Ralf Schumacher beleuchtet in seiner Kolumne die wichtigsten Formel-1-Themen. Nach der schwachen Vorstellung in Brasilien erklärt der Sky F1-Experte das Mercedes-Problem. Nico Hülkenberg tut ihm derweil fast schon ein wenig leid.
Max Verstappen rast von Sieg zu Sieg, schreibt weiter Geschichte und macht auch in Brasilien einfach keine Fehler. Ich bin allerdings kein Fan, immer die Vergleiche zu ziehen mit meinem Bruder oder Ayrton Senna. Sie waren zu ihrer Zeit außergewöhnlich. Das ist Verstappen jetzt auch. Es ist unglaublich, wie er es macht. Wenn man seine Leistung auch mit seinem Teamkollegen Sergio Perez vergleicht, das war im Rennen wieder einmal ein großer Unterschied. (Zum Nachlesen: So lief der Große Preis von Sao Paulo)
Lando Norris hat sich zum Verfolger Nummer eins gemausert. Er macht aber noch zu viele Fehler, insbesondere im Qualifying. Da erinnert mich Norris noch ein bisschen an Charles Leclerc. Norris macht allerdings im Rennen einen super Job. Norris' Problem ist, dass er im Qualifying zu viel will. Dann überschießt er und macht zu viele Fehler.
Das bereitet Toto Wolff Sorge
Aston Martin war sehr stark in Brasilien, mit beiden Fahrern. Zu Beginn der Saison haben sie viel versucht, das ist dann ein bisschen in die falsche Richtung gelaufen. Aus all diesen Daten hat man nun das Beste herausgeholt. Das freut mich für Aston Martin. Natürlich ist immer noch ein Weg zu gehen, aber von Fernando Alonso und von Lance Stroll war das jetzt eine gute Leistung. (Hamilton entsetzt, Alonso begeistert - die Stimmen zum Brasilien-Rennen)
Mercedes war an diesem Wochenende ganz schwach unterwegs. Toto Wolff war anschließend fast geschockt bei uns am Sky Mikro. Die Probleme sind damit zu erklären, dass man das Konzept nicht versteht. Man hatte größere Hoffnung in Brasilien, die Enttäuschung war allen Beteiligten anzusehen. Daher befürchte ich, dass Mercedes noch nicht überm Berg ist. Das bereitet Toto Wolff Sorge. (Zum WM-Stand)
Die Mercedes-Schwäche war eigentlich die Chance für Ferrari im Kampf um Platz zwei in der Konstrukteurs-WM. Aber auch Ferrari erlebte kein gutes Wochenende. Ferrari war schon immer ein bisschen das Sorgenkind. Fred Vasseur kann nicht innerhalb von sechs, sieben Monaten den kompletten Laden auf links drehen. Das hat auch bei Michael, Ross Brawn und Jean Todt einige Jahre gedauert. Bei Ferrari braucht man Geduld.
Haas in der Sackgasse
Nico Hülkenberg profitierte von einigen Ausfällen, am Ende war aber nicht mehr als Platz zwölf drin. Das Haas-Update scheint nicht zu funktionieren, der Reifenverschleiß ist unfassbar hoch. Haas hat Hülkenberg die Chance gegeben, zurück in die Formel 1 zu kommen. Deshalb empfinde ich es als fair und richtig, dass er auch bei Haas geblieben ist.
Hülkenberg realisiert aber auch, dass Haas bei allem, was sie machen, mit dem ganzen Konstrukt in der Sackgasse ist. Haas ist vermutlich nicht mehr up to date, um in der jetzigen Formel 1 halbwegs mitfahren zu können. Das ist schade für Hülkenberg. Man hat ein wenig das Gefühl, dass er offen und ehrlich mit der Situation umgeht, vielleicht aber auch hofft, dass er da irgendwie herauskommt.
Seine Aussagen, sein Gesicht sprechen Bände. Ich verstehe ihn, weil er auch nicht mehr ewig Zeit hat. Er kann es ja noch. Er hat 200 Grand Prixs erlebt und stand noch nicht einmal auf dem Podium. Da ist es klar, dass er langsam ungeduldig ist.
Bei Haas müsste viel Geld in die Hand genommen werden. Eine Option wäre, dass Gene Haas das Team verkauft. Der Traum, hier und da etwas zu kaufen und das dann zusammenzuschustern, ist im Alleingang schwer. Wenn man das aber so betreibt wie Red Bull, mit einem Partnerteam, dann ist das möglich. Haas fehlt aber das Partnerteam in diesem Konstrukt. Das wird auf Dauer nicht funktionieren. Sollte man sich als Juniorteam umfunktionieren, dann hätte das eine Daseinsberechtigung. Klar ist aber, dass Haas ein Entwicklungspartner braucht, wenn es so weitergeht.
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