Sky Experte Ralf Schumacher beleuchtet in seiner Kolumne die wichtigsten Themen rund um den Formel-1-Zirkus. Dieses Mal geht es um die Besonderheit des Hockenheimrings, die Chancen von Sebastian Vettel und die Zukunft der Formel 1 in Deutschland.
Die Formel 1 macht am kommenden Wochenende Station in Deutschland - und das vorerst wohl zum letzten Mal. 2020 wird es voraussichtlich kein Rennen am Hockenheimring geben.
Es ist schade, dass die Königsklasse des Rennsports in Deutschland so auf dem Prüfstand steht, denn Rennen in Hockenheim sind schon etwas Besonders. Wenn das Motodrom ausverkaufte Tribünen hat, herrscht eine wahnsinnige Atmosphäre. Ich kann mich noch sehr gut erinnern, dass man besonders in der Auslaufrunde oder im Qualifying die Stimmung und die Leute als Fahrer sehr gut hörten konnte. Das war Gänsehaut-Feeling pur!
Deutschland fehlen die Zugpferde
Aber vielleicht ist es auch mal ganz gut, dass man ein Jahr lang sieht, was man nicht hat, um dann wieder härter dafür zu kämpfen, dass es zurückkommt. Es ist ja nichts in Stein gemeißelt. Das liegt auch daran, dass sich ständig die Führungspersonalie ändert und Dinge wieder neu überdacht werden.
Generell tut sich der deutsche Markt in der Formel 1 zurzeit schwer, was auch ein bisschen an den Zugpferden liegt. England ist zum Beispiel mit Lewis Hamilton extrem erfolgreich. Oder wenn man Max Verstappen nimmt, wegen dem es für das Rennen im niederländischen Zandvoort 2020 angeblich schon über 1 Millionen Ticket-Anfragen gibt. Das zeigt wie interessant die Formel 1 in anderen Ländern ist. Das Interesse ist in Deutschland schon auch noch da, aber nicht mehr so, wie wir das mal gewohnt waren. Ich hoffe, dass das wieder anders wird.
Strecke kommt Vettel entgegen
Aber zumindest in diesem Jahr dürfen die deutschen Fans ihren Lokalmatadoren noch einmal zujubeln. Während für Niko Hülkenberg im Renaut wohl maximal die hinteren Punkteränge drin sind, könnten Ferrari-Pilot Sebastian Vettel die Strecke und vorhergesagten hohen Temperaturen entgegenkommen. Außerdem brennt Vettel nach seinem Patzer im vergangenen Jahr, der ihn damals nicht nur den Sieg in Hockenheim, sondern auch die WM-Führung gekostet hat, auf Wiedergutmachen.
Wobei seine Situation nochmal schwieriger geworden ist. Im letzten Jahr hatte Ferrari ein Auto, das siegfähig war - nicht nur des Wetters wegen. Auf verschiedenen Rennstrecken waren sie sehr konkurrenzfähig. Das sind sie jetzt nicht. Dass Vettel mit dem Auto nun etwas mehr Schwierigkeiten hat, zeigt nicht zuletzt seine Fehlerquote in diesem Jahr.
Red Bull mit guten Karten
Aber es soll extrem heiß werden: Und wir wissen, dass Mercedes da Schwierigkeiten hat, weil sie dann nicht die Aerodynamik haben und die Motorleistung fahren können, die sie gerne hätten. Das könnte sie herunterbremsen.
Man darf aber auch Red Bull nicht vergessen, die mit dem Honda-Motor bereits auf dem Red Bull Ring ihre Stärke bei Hitze demonstriert haben. Das könnte auch nochmal eine Größe werden. Wenn die Bedingungen so werden, wie erwartet, dann könnte Red Bull am Ende ganz vorne landen.