Sergio Perez avanciert beim Großen Preis von Mexiko zum tragischen Helden. Der lautstark gefeierte Mexikaner scheidet nach einem Crash bereits früh aus und erlebt einen herben Rückschlag im Kampf um den Vizetitel - mit Auswirkungen auf seine sportliche Zukunft?
Es hätte DAS Wochenende für Sergio Perez werden sollen. Der 33-jährige Mexikaner startete mit so viel Vorfreude in das Rennwochenende in seinem "Wohnzimmer" in Mexiko City. 140.000 enthusiastische Fans feuerten den Mexikaner seit Freitag ununterbrochen und mit grenzloser Leidenschaft an.
Am Ende blieb von der Leidenschaft aber nur noch das Leid übrig, denn Perez erlebte einen wahren Albtraum bei seinem Heim-GP - und das gleich in doppelter Hinsicht.
Perez kollidiert in Kurve eins mit Leclerc
15:03 Uhr Ortszeit, Mexiko City. Schauplatz: Autodromo Hermanos Rodriguez. Die Ampeln gehen aus und das Rennen zum GP von Mexiko startet. Perez erwischt wie sein Teamkollege Max Verstappen einen blendenden Start, schiebt sich von Startplatz 5 auf der etwas mehr als ein Kilometer langen Start-Ziel-Geraden auf die gleiche Höhe wie Charles Leclerc und Verstappen.
Beim Eingang zu Kurve 1 passiert es dann. Perez kollidiert mit dem Ferrari-Piloten, wird sogar durch die Kollision in die Luft geschleudert und landet in der Auslaufzone. Er kann seinen Boliden zwar noch in die Box manövrieren, dort ist aber nach kurzer Zeit klar: Es geht nichts mehr! Aus beim Heim-GP - und das nach Runde eins.
Schumacher und Glock einig: Perez hat Schuld am Crash mit Leclerc
Perez bleibt noch einige Momente im Auto sitzen, sein Blick wirkt leer. Auf den Rängen ist es für kurze Zeit deutlich stiller als noch vor dem Unfall. Weinende Kinder werden von ihren Vätern tröstenden in den Arm genommen. Der Motorsport-Volksheld ist raus - und das auch noch aufgrund von Eigenverschulden!
"Das geht so nicht. Er lenkt ein und da ist kein Platz. Wo soll Leclerc hin? Das ist seine eigene Schuld", analysiert Sky Experte Ralf Schumacher die folgenreiche Szene kurz nach dem Start. "Fährt er den Bogen ein bisschen größer, ist er sicher Dritter, vielleicht sogar Zweiter. Da braucht er einfach nur außen bleiben. Er fährt viel zu eng rein, als ob die zwei gar nicht da wären. Das muss er wissen."
Auch Sky Experte Timo Glock sieht die Schuld ganz klar beim Mexikaner: "Das war eine klassische Fehleinschätzung. Er hat gesehen, dass beide neben ihm sind. Da hätte er besser aufpassen müssen, sich mehr Platz geben müssen nach innen." Anders als Red Bulls Motorsportberater Dr. Helmut Marko und Perez selbst sieht Glock in der Aktion keinen Rennunfall. "Er hätte das von vornherein besser einschätzen müssen."
Perez: "Ich hätte vielleicht zurückstecken sollen"
"Die Lücke war da", versuchte Perez bereits während des Rennens seinen riskanten und am Ende übermütigen Überholversuch am Sky Mikrofon zu rechtfertigen. "Ich hatte nicht erwartet, dass Charles in der Mitte so wenig Platz hat und so spät reagiert. Für drei Autos war da kein Platz. Es war ein Rennunfall, sowas passiert", war sich der Mexikaner keiner Schuld bewusst, fügte dann aber doch noch hinzu: "Ich sollte es nicht sagen, aber ich hätte vielleicht zurückstecken und es nach Hause fahren sollen."
Dies gelang ihm bekanntlich nicht. Ganz im Gegenteil: Perez erlebt ausgerechnet bei seinem Heim-GP mit dem frühen Aus ein Desaster.
Perez verliert 19 Punkte gegen Konkurrent Hamilton
Noch schlimmer wird die Situation für den Mexikaner durch das starke Rennen und das gute Ergebnis von Lewis Hamilton, der mit seinem Mercedes-Boliden als Zweiter über die Ziellinie fuhr und zusätzlich noch kurz vor Schluss die schnellste Rennrunde drehte und sich so den Extrapunkt sichern konnte. Damit holt Hamilton im Kampf um den Vizetitel ganze 19 Punkte auf und liegt drei Rennen und einen Sprint vor Saisonschluss nur noch 20 Zähler hinter Perez.
"Damit ist das Worst-Case-Szenario für Perez eingetreten", fasst Glock die Situation zusammen. Und weiter: "Das wird ihm jetzt noch mehr weh tun. Es war der Hoffnungsschimmer, dass er hier noch Selbstvertrauen aufbauen kann. Jetzt ist das Gegenteil eingetreten. Hamilton hat ordentlich Punkte aufgeholt. Es ist eine schwere Situation und der Druck ist jetzt nochmal größer. Hamilton ist im Aufwind, was WM-Platz zwei angeht."
Der von allen erwartete Vizetitel von Perez gerät damit mächtig in Gefahr. In einem Team, das den alles überstrahlenden Weltmeister stellt und quasi im Vorbeigehen den Konstrukteurstitel holt, ist es quasi Pflicht, dass der zweite Fahrer auch Zweiter in der Fahrerwertung wird. Doch diese Ansprüche drohen nun unerfüllt zu bleiben.
Dr. Marko stellt klar: Perez wird 2024 für Red Bull fahren
Seit Monaten wird der Mexikaner ob seiner teils schwachen Leistungen kritisch beäugt. Gerät durch diese heikle Situation sogar die sportliche Zukunft von Perez bei Red Bull doch noch in Gefahr?
Red Bulls Motorsportberater Dr. Helmut Marko gibt dazu am Sky Mikrofon eine klare Antwort: "Ich weiß nicht, zum wievielten Mal ich das sagen muss: Er hat seinen Vertrag für 2024 und das wird auch passieren."
Zumindest in dieser Hinsicht scheint Perez Sicherheit zu haben. Eine sportlich erfolgreiche Restsaison sollte der Mexikaner besonders im Hinblick auf den Aufbau seines Selbstvertrauens aber dennoch erreichen. Doch dazu muss er nun erstmal das Heim-Desaster in Mexiko abschütteln ...
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