Die berühmt-berüchtigten Papaya Rules, die sich der Traditionsrennstall selbst auferlegt hat, sorgen spätestens seit der Berührung zwischen Oscar Piastri und Lando Norris in Singapur für Gesprächsstoff.
Besonders der Umgang mit der aktuellen Situation und die Kommunikation der Verantwortlichen sorgt bei zahlreichen Beobachtern für Kopfschütteln, Unverständnis und Kritik.
Rückblick.
Am Ende landete Norris als Dritter vor Piastri und machte weitere Punkte auf den WM-Spitzenreiter gut.
Konsequenzen nach Singapur-Berührung? Norris & Brown vermeiden Details
Kurz vor dem Rennwochenende in Austin erklärte Norris nun, wie mit dem unerwünschten Zwischenfall bei McLaren umgegangen wurde: "Es gibt Auswirkungen für mich, die wird es weiterhin geben. Es ist nicht so, als wäre ich mit irgendetwas davongekommen." Doch wie genau diese Konsequenzen aussehen, wurde nicht näher erläutert.
"Es gab einen Kontakt zwischen beiden Autos, und das wollen wir auf jeden Fall verhindern. Die Regel ist: Unfälle vermeiden", sagte Norris: "Das war kein Unfall, es war viel weniger, aber wir wollen nicht mal an diesen Punkt gelangen. Weil das solche Diskussionen auslöst, und das ist nie gut."
Auch Brown wurde am Sky Sport Mikrofon auf die Konsequenzen für Norris angesprochen: "Ich wäre überrascht, wenn sie (die Konsequenzen, Anm. d. Red.) auf der Strecke erkennbar wären, denn sie sind eher geringfügig und passen zu dem, was da passiert ist. Wir wollen nicht, dass sich unsere Autos berühren. Es war kurz nach dem Start, die Strecke war teilweise nass, teilweise trocken. Da steckte sicherlich keine Absicht dahinter. Das besprechen wir mit den Fahrern, um sicherzustellen, dass wir keine Überraschungen erleben. Es wurde bereits zu Beginn der Saison erörtert. Ich glaube, nur ganz erfahrene Beobachter könnten (im Hinblick auf die Konsequenzen, Anm. d. Red.) etwas erkennen. Es war nur ein kleiner Zwischenfall. Die Strafe liegt im sportlichen Bereich."
Damit mauerte nach Norris auch der McLaren-Boss. Es gibt Konsequenzen. Aber wie diese aussehen? Das bleibt ein Geheimnis!
Glock kritisiert McLaren
Von Sky Sport Experte Timo Glock setzte es dafür harsche Kritik: "Keine Ahnung, was diese Aussagen sollen. Meine Meinung ist: Entweder sage ich ganz klar nach außen, was Sache ist, oder ich sage gar nichts. "Wenn man diese Papaya Rules hat, dann behält man sie für sich. Aber dieses 'Ja, es gab irgendwas' und 'Wir haben da irgendwas gemacht'... das ist doch völliger Blödsinn!"
Und weiter: "Keine Ahnung, was dieses kleine Theater nach außen soll. Entweder halte ich meinen Mund - oder ich mache mich angreifbar. Der Rest lacht sich doch kaputt. Max Verstappen nimmt das mit Kusshand und sagt: "Kollegen, streitet euch nur - ich bin gleich da, wenn ihr euch noch mal in die Karre fahrt. Dieses ganze Thema 'Wir haben uns alle lieb' und 'Wir reden im Stuhlkreis darüber'... Keine Ahnung - da muss ich ehrlich sagen, dass ich anfange zu zweifeln."
"Fakt ist: Die Zwei fahren um die WM, und jeder wird alles geben. Lando Norris muss das tun", blickte Glock abschließend nochmals auf die Situation in Singapur zurück.
Verstappen holt im WM-Kampf auf
Durch die nach außen hin unklare Situation bei McLaren wittert die Konkurrenz um Red Bull und Max Verstappen nun natürlich nochmals Titelchancen. Der formstarke Weltmeister holte alleine in den vergangenen drei Rennen 41 Punkte auf WM-Leader Piastri auf. Bei noch sechs Rennen und drei Sprints scheint die WM-Hoffnung wieder aufleben zu können.
"Wir sind seit einigen Rennen absolut wieder an der Spitze dabei. Unsere Wiederauferstehung scheint etwas zu spät zu kommen und ich glaube, wir brauchen Schützenhilfe von McLaren. Von den Papaya Rules gibt es verschiedene Interpretationen, aber sie (Norris und Piastri, Anm. d. Red.) sind dieses Jahr schon einige Male aneinandergeraten. Das ist dann jedes Mal glimpflich für Piastri ausgegangen. Vielleicht sieht das ja mal anders aus", blickt Red Bulls Motorsportberater Dr. Helmut Marko am Sky Sport Mikrofon auf die Lage an der WM-Spitze.
Fakt ist: McLaren hat neben dem Teamtitel auch den Fahrertitel in der eigenen Hand. Schießen sich die beiden Piloten in den folgenden Rennen nicht gegenseitig ab, kann Verstappen nicht mehr Weltmeister werden. Doch dazu müssen sowohl Norris als auch Piastri einen kühlen Kopf bewahren.
Verstappen beim Austin-Sprint der lachende Dritte?
Eine durchaus brisante Situation beim Traditionsrennstall, die laut Brown einfach, aber auch wiederum nicht so einfach sei. "Einfach, weil Andrea (Stella, Teamchef bei McLaren, Anm. d. Red.) und ich auf der gleichen Wellenlänge liegen. Es ist ein sehr einfaches Gespräch mit unseren Fahrern. Wir sind sehr transparent. Wir führen viele Gespräche. Das Schwierige in der Situation ist, dass wir zwei Fahrer haben, die das Zeug zum Champion haben. Die einfache Lösung wäre, zu sagen: Wir haben eine Nummer eins und eine Nummer zwei. Aber wir haben zwei Nummer-eins-Fahrer. Wir wollen beiden Fahrern die gleiche Chance auf den Titel geben. Wir sind Racer und das macht es uns vielleicht ein bisschen schwerer, aber das ist ok."
Die nächste knifflige Situation dürfte schon bald eintreten. Beim Sprint in Austin am Samstag (ab 18:15 Uhr LIVE und EXKLUSIV auf Sky Sport Formel 1) könnten sich Norris und Piastri direkt beim Start schon wieder gefährlich nahekommen. Der Brite startet von P2, Piastri dahinter von P3.
Und vielleicht heißt dann der lachende Dritte Max Verstappen, der von der Pole Position aus in den Sprint geht.
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