Der Machtwechsel ist vollzogen: Mit einer irren Aufholjagd und viel Safety-Car-Glück hat Max Verstappen einer denkwürdigen Formel-1-Saison die Krone aufgesetzt und sich seinen ersten WM-Titel geholt.
Das Feuerwerk erleuchtete den Nachthimmel, Zehntausende Fans in Orange feierten Verstappens entscheidendes Manöver, und der Red-Bull-Pilot selbst konnte es kaum fassen. "Das ist unglaublich, Jungs", funkte er mit zittriger Stimme an die Box: "Können wir das bitte in den kommenden 10 bis 15 Jahren zusammen machen?" Er wolle "bis ans Lebensende bei diesem Team bleiben, ich liebe sie", sagte er später noch.
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Hamilton dagegen saß lange in seinem Auto, behielt den Helm auch danach noch auf. Er und Mercedes müssen sich mit dem achten Konstrukteurstitel in Serie trösten. Weiterhin bleibt der Brite "nur" geteilter Rekordchampion mit Michael Schumacher. "Gratulation an Max und sein Team", sagte Hamilton, "es war eine unglaublich schwierige Saison, aber wir haben nie aufgegeben und auch einen tollen Job gemacht."
Verstappen siegt mit acht Punkten Vorsprung
Im Schlussakt also wieder Verstappen gegen Hamilton - wie sollte es auch anders sein? Zum 14. Mal im 22. Rennen machten die beiden Superstars die Plätze eins und zwei unter sich aus. Durch seinen 20. Grand-Prix-Erfolg liegt Verstappen in der Endabrechnung einer denkwürdigen Saison lediglich um acht Punkte vorn.
Dritter wurde der spanische Ferrari-Pilot Carlos Sainz. Sebastian Vettel (Aston Martin) kam nicht über Rang elf hinaus, Mick Schumacher erreichte im Haas als 14. das Ziel.
Nach einer Saison mit zahlreichen WM-Führungswechseln sowie Kollisionen der Rivalen in Silverstone, Monza und Dschidda gingen Verstappen und Hamilton punktgleich (369,5) ins Saisonfinale, eine derart enge Konstellation gab es in 71 Jahren Formel 1 nur ein weiteres Mal: 1974 beim Duell des späteren Titelträgers Emerson Fittipaldi (McLaren) mit Clay Regazzoni (Ferrari).
Punktgleich ins letzte Rennen
Verstappen führte allerdings vor dem entscheidenden Rennen die Fahrerwertung wegen der mehr erzielten Siege an. Deswegen und aufgrund seines aggressiven Fahrstils gab es im Vorfeld reichlich Spekulationen, der Niederländer könnte einen Crash in Betracht ziehen.
Auch Rennleiter Michael Masi sah sich bemüßigt, dezidiert auf Sanktionsmöglichkeiten wie Punktabzüge und Sperren hinzuweisen, sollte es zu Unsportlichkeiten kommen. All dies ging nicht spurlos am 24-jährigen Verstappen vorbei. "Max wird in der Sonne auch nicht mehr braun, der bleibt bleich", scherzte Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko.
Der deutlich routiniertere Hamilton (36) änderte nichts an seinen Abläufen. "Es geht darum, das zu tun, was ich am meisten liebe: ich selbst zu sein auf der Strecke und alles zu geben", sagte er vor dem Start.
Hamilton gewinnt den Start
Diesen erwischte Hamilton besser, der Engländer bog trotz Startplatz zwei als Erster nach rund 300 Metern in Kurve eins ein. Sechs Kehren später griff Verstappen an, drängte seinen Widersacher aber nach Ansicht der Rennkommissare von der Strecke, weswegen Hamilton die Führung behalten durfte.
Die weichen Reifen des Niederländers, die ihm in der Frühphase eigentlich einen Vorteil geben sollten, bauten schnell ab. In der 14. von 58 Runden kam Verstappen zum Boxenstopp, Hamilton zog eine Runde später nach.
Überholmanöver in letzter Runde
Red Bull zog nun seinen Joker, ließ Verstappen-Teamkollege Sergio "Checo" Perez lange auf der Strecke, um Hamilton einzubremsen. Der Mexikaner wehrte sich mit allen Mitteln, musste Hamilton nach rundenlangem Kampf zwar passieren lassen - doch Verstappen war wieder bis auf zwei Sekunden dran am Rivalen. "Checo ist eine Legende", funkte Verstappen.
In Schlagdistanz kam er aber nicht, weswegen Red Bull volles Risiko ging und ihn bei einer virtuellen Safety-Car-Phase zu einem weiteren Reifenwechsel reinholte. Verstappens schwierige Aufgabe lautete nun, pro Runde gut eine Sekunde wettzumachen. Ein weiteres Safety Car fünf Umläufe vor dem Ende eröffnete Verstappen eine weitere unverhoffte Chance - und die nutzte er spektakulär.
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