0,725 Sekunden haben Lando Norris beim GP der Emilia Romagna auf den Sieger Max Verstappen gefehlt. Nach Miami wäre es der zweite Sieg in Folge gewesen. Auch wenn dieser dem jungen Briten verwehrt blieb, haben das Rennen in Imola und Aussagen danach gezeigt: Die Formel 1 hat ein neues WM-Duell!
Das Kribbeln in der Formel 1 ist wieder zurück! Die vergangenen zwei Jahre wurden von der puren Dominanz von Max Verstappen und Red Bull geprägt. Der Weltmeister flog mit seinem Team von Sieg zu Sieg - lediglich Carlos Sainz im Ferrari (Sieger in Singapur) verhinderte in der vergangenen Saison das perfekte Red-Bull-Jahr mit 22 Siegen in 22 Rennen.
Auch zu Beginn der laufenden Saison war Verstappen mit Red Bull erneut das Maß aller Dinge. Auftaktsieg in Bahrain, Sieg in Saudi-Arabien, Sieg in Japan und Sieg in China. Lediglich der technische Ausfall in Australien verhinderte bis zu GP Nummer fünf die perfekte Bilanz für Verstappen.
Was sich jedoch schon im Rennen in China angedeutet hatte (Lando Norris landete mit 13,7 Sekunden Rückstand auf Platz zwei), fand in Miami seinen bisherigen Höhepunkt: Norris schlug Verstappen auf der Strecke und fuhr seinen ersten Karrieresieg ein. Dass dies kein One-Hit-Wonder bleiben wird, unterstrich Norris mit einer bärenstarken Leistung in Imola, wo ihm bei der Zieleinfahrt lediglich 0,725 Sekunden auf Verstappen fehlten.
Norris mittlerweile auf Augenhöhe mit Verstappen
In den vergangenen drei Rennen machten somit Verstappen und Norris die ersten beiden Plätze unter sich aus. Ein deutliches Zeichen, dass die Formel 1 und ihre Fans sich über ein neuen, spannenden Zweikampf freuen dürfen, der das Potential besitzt, zu einem heißen WM-Duell heranzuwachsen.
Noch ist Norris "nur" WM-Vierter und liegt 60 Punkte hinter Verstappen, doch die Tendenz der letzten Wochen zeigt deutlich auf, dass der junge Brite in seinem McLaren mittlerweile auf Augenhöhe agiert - und streckenweise wie in der Schlussphase in Imola sogar schneller als Verstappen unterwegs ist.
McLaren-Fehleinschätzung kostet Norris wohl den Sieg
Wäre da nicht eine Fehleinschätzung der McLaren-Verantwortlichen gewesen, hätte Norris den GP der Emilia Romagna womöglich sogar gewonnen. Anstatt den Briten vor dem ersten Stopp noch ein, zwei Runden länger draußen zu lassen, um vor Sergio Perez auf die Strecke zurückzukommen, konzentrierte sich McLaren auf die Verteidigung gegen den Drittplatzierten Charles Leclerc.
"Wie sich der erste Stint entwickelt hat, dachten wir eher, dass wir gegen Leclerc verteidigen müssen. Wir wollten zuerst den Undercut machen anstatt, dass wir an den Sieg gegen Verstappen dachten. Dass wir am Ende dann schneller waren, war unerwartet. Lando ist bei diesem Stint sehr gut mit dem Reifen umgegangen und hat am Ende davon profitiert. Es war eine sehr komplexe Situation", erklärte McLaren-Teamchef Andrea Stella am Sky Mikrofon.
Outlaps zeigen: Norris verliert entscheidende Sekunden hinter Perez
Letztendlich vollzog McLaren den Stopp zu früh, Norris kam hinter Perez auf die Strecke und verlor dabei die entscheidenden Sekunden, die für einen Sieg gereicht hätten. Ein Vergleich der Outlaps von Verstappen und Norris zeigt, dass der McLaren-Pilot in dieser Situation aufgrund der Perez-Problematik knapp 1,9 Sekunden langsamer war als Verstappen (1:19,823 vs. 1:17,904).
"Ich glaube ein oder zwei Runden mehr und dann hätte ich ihn gehabt. Es ist hart und sehr schade. Ich habe sehr hart gekämpft. Ich habe aber am Anfang zu viel verloren, er war im ersten Stint sehr stark. Es war eine sehr harte erste Rennhälfte und eine sehr gute zweite Rennhälfte", fasst Norris sein Rennen zusammen. "Das ganze Wochenende über konnten wir sagen, dass wir mit Red Bull auf Augenhöhe sind. Das Team macht einen super Job."
Norris will weitere Siege folgen lassen
Auch deswegen blickt Norris zuversichtlich in die Zukunft und schickt direkt eine verstecke Kampfansage an die Red-Bull-Konkurrenz: "Jetzt geht es darum, um den ersten oder zweiten Platz zu kämpfen. Es ist immer noch überraschend sagen zu können, dass es schade ist, nicht gewonnen zu haben. Aber nach dem letzten Wochenende in Miami und den Fortschritten, die wir allgemein gemacht haben, können wir das nun von uns erwarten."
Norris will weitere Rennsiege und heiße Duelle mit Verstappen folgen lassen. Auch Teamchef Stella traut seinem Schützling und seinem Team das zu. "Erwartungen ändern sich ziemlich schnell. Man gewinnt ein Rennen und jetzt ist man schon etwas enttäuscht, dass man das zweite nicht gewinnt. Es ist gut, dass wir diesen Ehrgeiz haben. Wir sehen, dass der Sieg immer möglicher wird. Wir haben ein konkurrenzfähiges Auto."
Glock: "McLaren kann Verstappen unter Druck setzen"
Für Sky Experte Timo Glock werde "die Luft vorne immer dünner. Verstappen musste über das Rennen All-in gehen. Man hat es zum Schluss gemerkt - auch am Funk. Da war der Puls etwas höher und er konnte sich nicht zurückhalten. Es braucht nur noch eine Kleinigkeit und dann können sie (McLaren, Anm. d. Red.) Verstappen wirklich das ganze Rennen über unter Druck setzen."
Als nächstes kann dies Norris in Monaco tun, wenn am 26. Mai der GP von Monaco ansteht (LIVE und EXKLUSIV auf Sky Sport F1). Das Rennen in Monte Carlo sei laut Stella zwar "eine ganz eigene Kategorie, doch es gibt mehr als ein Team, das behaupten kann, dass es ein gutes Ergebnis einfahren wird."
Selbstvertrauen pur bei McLaren!
Dies ist auch absolut angebracht - immerhin hat der Rennstall mit seinem Piloten Lando Norris dafür gesorgt, dass es in der Formel 1 wieder kribbelt.
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