Trainer Markus Gisdol will bei seiner Retter-Mission beim 1. FC Köln die skeptischen Stimmen aus dem Umfeld ausblenden.
Markus Gisdol zuckte mit den Schultern, Trotz lag in seinem Blick. Ja, den Gegenwind bei seiner Ankunft beim 1. FC Köln habe er schon registriert. Von der Presse als C-Lösung bezeichnet, vom Umfeld mit viel Skepsis empfangen - "man nimmt das wahr", sagte der Trainer bei seiner offiziellen Vorstellung: "Aber ich persönlich weiß, warum ich hier bin. Ich weiß, welche Aufgabe mich erwartet, und ich weiß, was ich leisten kann."
In der Rolle als Notnagel will der 50-Jährige seine Retter-Mission am Geißbockheim nicht beginnen, das wurde deutlich am Dienstag. Die Absagen von Bruno Labbadia und Pal Dardai waren in den vergangenen Tagen durchgesickert, dann holte man eben Gisdol, so zumindest die öffentliche Wahrnehmung. Doch auch der Klub bemühte sich, diese umgehend zu korrigieren.
Heldt hat sich für Gisdol engagiert
"Markus Gisdol hat uns mehr als überzeugt", sagte Präsident Werner Wolf, "er brennt für diese Aufgabe. Und er hat bewiesen, dass er schwierige Situationen meistern kann." Neben dem neuen Trainer auf dem Podium saß am Dienstag der neue Sportchef, auch Horst Heldt wurde offiziell vorgestellt. Und auch Heldt hat wohl schon an der Personalie Gisdol mitgewirkt, als er noch gar nicht im Amt war.
"Das Gremium hatte mich um meine Meinung gebeten, die habe ich abgegeben", sagte er, "und natürlich war Markus einer von denen, von denen ich weiß, wozu er in der Lage ist." Beide kennen sich aus gemeinsamen Tagen bei Schalke 04.
Der Klub hatte nach einem erfahrenen Trainer gesucht, denn nach einer kreativen Lösung stand beim FC erstmal niemandem der Sinn. Zweimal war das zuletzt schiefgegangen: Markus Anfang und Achim Beierlorzer kamen aus der 2. Liga erstmals in eine große Fußballstadt, beide brachten ein relativ festes Fußball-Konzept mit. Und beide mussten schnell wieder gehen.
Gisdol will sich die Mannschaft erst kennenlernen
Gisdol will nun der Pragmatiker sein, den der Tabellenvorletzte nach acht Niederlagen aus den ersten elf Saisonspielen wohl in der Tat benötigt.
"Ich könnte jetzt viele schöne Dinge erzählen", sagte er: "Aber mit welchem System wir auf dem Platz stehen, wann wir pressen, das kann ich noch gar nicht sagen. Wir müssen schauen: Was passt zu dieser Mannschaft."
Heldt sieht genau diese Qualität bei Gisdol, der eine verunsicherte Mannschaft übernimmt, die vor der Saison allerdings für ziemlich viele Millionen verstärkt worden war. "Markus lässt sich nicht in ein System pressen", so Heldt: "Er schaut sich die Mannschaft an und entscheidet dann."
Für Heldt ist Köln eine "Herzensangelegenheit"
Heldt selbst wirkte gelöst am Dienstag, in Köln als Manager zu arbeiten, sei "eine Herzensangelegenheit". Der 49-Jährige wuchs nahe Köln auf und wurde einst beim FC zum Profi. "Es war immer ein Traum von mir, noch einmal für meinen Klub arbeiten zu dürfen", sagte er, "wenn ich nach Köln rein fahre und den Dom sehe, dann bewegt mich das." Aber auch er wird von einigen Seiten kritisch beäugt.
Viel Zeit für Romantik bleibt allerdings nicht, schon am Samstag (18.30 Uhr/Sky) wartet die harte Bundesliga-Realität auf das neue Duo: Der FC muss zu RB Leipzig. Viel schwieriger könnte die erste Prüfung kaum sein.