Formel-1-Reporterin Sandra Baumgartner spricht in ihrer Kolumne "Back on Track" über die aktuellen Themen in der Königsklasse des Motorsports auf skysport.de. Dieses Mal geht es ums Prestige.
Sebastian Vettels Sieg in Kanada ist von großer Bedeutung - in vielerlei Hinsicht. Seit 2004 hat hier kein Ferrari mehr gewonnen. Kanada ist gespickt mit Ferraristi, die noch aus der Villeneuve-Ära glühende Anhänger der Italiener sind. Nach Gilles Villeneuve vor 40 Jahren, nach Schumacher im Jahr 2004, war es dieses Mal am Heppenheimer "Grazie" am Teamfunk zu sagen.
Dass es für Vettel der 50. Grand-Prix-Erfolg war, verschwindet bei all der Historie fast schon im Hintergrund. Doch besonders süß dürfte der Sieg geschmeckt haben, weil Vettel ihn auf souveräne Art und Weise auf absolutem Hamilton-Territorium geholt hat.
Montreal: Hamiltons Revier
Kanada ist eigentlich absolutes Hamilton Land. Nur Michael Schumacher ist hier erfolgreicher gewesen als der aktuelle Weltmeister. Auf dieser Strecke ist Mercedes der Favorit. Eigentlich. Ferrari hat gezeigt: 'Wir sind dieses Jahr auch auf Powerstrecken da und können die Konkurrenten aus Brackley schlagen'. Das verspricht für den Saisonverlauf einiges.
Bevor jetzt alle rufen: 'Mercedes hatte aber das Motor-Update nicht im Heck wie Ferrari' - Stopp! Hamilton selbst hat gesagt, dass das kaum eine Rolle spielt. In der Qualifikation lag Bottas nur winzige 9 Hundertstel hinter Vettel und im Rennen lagen drei Teams mit ihren schnellsten Runden innerhalb von gerade einmal 0,15 Sekunden.
Will heißen, auch ohne Update war Mercedes in der Lage, auf gleichem Niveau zu fahren. Und bisher weiß niemand, ob das nicht mit dem Update ähnlich gewesen wäre. Dazu kommt, dass Hamilton einfach kein gutes Wochenende erwischt hat - und das hängt nicht mit dem fehlenden Update zusammen.
Hamilton-Comeback in Silverstone?
Mercedes selbst erkennt neidlos an, dass Ferrari an diesem Wochenende den besseren Job gemacht hat. Ich freue mich jetzt schon auf Silverstone. Denn das ist Hamiltons absolute Paradestrecke. In seiner Heimat ist er schon erfolgreichster Fahrer der Geschichte.
Wenn Sebastian Vettel ihn auch hier in die Schranken weisen kann, dann haben wir eine Saison so spannend wie schon lange nicht mehr. Und ich bin mir sicher, Vettel und auch Ferrari haben in diesem Jahr das Zeug dazu!
Über mich:
Autonärrin, Motorsportliebhaberin, Petrolhead
Motorsport ist, seit ich denken kann, meine absolute Leidenschaft. Seit sieben Jahren berichte ich als Journalistin für Sky über die Formel 1. Manchmal mit so viel Power, dass mir mein Kollege Noah Pudelko den redaktionsinternen Spitznamen "Die Düse" verpasst hat.
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