Saisonbestleistung im Qualifying und dennoch Ernüchterung. Sebastian Vettel ist in Ungarn in der bitteren Realität angekommen.
Im Qualifying zum Großen Preis von Ungarn in Budapest fährt Sebastian Vettel auf Platz fünf - Saisonbestleistung für den Ferrari-Piloten. Aufbruchstimmung wollte beim Heppenheimer trotzdem nicht so recht aufkommen.
"Aus eigener Kraft mit beiden Autos ins letzte Qualifying zu kommen und dann nicht nur mitzufahren, sondern mitten reinzufahren, ist schon gut", analysierte der Ex-Weltmeister am Sky Mikro.
Mercedes das Maß aller Dinge
"Schon gut" eben, aber nicht Spitze. Die ist momentan für Ferrari so weit weg wie Maranello von Budapest. Das Qualifying in Ungarn hat einmal mehr die aktuellen Kräfteverhältnisse in der Formel 1 aufgezeigt. Die Mercedes-Motoren dominieren in der Königsklasse. Um das zu erkennen, genügt ein Blick auf das Tableau der Startaufstellung: 1. Lewis Hamilton, 2. Valtteri Bottas (beide Mercedes), 3. Lance Stroll, 4. Santiago Perez (beide Racing Point, ebenfalls mit Mercedes-Motor unterwegs).
Dahinter folgen mit Vettel und seinem Teamkollegen Charles Leclerc die ersten beiden Fahrer ohne Mercedes-Motor - Best of the Rest! Darum geht es momentan für das deutsche Aushängeschild in der Formel 1. Der Abstand zu den beiden Racing Points betrug zwar "nur" etwas mehr als zwei bzw. vier Zehntelsekunden, doch Hamilton und Bottas fahren in einer anderen Welt.
Hamilton: "Nicht weit entfernt von Schienenfahrzeug"
Vor allem bei Hamilton passt alles zusammen. Der Brite stellte mit 1:13,447 Minuten einen neuen Streckenrekord auf dem Hungaroring auf. "In dieser einen Runde ist die Perfektion zusammengekommen. Mein Auto ist nicht weit entfernt von einem Schienenfahrzeug", freute sich der Weltmeister.
Bottas verpasste die Zeit seines Teamkollegen zwar nur um rund eine Zehntelsekunde, der drittplatzierte Stroll wurde allerdings um fast eine Sekunde von Hamilton distanziert, Vettel um gut 1,3 Sekunden. Ferrari kann Mercedes nicht Paroli bieten. Das weiß auch Vettel, der deshalb nach dem Qualifying am Sky Mikro auf eine Kampfansage verzichtete.
Vettel mit realistischer Einschätzung
"Für morgen sind wir in einer guten Position. Ich glaube, dass die Autos um uns herum genauso schnell wie wir sind. Deshalb wird es morgen schwer, aber trotzdem werden wir alles versuchen."
Kleines Trostpflaster: Vettel und Ferrari sind nicht die Einzigen, bei denen Ernüchterung herrscht. Auch Red Bull fährt den Erwartungen hinterher. Das Team, das ausgezogen war, um Mercedes in dieser Saison zu ärgern, enttäuscht mit den Rängen sieben für Max Verstappen und Platz 13 für Alex Albon im Qualifying.
Red Bull ratlos
"Ganz klar funktioniert was nicht, aber ich kann nicht sagen, was es ist. Das war ein enttäuschendes Qualifying", gab Verstappen zu Protokoll. "Wir rätseln", sagte sein Motorsportchef Helmut Marko bei Sky.
Rätseln wird auch Sebastian Vettel weiterhin - vielleicht auch über seine Zukunft. Nach der Saison ist Schluss bei Ferrari. Seit Wochen mutmaßen Fans und Experten, wie es denn nun mit ihm weitergeht. Ein Verbleib in der Formel 1 scheint nur bei Aston Martin (aktuell Racing Point) oder Red Bull möglich zu sein.
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Der Heppenheimer hat keine Eile. "Wichtig ist, dass ich die richtige Entscheidung für mich treffen möchte. Diese ist aktuell noch nicht gefallen'', äußerte sich Vettel zuletzt bei Sky.
Die verbleibende Zeit bei der Scuderia wird er nutzen wollen, um auf sich aufmerksam zu machen. Doch Quantensprünge, das hat das Qualifying einmal mehr gezeigt, sind mit diesem Auto wohl kaum zu erwarten. Viel mehr ist das Mittelfeld die neue Ferrari-Realität.