Wenn der viermalige Weltmeister Sebastian Vettel an den Start eines Formel 1-Rennens geht, dann wird er versuchen, das Maximale zu erreichen. Über eine ganze Saison ist das Maximum der Weltmeistertitel. Bei aller Tiefstaplelei: Dieser ist für Vettel nicht unrealistisch.
Sebastian Vettels Teamchef Otmar Szafnauer hat ein klares Ziel ausgegeben: In drei bis fünf Jahren soll Aston Martin Weltmeister in der Formel 1 werden. Gute Aussichten also für den 33-jährigen Heppenheimer. Dennoch wäre es aus momentaner Sicht überraschend, nachdem Mercedes sieben Titel in Folge einfuhr.
Wenn Vettel jedoch Weltmeister werden würde, wäre er der erste Fahrer seit Alain Prost 1993, der den Titel holt, während er bei seiner fünften Formel 1-Station unter Vertrag steht. Einzige Ausnahme: Jenson Button holte 2009 den WM-Titel mit Brawn GP, theoretisch seine sechste Station. Allerdings benannte sich der Rennstall mehrmals um.
Es lohnt sich demnach ein Vergleich zwischen Sebastian Vettel und dem Franzosen Alain Prost zu ziehen. Denn die beiden Karrieren weisen einige Parallelen auf.
Einstieg in den Motorsport
Beide Fahrer haben, wie so viele andere, ihre Wurzeln im Kartsport. Nur etwa zwei Wochen vor Vettels 20. Geburtstag fuhr der Deutsche 2007 erstmal in der Königsklasse des Rennsports. Da Sauber-Pilot Robert Kubica nach einem schweren Unfall ausfiel, rückte Vettel als bisheriger Ersatzfahrer nach. Noch in derselben Saison verpflichtete Toro Rosso den jungen Deutschen, nachdem Sauber nicht mehr auf ihn setzte. Auch in der darauffolgenden Saison fuhr Vettel für Toro Rosso - seine zweite Station in der Formel 1.
Für Prost war bei seinem ersten Rennstall ebenfalls nach einer Saison Schluss. Im Alter von 25 Jahren debütierte Prost 1980 im McLaren in der Formel 1. Er wechselte 1981 zu Renault, wo er drei Saisons lang durch die Kurven heizte.
Mit dem Wechsel zur dritten Station kamen für beide Piloten schließlich die Erfolge.
Dritte Station - erste Titel
Alain Prost wechselte zur Saison 1984 zu seinem früheren Rennstall McLaren zurück. Doch man konnte die beiden Zeiten nicht miteinander vergleichen. Ein neuer Teamchef leitete das Geschehen und der Porsche-Turbomotor war deutlich leistungsstärker als bei seiner ersten Anstellung.
Zunächst im Schatten von Niki Lauda wurde Prost 1985 erstmals Weltmeister in der Formel 1. Ein Jahr später verteidigte er seinen Titel. Noch im McLaren holte er 1989 seinen dritten Gesamtsieg, wechselte daraufhin aber das Team.
Ähnlich erfolgreich lief es im dritten Anlauf auch bei Vettel, der ab 2009 für Red Bull an den Start ging. Bereits 2010 folgte der erste WM-Titel für den damals 23 Jahre und 134 Tage alten Deutschen. Damit ist er bis heute der jüngste Formel 1-Weltmeister jemals.
Die Jahre danach dominierte Vettel mit seinem Red Bull die Konkurrenz. Bis 2013 holte er jede Saison den Titel. Als es im Jahr danach aber immer schlechter für ihn lief, wechselte er 2015 zu Ferrari.
Unglückliche Zeit bei Ferrari
Sebastian Vettel fuhr bis zur vergangenen Saison für den italienischen Rennstall. Große Hoffnungen lagen auf ihm. Der Vergleich zu Michael Schumacher, der eine überragende Ära mit Ferrari prägte, wurde von Beginn an gezogen. Diesem Druck konnten aber weder der Fahrer, noch das Team Stand halten. Große Erfolge blieben aus. Im Nachhinein erscheint die italienisch-deutsche Verbindung als großes Missverständnis.
Auch Alain Prost wechselte nach seinen Titeln mit McLaren zu Ferrari. 1990 und 1991 fuhr der Franzose im roten Auto. Genau wie Vettel konnte er nicht an seine Erfolge anknüpfen. Beide hatten wenig Glück mit ihren Boliden und waren unzufrieden mit dem fahrbaren Untergrund. Deshalb verließ Prost die Scuderia zeitnah wieder. 1992 setzte er sogar eine Saison aus.
Letzter Triumph bei fünfter Station
1993 feierte Alain Prost dann sein Comeback in der Formel 1. Mit seinem neuen Williams war er wieder konkurrenzfähig. Er holte den Titel für sein neues Team und setzte nach der Saison einen Schlussstrich unter seine Karriere.
Damit könnte Prost als Vorbild für Vettel dienen. Seit dem Erfolg des Franzosen 1993 hat es kein Fahrer mehr geschafft, den WM-Titel zu gewinnen, während er für den fünften Formel 1-Rennstall fuhr.
Aston Martin ist die fünfte Station für Vettel. Ob er wie Prost an seine vergangenen Erfolge anknüpfen und mit dem fünften Team noch einmal die Weltmeisterschaft erreichen kann, steht noch in den Sternen. Den Aussagen seines Teamchefs Otmar Szafnauer zufolge, ist es nicht unrealistisch...