Sky Experte Timo Glock beleuchtet in seiner Kolumne die wichtigsten Themen rund um den Formel-1-Zirkus. Diesmal blickt er auf den gelungenen Saisonauftakt in Bahrain und nimmt dabei die Top-Teams und deutschen Fahrer in den Fokus.
Das war ein Auftakt, wie wir ihn uns gewünscht haben - mit einem klasse Fight um die Führung. Es war für mich aber doch überraschend, dass Ferrari das Rennen so kontrollieren konnte. Ich hatte nach den Tests und dem Wochenende eigentlich eher Max Verstappen und Red Bull vorne gesehen. Doch Charles Leclerc, Carlos Sainz und Ferrari haben das insgesamt sehr gut gemacht. Bei Leclerc war es schon beeindruckend, wie er sich im Kampf mit Verstappen verhalten hat. Er hat sich immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort platziert und konnte so die Angriffe von Verstappen erst kontern und sich dann wieder einen Vorsprung herausfahren, was strategisch sehr wichtig war. Somit hat er absolut verdient gewonnen.
Red Bull dürfte von den Ausfällen überrascht sein
Auf Red-Bull-Seite war es überraschend, dass man mit technischen Problemen zu kämpfen hatte und so beide Autos kurz vor Schluss verloren hat. Bei den Tests lief noch alles nahezu reibungslos, weshalb auch Red Bull von den Ausfällen überrascht sein dürfte. Das ist natürlich jetzt extrem ärgerlich, weil man ja im vergangenen Jahr gesehen hat, dass jeder Punkt zählt und am Ende über den Titel entscheiden kann.
Um bei den Top-Teams zu bleiben: Mercedes konnte Schadensbegrenzung betreiben. Über den Renntrim haben die Silberpfeile doch etwas besser ausgesehen. Da ist man über das gesamte Wochenende gesehen in die richtige Richtung gegangen. Beide Fahrer waren am Ende deutlich zufriedener mit dem Auto und konnten so deutlich mehr Performance aus dem Gesamtpaket holen. Wenn es dann in naher Zukunft neue Teile für Hamilton und Russell geben wird, bin ich gespannt, ob es dann zu einem Dreikampf an der Spitze kommen wird und ob Ferrari die Pace wirklich halten kann, die sie zum Auftakt gezeigt haben.
Magnussen? Besser kann man es nicht machen
Die generelle Überraschung war mich zum einen Haas und Kevin Magnussen. Dort sieht man ganz klar die Erfahrung eines Talents, das zuvor auch schon in der Formel 1 gefahren ist. Er hat eine starke Performance gezeigt - auch schon im Qualifying, als er in Q3 mit nur einer Runde aufgrund von technischen Problemen das Auto auf P7 gesetzt hat. Besser kann man es nicht machen.
Die Sky User Noten zum GP von Bahrain
Zum anderen hat mich auch Alfa Romeo überrascht, die sich mit beiden Fahrern top gezeigt haben. Für Valtteri Bottas wäre deutlich mehr drin gewesen, hätte er einen besseren Start gehabt. Dass Rookie Guanyu Zhou in seinem ersten F1-Rennen gleich einen Punkt holt, zeigt zudem, dass das Paket passt. Es zeigt aber auch, dass Ferrari einen großen Schritt nach vorne gemacht hat, was den Antriebsstrang angeht. Alle Teams mit Ferrari-Motor sind im Tableau deutlich nach vorne marschiert, während die Mercedes-Fraktion geschlossen etwas zurückgefallen ist. Honda konnte wie Ferrari zulegen, was am Wahnsinns-Topspeed von Verstappen zu sehen war, als dieser Leclerc angegriffen hatte und Zusatz-Power dazuschalten konnte.
Aston Martin enttäuscht - aber Hülkenberg mit klarem Ausrufezeichen
Die Enttäuschung des Wochenendes war Aston Martin. Für Sebastian Vettel wird es in Zukunft schwierig, aus diesem Paket etwas zu machen. Da braucht es viel, viel Arbeit rund um den neuen Teamchef Mike Krack. Trotzdem muss ich den Hut vor der Leistung von Nico Hülkenberg ziehen! Das war von ihm herausragend, so kurzfristig nach Bahrain zu kommen, ohne zuvor in diesem Auto gesessen zu haben und dann so ein Qualifying zu fahren, wo er dem Stammfahrer Lance Stroll drei Zehntel abnimmt. Das ist ein ganz klares Ausrufezeichen, dass Hülkenberg in Richtung der Paydriver gesendet hat. Es gibt eben doch qualitative Unterschiede.
Kommen wir noch zum zweiten deutschen Fahrer - Mick Schumacher. Die Performance von Magnussen gibt Hoffnung für Mick. Er hatte nicht so ein rundes Qualifying und auch kein rundes Rennen durch den unverschuldeten Dreher zu Beginn. Vor allem im ersten Stint dürften die Reifen dadurch alles andere als optimal gewesen sein. Am Ende konnte er aber über die gesamte Renndistanz nicht so performen, wie er sich das wahrscheinlich vorgestellt hatte. Aber er hat nun die Möglichkeit zu analysieren und zu verstehen, wo Magnussen schneller war und was der Däne anders gemacht hat. Die Motivation muss sein, dass das Team ein Auto hat, das Top-10-fähig ist. Das muss damit auch gleichzeitig das Ziel für Mick sein.
Hohe Temperaturen: Die Krux bei den Regeländerungen
Noch ein letzter Gedanke zu den Regeländerungen. Diese greifen meiner Meinung nach bislang nur mäßig. Es geht alles in die richtige Richtung, es gibt aber eine Problematik. Wenn Verstappen drei Runden hinter Leclerc herfährt und dann direkt von der Box das Kommando bekommt, Abstand zu halten, da die Temperaturen am Auto zu hoch gehen, kann man Regeln konstruieren, wie man möchte. Wenn das Problem mit der Temperatur auftritt und man nicht mehr hinterherfahren kann, ist das natürlich nicht förderlich.
Es ist klar, dass die Teams das Auto so konstruieren, dass es bei freier Fahrt maximale Performance liefern kann. Fährt nun aber ein Auto davor, kann die Kühlung nicht mehr so effizient funktionieren. Das ist so ein bisschen die Krux an dem ganzen Thema, aber ich glaube dennoch, dass es für die Formel 1 ein Schritt in die richtige Richtung ist.
Ich freue mich auf jeden Fall auf eine spannende Saison und weitere 22 Rennen, die mit Sicherheit irgendwann zu einem Dreikampf, vielleicht sogar zu einem Vierkampf werden. Diesbezüglich ist alles offen!
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