Mit Angriffsfußball par excellence zum Erfolg! Unter diesem Motto könnte man die Philosophie von Bayer Leverkusen in der Saison 2021/22 mit Trainer Gerardo Seoane beschreiben. Und dafür gibt es auch Gründe.
Gerardo Seoane hat Bayer Leverkusen wieder zu einem Champions-League-Anwärter geformt. Nach einer enttäuschenden Rückrunde in der Vorsaison unter Trainer Peter Bosz und seinem Nachfolger Hannes Wolf, hat der neue Coach scheinbar die Erfolgsformel gefunden. Die Faktoren sind dabei sehr vielschichtig.
Erfrischender Offensiv-Fußball
Die Werkself begeistert hierzulande alle Fans des runden Leders mit erfrischendem, offensiven Fußball. Ein paar einfache Zahlen untermauern die Offensiv-Power von Bayer Leverkusen in dieser Saison:
- Bayer erzielte nach 24 Spieltagen zehn Tore mehr als in der kompletten Vorsaison (aktuell 63)
- Leverkusen hat die treffsicherste Offensive der Rückrunde (23 Tore, wie der BVB)
- In nur sieben Rückrunden-Partien hat Bayer (23) mehr als die Hälfte aller Tore der Hinrunde erzielt (40)
Trainer Seoane hat den Spaßfußball unter dem Bayer-Kreuz etabliert. Der 43-Jährige kam vor der Saison mit der Empfehlung von drei Meistertiteln in Folge von den Young Boys Bern an den Rhein. Auch in der Schweiz setzte der ehemalige Profi voll auf Angriff. In 108 Ligaspielen zappelten die Bälle seiner Mannen stolze 253-Mal im Netz.
Diesen Offensiv-Geist hat Seoane seinen Spielern auch in Leverkusen vermittelt. "Wenn du es von der Grundeinstellung her schaffst, eine gute Aggressivität auf den Platz zu bringen, ist automatisch mehr Entschlossenheit und Dynamik nach vorne da." Vor allem Flügelflitzer Moussa Diaby (Zwölf Tore), Offensiv-Juwel Florian Wirtz (sieben Tore, zehn Vorlagen) und Top-Knipser Patrik Schick (20 Tore) verkörpern diese Grundeinstellung perfekt.
Balance zwischen Defensive und Offensive
Aber nicht alleine die Offensive ist ein Garant für Siege. Bayer besticht durch eine ausgeprägte Balance zwischen einer aggressiven Defensive und einer dynamischen Entschlossenheit nach vorne. "Da besteht eine Abhängigkeit", erklärt der Trainer und sagt, dass man "immer wieder Schnellangriffe, Angriffe nach Balleroberungen" trainiert. "Das Selbstvertrauen ist auch ein wichtiger Punkt. Das hilft auch bei der Chancenverwertung", nennt Seoane einen weiteren wichtigen Faktor für den Erfolg.
Ausgeprägte Körpersprache
Der Coach legt allgemein auch viel Wert auf Körpersprache: "Das ist eine Sache, der wir uns mit der ganzen Mannschaft angenommen haben, um uns weiterzuentwickeln." Seoane weiter: "Wenn der ein oder andere gehadert hat, mit sich selbst, dem Schiedsrichter oder seinen Mitspielern, haben wir das nicht im einzelnen angesprochen, sondern versucht, die gesamte Mannschaft dafür zu sensibilisieren."
Aufgeben, abwinken, die Schultern hängen lassen, lamentieren - alles Faktoren, die der Trainer im Spiel von seinen Jungs nicht sehen will: "Das hat alles andere als einen guten Einfluss auf die Leistung. Dann ist es kaum noch möglich, eine Reaktion zu zeigen. Das ist ein wichtiges Thema bei uns."
Der "Wir-Gedanke" wird unter dem Bayer-Kreuz mit Seoane wieder in den Vordergrund gerückt: "Das kann auch heißen, dass man einem mal ein bisschen Druck macht oder Klartext redet. Es kann aber auch heißen, dass man Verständnis zeigt, aufmuntert und motiviert", erklärt Seoane.
Bayer-Elf hat Lehren gezogen
Aus Fehlern lernt man, heißt es umgangssprachlich. Auch Leverkusen hat seine Lehren aus Misserfolgen der Vergangenheit gezogen: "Der wichtigste Punkt sind die Erfahrungen, die wir gemacht haben. Die Erlebnisse, die zu dem Zeitpunkt sicherlich ärgerlich waren", blickt Seoane zum Beispiel auf die Partien zurück, in denen Bayer eine 2:0-Führung verspielte (2:2 in Köln, 2:5 in Frankfurt, 2:2 gegen Hoffenheim). Nach spektakulärem Spiel und einer klaren Führung verlor die Seoane-Elf plötzlich den Faden - spielte verunsichert und kassierte die Quittung.
Diesem Problem nahm sich der Coach gezielt an: "Das war jedes Mal ein Punkt, den wir bearbeitet haben", erklärt er, "wir haben unter Einbeziehung der Mannschaft versucht, eine Strategie für uns herauszuarbeiten: Welche Möglichkeiten gibt es, wenn es schwierig wird?"
Seoane und die Mannschaft haben offensichtlich eine Lösung gefunden: "Das Wichtigste ist, wieder zum Einfachen zu kommen, Kompaktheit herstellen. Und da ist es ganz wichtig, dass gewisse Spieler Verantwortung übernehmen. Dass sie sagen: Jetzt wird das, das und das gemacht."
Duell gegen Bayern vor der Brust
Am Ende des Tages führten alle Faktoren sogar zur Selbsterkenntnis beim Schweizer: "Wir haben auch als Trainer aus diesem Prozess gelernt. Jetzt wissen wir, was diese Mannschaft in diesem Moment vielleicht ein bisschen mehr braucht."
Eine gute Gelegenheit, dies unter Beweis zu stellen, bietet das kommende Spiel beim FC Bayern. Das Hinspiel verpatzten die Leverkusener völlig. Damals lagen die Rheinländer nach 37 Minuten bereits hoffnungslos mit 0:5 in Rückstand und verloren am Ende mit 1:5. Am Samstag (ab 14:00 Uhr live und exklusiv in der Konferenz oder als Einzelspiel auf Sky) soll es besser laufen.
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Titelhoffnung Europa League?
Damit könnte sich Bayer auch das nötig Selbstvertrauen für die Europa League wenige Tage später holen. In diesem Wettbewerb hat Leverkusen durchaus noch Titelambitionen, nachdem man souverän als Tabellenerster das Achtelfinale erreichte.
Seoane bietet jedenfalls mit seiner Art den Fußball zu leben der europäischen Konkurrenz auf eine erfischende Weise Paroli. Und wer weiß? Vielleicht klappt es unter dem neuen Coach bald auch national mit einer neuen Trophäe für die Vitrine. Zum Champions-League-Anwärter hat er die Mannschaft jetzt schon geformt...
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