Nach seinem Crash im Qualifying hat Charles Leclerc deutliche Worte gefunden. Neben Ernüchterung und Enttäuschung bleibt eine kleine Resthoffnung für Sonntag.
Im Glanz und Glamour von Miami schoss Charles Leclerc im dritten Teil der Qualifikation über die Strecke, im Visier: Die Pole Position. Doch in der vorletzten Kurve verbremste sich der Monegasse, die Rundenzeit reichte nur für einen zwischenzeitlich siebten Platz.
Der zweite und letzte Versuch im Kampf um die erste Startreihe musste also sitzen. Leclerc riskierte alles, folterte seinen Boliden nahezu durch die Kurvenkombination im ersten Sektor - und flog ab. Zu viel Risiko, zu hart gepusht, zurück blieb neben dem demolierten Ferrari pure Ernüchterung und Enttäuschung beim Monegassen über sich selbst.
Vasseur über Leclerc: "Werde ihn da immer unterstützen"
"Er war eigentlich auf der Pace für die Pole mit dem ersten Set Reifen, hat dann leicht die Wand geküsst und dann in der letzten Runde vielleicht zu sehr gepusht", fasste Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur das Qualifying von Leclerc bei Sky zusammen. "Man kann dem Fahrer immer die Schuld geben, wenn er pusht. Wir sind aber in einer Situation, in der wir pushen müssen, um nach vorne zu kommen", verteidigte Vasseur seinen Schützling. "Wir sind ja nicht in der Komfortzone, deshalb werde ich ihn da immer unterstützen."
Leclerc selbst wollte keine Ausrede für seinen erneuten Fehler gelten lassen: "Was inakzeptabel ist, ist es, den gleichen Fehler in der gleichen Kurve zweimal zu machen. Ich bin sehr enttäuscht von mir", meinte der 25-Jährige bei Sky Sports. Bereits im zweiten freien Training flog Leclerc an derselben Stelle ab, "du kannst in solchen Situationen immer Ausreden finden", meinte der Ferrari-Pilot. "Der Wind war sehr stark, es war sehr kompliziert, das Setup des Autos war auch knifflig. Aber ich habe mich selbst in diese Lage gebracht. Ich wollte dieses Setup und wusste, dass es schwierig werden würde."
Leclerc über Risiko in Q3: "Das war zu viel"
Ferrari kämpft nach wie vor mit Problemen, im Qualifying sind die Italiener deutlich stärker als im Rennen, auch weil Leclerc stets viel riskiert. "Ich weiß auch, dass ich mehr Risiko eingehe als andere in Q3, aber das war zu viel", konstatierte der Monegasse. Auf die Frage, ob er sich selbst zu sehr unter Druck setzen würde, meinte er: "Ich glaube nicht, weil es sich (das Risiko, Anm. d. Red.) die meiste Zeit auszahlt. Aber an diesem Wochenende habe ich einfach zu viel riskiert."
19 Pole Positions holte Leclerc bereits, fuhr daraus jedoch nur fünf Siege ein. Die Ferrari-Rennpace ist in dieser Saison ein großes Problem, auch wegen des hohen Reifenverschleißes. "Aston Martin sieht sehr stark in der Rennpace aus, ich weiß nicht, wo wir genau landen können", schätzte Leclerc seine Chancen für das Rennen ein. "Ein Podium wäre ein sehr gutes Ergebnis mit unserer aktuellen Rennpace."
Hoffnung auf Wetter-Chaos im Rennen
Die Ausgangslage für Leclerc und Ferrari ist ernüchternd, von Platz sieben startet der 25-Jährige ins Rennen (ab 20 Uhr live auf Sky). Die durcheinandergewirbelte Startaufstellung mit sechs verschiedenen Teams auf den ersten sechs Plätzen könnte allerdings noch für Spannung sorgen, auch Max Verstappen startet nur von Platz neun.
Und apropos Wirbel: Die Wetterlage in Miami sieht kompliziert aus, zuletzt waren Hitzegewitter für den Sonntag angekündigt - ein Wetterchaos mit Rennabbrüchen könnte das Qualifying-Debakel für Leclerc vergessen machen: "Das Wetter sieht sehr knifflig aus, hoffentlich können wir ein sauberes Rennen haben und nach vorne kommen."