Bayer Leverkusen hat die vergangenen drei Bundesliga-Spiele allesamt gewonnen. Großen Anteil an diesem Erfolg hat Lucas Alario. Der argentinische Stoßstürmer trifft derzeit, wie er will. Doch nun bahnt sich die Rückkehr des eigentlich gesetzten Angreifers Patrik Schick an.
Lucas Alario ist in Leverkusen der Mann der Stunde. In den vergangenen drei Partien gegen Mainz, Augsburg und Freiburg gelangen dem 28 Jahre alten Angreifer stolze fünf Treffer. Damit liegt der Argentinier auf Platz drei der Torjägerliste hinter Robert Lewandowski (10) und Andrej Kramaric (6).
Alario in der Rolle als Edeljoker
Es scheint so, als hätte Alario (endlich) seinen Stammplatz bei der Werkself sicher. Denn bislang spielte der kantige Mittelstürmer in den Planungen von Trainer Peter Bosz keine übergeordnete Rolle. In den vergangenen Jahren musste der argentinische Nationalspieler meist Sturmkollege Kevin Volland den Vortritt lassen, obwohl seine Torquote sich durchaus sehen lassen konnte.
In der vergangenen Saison brachte es der Edeljoker immerhin auf sieben Bundesligatore. Im Jahr zuvor waren es sogar neun. Doch das ließ Bosz unbeeindruckt. Im Gegenteil: Der Übungsleiter zog sogar Offensiv-Allrounder Kai Havertz für die Sturmspitze vor, als sich Volland in der abgelaufenen Rückrunde verletzt hatte.
Diese Entscheidung dürfte Alario überhaupt nicht gefallen haben. Deswegen standen die Zeichen im Sommer auf Abschied. Sein Berater äußerte sich zu diesem Zeitpunkt verärgert über die wenigen Einsatzzeiten seines Schützlings, der im August 2017 für 24 Millionen Euro von River Plate nach Leverkusen gekommen war.
"Wir sind ein wenig verärgert, weil Lucas in Leverkusen wichtige Tore geschossen hat, sie ihn aber in den Schlüsselspielen nicht gebracht haben", kritisierte Pedro Aldave gegenüber TNT Sports und formulierte einen Wechselwunsch: "Wir werden versuchen, dass Lucas wechselt, damit er spielen kann. Er arbeitet wie ein Profi. Wir werden ein Team finden, das für seine Eigenschaften geeignet ist."
Leverkusen holt Schick als Volland-Ersatz
Zu einem Wechsel kam es bekanntlich nicht. Über die Gründe lässt sich nur spekulieren. Nach den Abgängen von Volland (AS Monaco) und Havertz (FC Chelsea) ergab sich für ihn eine neue Chance und die Perspektive auf mehr Spielzeit.
Dass mit Patrik Schick kurz vor dem Saisonstart noch ein weiterer Stoßstürmer verpflichtet wurde, kam sicherlich nicht überraschend. Am 1. Spieltag durfte Alario gegen den VfL Wolfsburg dennoch von Anfang an ran, weil Schick nach seiner überstandenen Corona-Erkrankung noch Trainingsrückstand aufzuholen hatte.
Doch schon eine Woche später musste der Argentinier wieder auf der Bank Platz nehmen. Eine eindeutige Botschaft des Trainers, die man nicht anders interpretieren kann: Wenn Schick fit ist, spielt er auch. Es drohte also ein ähnliches Szenario wie mit Volland und Havertz in den Jahren zuvor.
Aber es sollte anders kommen, zumindest vorerst. Beim Spiel in Stuttgart Anfang Oktober zog sich der Neuzugang von RB Leipzig bereits in der Anfangsphase einen Muskelfaserriss zu. Des einen Leid ist des anderen Freud - auch wenn sich natürlich niemand eine Verletzung eines Mitspielers oder Kontrahenten wünscht.
Alario profitiert von Schick-Ausfall
Dennoch: Der vorläufige Ausfall Schicks hatte Alario definitiv in die Karten gespielt. Da auch der langzeitverletzte Paulinho nicht zur Verfügung stand, kam Bosz quasi nicht mehr an Alario vorbei, zumal auch Havertz bekanntlich mittlerweile in London bei Chelsea unter Vertrag steht. Alario war somit seitdem in der Startelf gesetzt. Fünf Tore aus den vergangenen drei Bundesligaspielen sprechen eine eindeutige Sprache.
''Das ist natürlich beeindruckend", sagte Bosz nach der Partie in Freiburg und ergänzte: "Momentan ist er gut drauf und wichtig für die Mannschaft. Er hat bei mir auch immer viele Tore gemacht, auch wenn er reinkam. Jetzt ist er gut drauf und spielt von Anfang an."
Die Frage ist allerdings: Wie lange noch? Denn Schick mischt bereits wieder im Mannschaftstraining mit und könnte schon am kommenden Wochenende in den Kader zurückkehren. Spätestens nach der Länderspielpause sollte der Tscheche wieder eine ernst zu nehmende Alternative für die Startelf sein.
Ob man auf einen Alario in dieser Verfassung verzichten kann, muss letztlich der Trainer entscheiden. Dieser ist bekanntlich ein großer Befürworter des 24 Jahre alten Schick. Der ehemalige RB-Stürmer ist schneller sowie spielerisch versierter als Alario und passt damit etwas besser zu Bosz' Spielidee. Zudem ist er mit einer Ablöse von rund 27 Millionen Euro Leverkusens Königstransfer.
Ändert Bosz sein System?
Daher dürfte Schick auf lange Sicht wohl die Nase vorn haben. Eine Doppelspitze scheint eher unrealistisch, da im Bosz-System zwei schnelle Flügelstürmer vorgesehen sind. Davon wird der Niederländer wahrscheinlich nicht abrücken.
Der aufgrund der Corona-Pandemie noch enger gestrickte Terminkalender könnte allerdings dazu führen, dass beide Angreifer genügend Einsatzzeiten bekommen werden. Für Alario, dessen Vertrag bei der Werkself noch bis Sommer 2022 läuft, spricht allerdings das altbekannte Motto: 'Never change a winning team'.