Formel-1-Reporterin Sandra Baumgartner spricht in ihrer Kolumne "Back on Track" über aktuelle Themen in der Königsklasse des Motorsports auf skysport.de.
Dieses Mal geht es darum, wo Vettel die WM verloren hat.
Im Motorsport kann alles passieren. Aber 67 Punkte in vier Rennen aufzuholen, ist meiner Meinung nach 2018 ein Ding der Unmöglichkeit. Sebastian Vettel hat sich am Wochenende in Suzuka selbst der Möglichkeit beraubt, den WM-Traum weiter am Leben zu halten.
Vettels Nackenschläge in Suzuka
Erster Nackenschlag: In der Qualifikation lief in Q3 vieles schief. Klar, im Nachhinein betrachtet war die Entscheidung des Teams für die Intermediates falsch. Doch gravierender finde ich die Tatsache, dass Vettel durch seinen Fahrfehler in der Spoon nur Platz neun erreichen konnte. Räikkönen hat es immerhin auf Rang vier geschafft. Er hat eine saubere Runde hinbekommen, Vettel nicht.
Zweiter Nackenschlag: Wieder die Spoon im Rennen in Runde acht. Klar versucht jeder Fahrer in eine Lücke reinzufahren, wenn sich eine auftut. Aber doch nicht an der schwierigsten Stelle des Kurses, wenn Verstappen vor einem liegt und auch noch eine Fünf-Sekunden-Strafe im Gepäck hat.
Wo ist der coole Sebastian hin?
Vettel sagt, wenn er es da nicht probiert, kann er zu Hause bleiben. Ja, das stimmt - und genau das will ich im Rennsport sehen. Mutige Manöver, die keiner erwartet. Aber ich glaube der Druck und sein unbändiger Ehrgeiz, das Ruder in der WM noch rumzureißen, stehen Vettel im Weg.
Wo ist der coole Sebastian hin, der abgezockt die Möglichkeiten abschätzt? Natürlich muss er sich etwas einfallen lassen, ungewöhnliche Wege gehen, riskante Strategien in Erwägung ziehen und kämpfen. Aber nicht mit der Brechstange und vor allem nicht gegen Verstappen. Der Niederländer gibt keinen Millimeter nach, um seine Linie und Position zu verteidigen. Das musste Vettel selbst schon am eigenen Leib erfahren.
Du kannst als WM-Jäger keinen Punkt wegwerfen
Mit der Fünf-Sekunden-Strafe wäre es für Vettel auch möglich gewesen, über den Boxenstopp am Red-Bull-Piloten vorbeizugehen. Dann wäre er wahrscheinlich auf Platz drei ins Ziel gekommen und hätte sieben Punkte mehr. Ob die am Schluss gereicht hätten - keine Ahnung. Hätte, hätte Fahrradkette. Aber als WM-Jäger kannst du keinen Punkt wegwerfen.
Schade für Vettel und für Ferrari - aber ich glaube nicht mehr daran, dass sie es noch schaffen, Lewis Hamilton den Titel vor der Nase wegzuschnappen.
Über mich:
Autonärrin, Motorsportliebhaberin, Petrolhead
Motorsport ist, seit ich denken kann, meine absolute Leidenschaft. Seit sieben Jahren berichte ich als Journalistin für Sky über die Formel 1. Manchmal mit so viel Power, dass mir mein Kollege Noah Pudelko den redaktionsinternen Spitznamen "Die Düse" verpasst hat.
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