Mit Moussa Diaby hat Aston Villa den nächsten Coup gelandet. Verantwortlich dafür ist Sportdirektor Ramon Rodriguez Verdejo - besser bekannt unter dem Namen Monchi. Seine Vita enthält einen einzigartigen Management-Stil, große Erfolge, aber auch zuletzt unschöne Schlagzeilen.
Kaum da, hat Moussa Diaby bereits Geschichte bei Aston Villa geschrieben. Mit einer Ablöse von 55 Millionen Euro ist der Ex-Leverkusener der teuerste Neuzugang in der Vereinsgeschichte des England-Klubs.
Diaby bereits dritter Transfer-Coup
Diaby ist bereits der dritte große Transfer von Monchi, der zuvor bereits Pau Torres (für 33 Mio. € vom FC Villarreal) und Youri Tielemans (ablösefrei von Leicester City) nach Birmingham lotste. Alle drei Spieler passen perfekt in Emerys System, gerade Diaby schließt mit seiner Dynamik und Variabilität eine große Lücke auf der rechten Außenbahn.
"Mit Aston Villa ist unter Emery definitiv zu rechnen", meint auch Sky Reporter Florian Plettenberg. Dass die Villains nach einer starken Saison mit Platz sieben weiter aufstocken, ist dem wichtigsten Neuzugang, Monchi, zu verdanken. Der neue Strippenzieher bringt einen glänzenden Lebenslauf aus Sevilla mit - wenngleich sein Ruf zuletzt einige Kratzer kassierte.
Monchi stellt Sevilla neu auf
Nur ein Jahr nach Beendigung seiner aktiven Karriere bei Sevilla wurde Monchi zum neuen Sportdirektor ernannt. Im Jahre 2000 übernahm er in einer finanziellen wie sportlich prekären Lage die Andalusier - und führte daraufhin seinen Herzensverein mit akribischer Arbeit und geschickten Management in ruhigere Fahrwasser.
Auf den Wiederaufstieg ins spanische Oberhaus folgten zehn Titel unter seiner Führung, die Europa League wurde mit sieben Titeln zum hauseigenen Wettbewerb der Andalusier - kein anderer Verein gewann diesen Titel so oft wie Sevilla.
Rakitic adelt Monchi
Durch seine strategisch klugen Transfers und das Gespür, junge Spieler zu entdecken, billig ein- und teuer zu verkaufen, wuchs der FC Sevilla zu einem spanischen Top-Team. So entdeckte er Spieler wie Dani Alves oder einen gewissen Sergio Ramos, beide entwickelten sich in Sevilla zu Star-Spielern und wechselten für hohe Ablösen (Alves für 35,5 Millionen, Ramos für 27 Millionen Euro) nach Barcelona und Madrid.
Doch diese Abgänge, wie schmerzhaft sie auch waren, wusste Monchi stets zu kompensieren. Immer wieder stellte er mit dem Gespür für die richtigen Spieler sowie seinem Verhandlungsgeschick einen wettbewerbsfähigen Kader auf die Beine. "Jeder Sevillista müsste sein Foto im Schlafzimmer hängen haben", sagte Ivan Rakitic vor knapp zehn Jahren, nachdem Monchi, heute Patenonkel von Rakitics Tochter, ihn für 2,5 Millionen Euro Ablöse von Schalke nach Sevilla lotste.
Messi-Vergleiche für Monchi
"Monchi ist der Messi der Sportdirektion", soll Präsident Jose Castro einst über seinen Sportdirektor gesagt haben, seither ist er in Spanien als "Messi der Büros" bekannt. 2017 wagte Monchi ein knapp zweijähriges, erfolgloses Abenteuer als Sportdirektor in Rom, ehe es ihn 2019 in seine Heimat zum FC Sevilla zurückzog. Auch Oscar Arias, sein Nachfolger in dieser Zeit, zog einen ähnlich huldigenden Vergleich mit Superstar Messi: "Monchi ist wie Messi. Sie sind einzigartige Genies."
Dieses einzigartige Genie, das zahlreiche Spieler in Sevilla reifen ließ, immer wieder einen neuen, talentierten und qualitativ hochwertigen Kader konzeptionierte und konstruierte, ließ sein Kapitel in Sevilla mit Ablauf der vergangenen Saison allerdings unschön enden.
Isco erhebt schwere Vorwürfe
Sowieso passte die vergangene Saison von Sevilla nicht in die so erfolgreiche Vita des Architekten Monchi. So steckten die Andalusier lange Zeit im Abstiegskampf fest und sorgten bei der Entlassung von Trainer Julen Lopetegui, den Monchi drei Jahre zuvor für viele überraschend vorstellte, für unschöne Schlagzeilen. So sickerte bereits vor dem Champions-League-Spiel gegen Dortmund seine Entlassung sowie sein Nachfolger durch, Lopetegui coachte trotzdem das Spiel, weil in dieser kurzen Zeit kein passender Interims-Trainer vorhanden war, der übernehmen hätte können.
Auch Monchi selbst, der als unantastbar galt, wurde für die sportliche Misere mitverantwortlich gemacht - und rückte nach jüngsten Aussagen von Ex-Spieler Isco in ungewolltes Rampenlicht. Isco berichtete in der Marca von Auseinandersetzungen mit Monchi, bei denen es zu Handgreiflichkeiten des Sportdirektors gekommen sein soll. "Ich sagte ihm, dass er der größte Lügner sei, den ich je in der Welt des Fußballs getroffen habe, und er griff mich an", berichtete der Spanier. "Er kam auf mich zu und packte mich am Hals."
Monchi verlässt Sevilla
Isco und Sevilla lösten anschließend den Vertrag auf, der Mittelfeldspieler ist seither vereinslos. Monchi hinterlegte nach dieser turbulenten Saison seinen Wechselwunsch, mit dem Europa-League-Sieg wollte sich der "Messi der Büros" gebührend verabschieden - doch Sevillas Führungsetage blockierte, setzte ihren jahrelangen Erfolgsgaranten gar unter Druck und stellte laut Berichten der Marca angeblich die Bedingung auf, er müsse sich aus seinem Vertrag herauskaufen.
Wie die spanische Zeitung ebenfalls berichtete, soll ein Grund für Monchis Wechselwunsch die missliche Schuldenlage der Andalusier sein, bei der sich Sevillas Präsident jüngst in der Lage sah, den gesamten Kader zum Verkauf auszustellen. Offenbar soll Monchi nicht bereit gewesen sein, diesen Schritt mitzuverantworten.
Altes Erfolgsduo bei Aston Villa
Letztendlich einigte man sich auf eine einvernehmliche Auflösung des Arbeitspapiers, Monchi wechselte zu Aston Villa und leitet seither als "Geschäftsführer Profifußball" die Geschicke - zusammen mit seinem alten Bekannten Unai Emery.
In Sevilla holten sie im Zusammenspiel drei Europa-League-Titel in Folge, von einer Fortsetzung dieser Erfolgs-Kombination von Monchi und Emery träumen sicherlich viele Aston-Villa-Fans. Mit den jüngsten Transfers, bei denen teils hochkarätige Konkurrenten ausgestochen wurden, hat er seinen Ruf einmal mehr unter Beweis gestellt. Die Anzeichen auf ein weiteres Erfolgskapitel stehen nicht allzu schlecht.