Max Verstappen war nach dem Sprint von Aserbaidschan mächtig sauer auf George Russell und nahm sich den Mercedes-Piloten direkt im Parc ferme zur Brust. Dabei fiel auch ein unschönes Schimpfwort.
Auslöser für den Zwist war das harte Überholmanöver von Russell kurz nach dem Sprint-Start in Baku. In Kurve drei presste sich der Mercedes-Pilot an Verstappen vorbei und fuhr dem Weltmeister dabei in die Seite. Der linke Seitenkasten des Red Bulls war anschließend sichtbar beschädigt, auch der Unterboden bekam etwas ab. Schon in den ersten beiden Kurven lieferten sich die beiden Piloten einen intensiven Rad-an-Rad-Zweikampf. Dabei berührte Verstappen mit seinem Boliden auch leicht die Barriere.
"Ich verstehe einfach nicht, wieso man in der ersten Runde so viel Risiko gehen muss. Er ist mit Untersteuern bei mir in den Seitenkasten rein. Das macht keinen Sinn", schimpfte Verstappen im F1-Interview in Richtung Russell. Der 25-jährige Brite sah die Situation am Sky Mikrofon naturgemäß anders: "Ich war innen und er außen. Ich bin hier, um zu kämpfen und zu gewinnen, da halte ich mich natürlich nicht zurück."
Russell betonte, dass der Kontakt "natürlich keine Absicht" gewesen sei. "Ich war auch überrascht, dass er auf der Außenlinie versucht hat, dagegenzuhalten. Baku ist ein Straßenkurs und er hatte deutlich mehr zu verlieren als ich. Wenn jemand versucht, auf der Außenbahn dagegenzuhalten, dann kann dir innen immer mal einer leicht in die Seite fahren. Das wäre auch nicht anders, wenn es andersherum gewesen wäre", so Russell.
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Auch Wolff und Marko sind sich uneins
Unterschiedliche Meinungen bei diesem Duell hatten aber nicht nur die beiden Piloten, sondern auch die Verantwortlichen. "George (Russell, Anm. d. Red.) und Max (Verstappen, Anm. d. Red.) haben für ein bisschen Unterhaltung gesorgt. George war innen, Max war außen, diese Situation hatten sie schon 50-mal in ihrer Karriere, auch bereits zu Go-Kart-Zeiten. Wenn du außen bist, dann solltest du eigentlich zurückstecken", erklärte Mercedes-Teamchef Toto Wolff bei Sky und verteidigte seinen Schützling.
Red Bulls Motorsportchef Dr. Helmut Marko sah hingegen die klare Schuld bei Russell. "Max (Verstappen, Anm. d. Red.) ist mit einem überharten Manöver von Russell fast in die Mauer gedrückt worden. Das Auto wurde dadurch wesentlich mehr beschädigt, als wir es zunächst angenommen haben. Das hat sich mit Sicherheit auf die Performance ausgewirkt. Russell hatte die Ausrede mit den kalten Reifen schon mal gehabt. Er ist lange genug dabei, so etwas darf ihm nicht passieren", so der 80-jährige Grazer am Sky Mikrofon.
Verstappen hatte sich schon während des Sprints am Funk heftig über Russell beschwert und zwischen den Zeilen auch die Rennleitung dafür kritisiert, dass sein Kontrahent für seine Aktion keine Strafe bekommen hatte. "Er hat mein Auto demoliert, wie kann es sein, dass er einfach weiterfahren darf. Das ist lächerlich", fluchte der 25-jährige Niederländer erbost. "Es war natürlich ein Fahrfehler von Russell, er war ein bisschen übermotiviert", kommentierte Sky F1-Experte Ralf Schumacher die Aktion.
Zwist setzt sich im Parc ferme fort
Nach dem Restart in der Anfangsphase des Sprints rückte Verstappen die Kräfteverhältnisse aber wieder gerade, zog auf Start und Ziel an Russell vorbei auf Rang drei. "Sehr gut gemacht - und das ganz ohne Berührung", funkte Verstappens Renningenieur Gianpiero Lambiase mit viel Ironie. "Ich kann das. Das geht ganz einfach und ganz sauber", erwiderte Verstappen.
Nach der Zieldurchfahrt suchte der Weltmeister sofort den Dialog mit Russell und deutet dabei auf seinen beschädigten Red Bull. "Es tut mir leid. Ich hatte in der Kurve keinen Grip", erklärte Russell. "Mein Freund, wir hatten dort alle keinen Grip. Wir müssen alle ein bisschen Platz lassen", reagierte Verstappen. "Ich weiß. Das sollten wir beide tun", machte der Mercedes-Pilot seinen Gegenüber auch mitverantwortlich für die Berührung und stapfte von dannen. "Jaja, Schwachkopf", rief ihm Verstappen noch hinterher.
Verstappen blieb sichtlich angesäuert zurück. Die Laune des zweifachen Weltmeisters in Baku war zuvor schon hörbar schlecht. Verstappen hatte wiederholt das neue Sprint-Format kritisiert. Dass Teamkollege und WM-Rivale Sergio Perez den Sprint dann auch noch gewann, während er hinter Ferrari-Pilot Charles Leclerc nur als Dritter ins Ziel kam, dürfte seine Laune zusätzlich zu dem Russell-Zwist nicht gerade verbessert haben.
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