Charles Leclerc war die tragische Figur beim GP von Monaco! Ausgerechnet beim Heimrennen erlebte der Monegasse eine wahre Achterbahnfahrt der Gefühle - allerdings ohne Happy End. Rückblickend muss sich auch gefragt werden, ob sogar das Team fahrlässig gehandelt hat und Leclerc so ein gutes Ergebnis verbaut wurde.
Eine kurze Chronologie der Ereignisse: Charles Leclerc fährt bereits in den Trainingssessions gute Zeiten und bestätigt den Eindruck, dass Ferrari beim Großen Preis von Monaco vorne mitmischen kann. Im Qualifying am Samstag legt Leclerc dann in Q3 zunächst die schnellste Zeit hin.
Bei seinem Versuch, diese nochmals zu verbessern, kracht der Monegasse jedoch mit der rechten Seite seines Boliden heftig in die Leitplanke - sichert sich dadurch aber auch die Pole Position, weil besonders Max Verstappen im ersten Sektor eine schnellere Zeit setzt und die Möglichkeit hatte, Leclerc zu unterbieten. Durch die Rote Flagge nach dem Leclerc-Unfall wird dem Niederländer diese Chance jedoch genommen.
Leclerc erlebt Gefühls-Achterbahn: Erst Freude, dann der Schock
Danach herrscht aber weiterhin Ungewissheit. Wie kaputt ist das Auto von Leclerc? Hat das Getriebe etwas abbekommen und muss gewechselt werden? In diesem Fall hätte der Monegasse eine Rückversetzung von fünf Plätze kassiert. Doch am Sonntag dann das endgültige Aufatmen. Ferrari verkündet, dass sich beim Check-Up gezeigt hat, dass das Getriebe keine Schäden davon getragen hat und dass Leclerc bei seinem Heim-GP von der Pole aus starten kann.
Doch kurze Zeit später folgte bereits der nächste und letzte Part der Gefühls-Achterbahn. Auf dem Weg Richtung Startaufstellung meldet Leclerc Probleme via Teamradio. "Nein, nein, nein", ist zu hören. Der Ferrari-Pilot schlägt noch im Auto die Hände übers Gesicht. Und die Befürchtungen bestätigen sich: Das Auto kann nicht mehr rechtzeitig repariert werden. Hinten links am Heck gibt es Probleme mit der Antriebswelle. Leclerc kann nicht starten - sein Monaco-Fluch hält an. Denn bislang konnte der 23-Jährige noch nie bei seinem Heim-GP punkten.
Binotto: "Kann in keinem Zusammenhang mit Unfall stehen"
Doch wäre der Ausfall in diesem Jahr zu vermeiden gewesen? War der Crash im Qualifying am Tag zuvor Schuld? Ferrari-Teamchef Mattia Binotto sieht in der ersten Analyse bei Sky UK keinen Zusammenhang.
"Der Fehler liegt an der Antriebswelle in der Nabe auf der linken Seite. Es ist also kein Getriebeproblem, das wir hatten. Das Getriebe wurde gestern Abend inspiziert, es wurde überprüft, und ich denke, dass das Getriebe für das Rennen in Ordnung war. Was passiert ist, liegt auf der gegenüberliegenden Seite im Vergleich zum Unfall. Es kann also in keinem Zusammenhang mit dem Unfall stehen."
Hätte Ferrari das Auto besser checken müssen?
Speziell auf das fragliche Teil angesprochen, das den Start von Leclerc verhinderte, bestätigte Binotto, dass es nach dem Unfall nicht untersucht worden war: "Es war ein Bereich, der nicht untersucht wurde, weil er nicht beschädigt war", so der Teamchef.
Doch genau darin liegt womöglich das Problem. Hätte das Team nach so einem heftigen Unfall im Qualifying nicht das gesamte Auto so gut es geht überprüfen müssen - quasi einen Rundum-Check-Up? Womöglich wäre dann bereits rechtzeitig etwas aufgefallen, sodass die Scuderia noch hätte reagieren können.
"Wir müssen abwarten. Ich denke, wir können nur die Daten genau analysieren und versuchen, eine klare Erklärung zu finden", schiebt Binotto bei seiner Aufarbeitung hinterher. "Es gab kein Glücksspiel mit dem Getriebe. Wir sind zuversichtlich, dass das Getriebe für das Rennen in Ordnung gewesen wäre. Aber noch einmal: was passiert ist, braucht eine Erklärung, die wir im Moment nicht haben. Wie ich schon sagte, müssen wir das analysieren."
Leclerc: "Ich bin sehr traurig"
Immerhin ein wenig Genugtuung gab es für den Rennstall dennoch: Carlos Sainz fuhr am Ende auf einen starken zweiten Platz und sicherte Ferrari so 18 Punkte in der Konstrukteurs-WM. (Zur WM-Wertung)
Für Leclerc hingegen dürfte dies wenig Trost gewesen sein. Der Monegasse war bereits während des Rennens deutlich niedergeschlagen: "Es ist wirklich schwierig zu verdauen, zuhause nicht zu starten, aber so ist das nun mal. Mir fehlen ein wenig die Worte, ich bin sehr traurig darüber, dass ich hier nicht starten konnte."
In knapp zwei Wochen darf Leclerc aber wieder ran. Dann macht der Formel-1-Zirkus in Baku in Aserbaidschan Halt. Wie gewohnt gibt es alle Sessions ab Freitag, den 4. Juni LIVE und EXKLUSIV auf Sky Sport F1.