005 schlittert der Finne beide Male am Titel vorbei. Der Silberpfeil erweist sich als schnell, aber anfällig. Oft beendete Räikkönen die Rennen vorzeitig, neben der Strecke.
2006 läuft es für Räikkönen überhaupt nicht. Keinen einzigen Sieg gibt es zu bejubeln. In Monza wird bekannt, dass er ab 2007 für Ferrari fahren und die Nachfolge von Rekordchampion Michael Schumacher antreten wird.
2007 - WM-Titel mit Ferrari: Angekommen auf dem Olymp! Gleich im ersten Ferrari-Jahr setzt sich Räikkönen trotz 7 Punkte Rückstand im letzten Rennen gegen Hamilton und Alonso durch. Was für ein WM-Showdown!
Bis heute bleibt Räikkönen damit der letzte Formel-1-Weltmeister im Ferrari.
2008 und 2009 kann der Iceman nicht mehr an die Erfolge des ersten Ferrari-Jahres anknüpfen. Nach nur drei Siegen in zwei Saisons verabschiedet sich Räikkönen aus der F1 und wechselt in den Rallye-Sport.
2010 und 2011 - Rallye-Abenteuer: Räikkönen probiert sich in der neuen Serie aus, große Erfolge bleiben aber aus. Auch deshalb zieht es den Finnen nur nur zwei Jahre später zurück zum F1-Zirkus.
2012 - Rückkehr in die F1: Räikkönen geht für das Lotus-Team an den Start und belegt am Ende der Saison sensationell den dritten Platz der Gesamtwertung. Damit hat selbst Lotus wohl nicht gerechnet...
Denn das Team genehmigt eine irre Klausel: Für jeden Punkt soll Räikkönen 50.000 Euro extra bekommen. Nach 390 Punkten stehen ihm am Vertragsende so 19,5 Mio. Euro zu. Der Finne verzichtet auf einen Großteil, damit Lotus nicht Konkurs geht.
Unvergessen bleibt auch Räikkönens legendärer Funk-Ausraster in Abu Dhabi 2012. Auf dem Weg zu seinem Sieg schnauzt er Lotus-Engineer Simon Rennie an: "Just leave me alone, I know what to do!”
2014 - Rückkehr zu Ferrari: Räikkönen unterschreibt zum zweiten Mal bei der Scuderia. Bis 2018 ist er hinter Sebastian Vettel klar die Nummer zwei, aber ein zuverlässiger und geschätzter Teamkollege.
Seine letzten Jahre lässt Räikkönen bei Alfa Romeo ausklingen. Nach 349 Rennen ist nun für den beliebten Finnen endgültig Schluss in der Formel 1.

Vettel und Räikkönen duellierten sich im Badminton

Räikkönen hat sich nie um Etiketten geschert. Räikkönen blieb immer Kimi Räikkönen. Auch deswegen verstanden und verstehen sich der Finne und Sebastian Vettel so gut. Dass der gebürtige Heppenheimer Räikkönen bei einer Preisverleihung schon mal täuschend gut imitierte, sorgte auch nicht für Dissonanzen. "Wird man ihn vermissen? Ja", meinte Vettel jüngst.

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Mit Räikkönen könne man keinen Streit oder ein Problem habe. "Wenn du es hast, dann ist das Problem nicht er - dann bist du das Problem", betonte Vettel. Ohne womöglich zu wissen, was Räikkönen nun in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur lachend über einstige Badminton-Begegnungen erzählte: "Ich habe früher sogar ein paar mal versucht, ihn gewinnen zu lassen. Wahrscheinlich besteht sein Plan darin, dass ich so alt werde, dass er mich endlich mal schlagen kann."

Räikkönen feiert WM-Titel mit Ferrari

Räikkönen glückte während seiner Ferrari-Zeit auch, was Vettel nicht gelang. Weltmeister mit der Scuderia zu werden, auch weil er sich 2007 vom bitterbösen Zoff-Duell zwischen den damaligen McLaren-Kollegen Lewis Hamilton und Fernando Alonso nicht aus der für ihn so typischen Ruhe bringen ließ.

Image: PLATZ 10: Kimi Räikkönen (Ferrari) in 2007 im Alter von 28 Jahren und 4 Tagen

21 Siege schaffte Räikkönen in der Formel 1, er fuhr für Sauber, McLaren, Ferrari, machte 2010 und 2011 ein Pause in der Königsklasse und kehrte zu Lotus zurück, ehe es noch mal zu Ferrari ging und noch mal zum Sauber-Nachfolger Alfa Romeo. Allein das sagt einiges aus: So ganz kamen Räikkönen und seine Teams nicht voneinander los.

Räikkönen-Funk bleibt unvergessen

So wie seine Fans weltweit. Mit ihm geht eine der absoluten Kultfiguren. Seine Sprüche, wenn er denn mal redete, sind legendär. So wie 2013 in Abu Dhabi, als er seinem 20. Grand-Prix-Erfolg entgegenfuhr und genervt von den Hinweisen und Tipps seines Renningenieurs zurück funkte: "Lasst mich in Ruhe, ich weiß, was ich tue."

dpa

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