Mit seinem Sieg in Monaco macht Red Bull-Pilot Sergio Perez das Duell um den Fahrertitel zum Dreikampf. Norbert Haug nennt die besonderen Qualitäten des Mexikaners.
Wie schnell sich in der Formel 1 das Blatt wenden kann, zeigte sich einmal mehr am vergangenen Wochenende beim Monaco-GP. Noch vor einer Woche musste Sergio Perez seinen Red Bull-Teamkollegen Max Verstappen in Barcelona zweimal passieren lassen und beklagte sich via Funk über diese Ungerechtigkeit. Sieben Tage später gewann Perez in Monaco den traditionsreichsten Grand Prix der Königsklasse und freute sich über "einen Riesentag" für sich selbst und ganz Mexiko.
Und wer weiß: Vielleicht hat Mexiko am Ende des Jahres noch mehr zu feiern. Denn plötzlich ist aus dem Zweikampf in der Fahrerwertung ein Dreikampf um den WM-Titel geworden. 110 Punkte hat Perez nun auf dem Konto und liegt damit nur noch sechs Zähler hinter Ferrari-Pilot Charles Leclerc, der in Monaco durch taktische Fehler seines Teams um einen Podiumserfolg gebracht wurde. Auch Spitzenreiter Max Verstappen (125 Punkte) ist in Reichweite. Bei einem Ausfall der beiden vor ihm liegenden Kontrahenten könnte Perez sogar die WM-Führung erobern. (Die Fahrerwertung der Formel 1)
Monaco-Sieg gibt Auftrieb
Vom Wingman zum Titelkandidaten? "Für mich ist Perez nicht der Favorit. Aber dass er innerhalb der nächsten zwei, drei Rennen in Führung gehen könnte, halte ich absolut nicht für ausgeschlossen", sagte der langjährige Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug in der "Formel 1 Analyse" auf Sky Sport News. Zumindest der aktuelle Trend spreche für Perez, so Haug: "So ein Sieg in Monaco, der gibt Auftrieb, der ist jetzt drauf wie das Messer." Zudem geht es nun nach Baku, wo Perez im Vorjahr seinen ersten Sieg für Red Bull feierte.
Auch Teamchef Christian Horner zeigt sich beeindruckt: "Er ist in der Form seiner Karriere. Er macht einen großartigen Job." Perez Trumpf ist außerdem dessen Konstanz: Nach dem Ausfall im ersten Rennen war er nie schlechter als Vierter. Und dass er auch im direkten Duell durchaus mit Verstappen mithalten kann, bewies er im Qualifying von Monaco. Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr ließ er den Weltmeister hinter sich - so oft wie 2021 in der gesamten Saison.
Horner verneint Stallregie
Stellt sich die Frage, ob ein direkter Titelkampf zwischen Perez und Verstappen nicht das teaminterne Klima bei Red Bull belasten würde. Norbert Haug sieht diese Gefahr nicht: "Es ist kein Luxusproblem. Ich hätte das als Teamchef sehr gerne."
Horner will von einer Stallregie auch gar nichts wissen. "Es ist für uns egal, wer von den beiden die Weltmeisterschaft gewinnt. Natürlich ist uns die Konstrukteurs-WM enorm wichtig. Aber ob es Max oder Checo holt - beide sind Red-Bull-Fahrer und haben dieselben Chancen", stellte er klar.
Erster Sieg im 190. Rennen
Dass sich "Checo" jetzt sogar Hoffnungen auf den WM-Titel machen darf, freut Haug auch persönlich für Perez, der nicht der "klassische Red Bull-Zögling" sei. Perez ging den harten Weg ins Cockpit von Red Bull und verbesserte sich in zehn Jahren Formel 1 stetig. In seinem 190. Grand-Prix-Rennen fuhr er schließlich in Sakhir 2020 vom letzten Platz zu seinem ersten Sieg in der Königsklasse. Wenige Wochen später verpflichtete ihn Red Bull als zweiten Fahrer.
Dass die Entscheidung Red Bulls für Perez richtig war, bestätigte der 32-Jährige mit seinem Sieg im Regenrennen am Sonntag eindrucksvoll. "Wer in Monaco ein solches Rennen fahren kann, der hat's drauf", hält Haug fest. "Seine Pace auf dem Intermediates war herausragend und auf den Slicks brauchte er das Rennen bis zum Schluss nur noch zu managen", lobte auch Horner seinen Piloten.
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Haug überrascht das souveräne Reifenmanagement von Perez in den letzten Runden keineswegs: "Er ist der Reifenflüsterer schlechthin. Schon vor zehn Jahren bei Sauber war er ganz, ganz beeindruckend bei der Reifennutzung." Und mit Blick auf den weiteren Saisonverlauf meint Haug: "Vielleicht haben wir das beste von ihm noch gar nicht gesehen."
Die Formel 1-Fans dürfte es freuen.