Sky Experte Ralf Schumacher beleuchtet in seiner Kolumne die wichtigsten Themen rund um den Formel-1-Zirkus. Dieses Mal spricht er über den Ausstieg von Honda als Motorenlieferant und die Fahrt von Mick Schumacher am Nürburgring.
Hondas Ankündigung, sich 2021 aus der F1 zurückzuziehen, war natürlich ein Schock für viele. Doch ich sehe es nicht so dramatisch.
Nach meinen Informationen ist die Trennung schon vor Monaten entschieden worden. So gesehen ist es jetzt auch keine große Überraschung. Für die F1 ist es schade, einen Motorenhersteller zu verlieren, klar! Insgesamt sehe ich aber kein Problem, wenn nur noch drei Motorenhersteller in der F1 unterwegs sind.
Honda-Zahlen im Keller
Der Zuschauer ist interessiert an spannenden Rennen. An der Technik weniger. Wichtig ist, dass die Werksteams die Performance der Kundenteams richtig darstellen. Das ist für den Zuschauer wichtig. Das muss transparent bleiben. Und dann wird es auch kein Problem sein.
Honda hat sehr unter den Folgen der Covid-19-Pandemie gelitten. Die Absatzzahlen und der Umsatz sind in den Keller gegangen. Der Ausstieg hat also vor allem finanzielle Gründe. So lässt sich die Entscheidung nachvollziehen.
Zusammenarbeit mit Mercedes nicht realistisch
Ich glaube, dass Honda und Red Bull das Jahr noch sehr gut zusammenarbeiten werden. Ich habe keine Befürchtung, dass die Japaner das Projekt schon frühzeitig auslaufen lassen werden. Dort arbeiten richtige Racer. Die werden bis zum Schluss Gas geben.
Um RB müssen wir uns mittel- und langfristig keine Sorgen machen. Für sie gibt es genug Optionen, optimistisch in die F1-Zukunft zu sehen. Das wahrscheinlichste Szenario wird eine Zusammenarbeit mit einem bestehenden Motorenhersteller sein. Mercedes unterstützt schon mehrere Teams. Das sehe ich nicht besonders realistisch.
Brisante Vorgeschichte
Es ist dann eher eine Entscheidung zwischen Ferrari und Renault. Rein rational muss man nicht studiert haben, um diese Entscheidung zu fällen … Aber die Beziehung zwischen Renault und RB hat natürlich eine Vorgeschichte. Und die ist auch emotional. Optimal sind die Voraussetzungen nicht.
Zwischen dem Renault-Verantwortlichen Abiteboul und dem Duo Horner und Marko auf Red-Bull-Seite gab es zum Ende der Zusammenarbeit private Rangeleien. Damals war Renault ja auch nicht gut genug. Daraus hat RB keinen Hehl gemacht. Abiteboul wird aber weiter der entscheidende Mann bei den Franzosen sein. Da müssten erst einmal ein paar Sachen ausgeräumt werden - zwischenmenschlicher Natur.
Problematische Konstellation
Generell ist es natürlich problematisch, mit einem Motorenlieferant zusammenzuarbeiten, der naturgemäß sein eigenes Werksteam eher im Blick hat. Das gilt natürlich für alle drei: Mercedes, Ferrari und Renault. Das verträgt sich nicht so gut mit dem Ziel, Weltmeister zu werden.
Aus diesem Gedanken heraus ergibt sich noch eine andere - für mich charmante Option: Es einfach selber machen! Die Entwicklung der Motoren wird in den kommenden Jahren immer weiter eingeschränkt. Das ermöglicht die Chance für RB, sich selber um die Weiterentwicklung des Honda-Motors zu kümmern. Im kommenden Jahr wird Honda ja nochmal eine Ausbaustufe liefern. Eine gute Grundlage. Finanziell hat RB sicher die nötigen Mittel für solch ein Vorhaben. Also ein durchaus realistisches Szenario.
Spekulationen um Verstappen-Klausel
Generell kann man aber nur hoffen, dass Didi Mateschitz nicht irgendwann die Lust an der F1 verliert. Damit steht und fällt alles. Es gibt momentan aber keinerlei Anzeichen für diese Befürchtung.
Über ein mögliches Ausstiegsszenario rund um Verstappen wird in diesem Zuge schon jetzt spekuliert. Er soll eine Klausel im Vertrag haben, die es ihm unter diesen Umständen eventuell ermöglicht, Ende 2021 auszusteigen und einen Teamwechsel anzustreben. Ganz ehrlich: Darüber will ich mir jetzt noch keine Gedanken machen. Das ist noch viel zu früh. In einem Jahr kann in der F1 so viel passieren. Schauen wir uns doch nur das letzte Jahr an.
Mick hervorragend auf Formel 1 vorbereitet
Alle Blicke werden am kommenden Freitag natürlich auf Mick und seiner Fahrt im Alfa Romeo gerichtet sein. Für Deutschland hat es eine wahnsinnig emotionale Bedeutung, wieder einen Schumacher in der F1 zu sehen. Das kann ich komplett nachvollziehen.
Das Wichtigste ist: Mick ist hervorragend auf die Formel 1 vorbereitet. Da macht Ferrari mit seinen Junioren einen super Job. Es wird ein besonderer Moment sein, ihn im F1-Auto zu sehen, gerade am Nürburgring. Vor allem für Mick wird es toll sein. Man darf aber auch nicht vergessen, dass der Alfa nicht gerade ein Top-Auto ist. Man sollte also auch nicht zu viel erwarten.
Hinter Mercedes wird es spannend
Mit großer Vorfreude schaue ich auf das kommende Wochenende. Mercedes ist momentan gefühlt außer Konkurrenz. Dahinter wird es aber wieder richtig spannend. Unter anderem McLaren traue ich einiges zu. Bei Red Bull bin ich mir noch nicht so sicher. Die brauchen eher warme Temperaturen.
Das kann ich für den Nürburgring im Oktober aber quasi ausschließen. Sogar Schnee ist nicht unmöglich! Das Wetter kann und wird am Wochenende einen großen Einfluss nehmen. Das ist am Nürburgring schon traditionell so. Das verspricht für die Zuschauer sehr unterhaltsam zu werden.