Verlieren verboten: Vor dem richtungweisenden Nations-League-Spiel bei Erzrivale Niederlande stehen Bundestrainer Joachim Löw und seine Mannschaft massiv unter Druck.
"Natürlich haben wir nach dieser WM den Druck, wieder in die Erfolgsspur zurückzukehren", sagte Thomas Müller am Freitagabend.Doch auch der Bundestrainer "will nicht absteigen", sondern "diese Gruppe gewinnen", wie er betonte. Beim ersten Erfolg in den Niederlanden seit 22 Jahren könnte er den Neuaufbau nach dem WM-Debakel deutlich entspannter vorantreiben. "Man sollte es aber nicht zu hoch hängen. Wichtiger ist die Qualifikation für die EM 2020", behauptete Löw.
"Schritt zu alter Stärker machen"
Doch bei einer Niederlage im 41. Prestigeduell mit dem Nachbarn drohen dem Weltmeister von 2014 neben dem Sturz in die europäische Zweitklassigkeit auch stärkere Gegner in dieser Quali. Die Spieler um die schwächelnden Bayern-Stars demonstrierten vor dem wegweisenden Duell gleichwohl Lockerheit. Daran änderte auch die rund 50-minütige Verspätung ihres Fluges von Berlin nach Amsterdam am Freitagmittag nichts.
"Für uns ist es eine weitere Möglichkeit, einen Schritt zu machen zu alter Stärke", sagte Spielgestalter Toni Kroos und gab die Richtung für die Spiele in den Niederlanden und drei Tage später bei Weltmeister Frankreich in St. Denis vor: "Wir sind ja keine Gurkentruppe und streben sechs Punkte an."
Mit der Idealausbeute würde sogar der Gruppensieg und die Teilnahme am Finalturnier der Nations League 2019 winken. Der Gruppenletzte steigt allerdings in die Division B ab. "Wenn man ein Spiel verliert, ist man entscheidend ins Hintertreffen geraten", sagte Löw. Daher versprach Müller: "Wir brennen und werden viel investieren."
Frankreich führt die Tabelle mit vier Punkten an, dahinter folgen das DFB-Team (1) und die Niederländer (0), die jeweils ein Spiel weniger ausgetragen haben. In seiner Zeit als Vereinstrainer habe er Abstiegskampf schon einmal mitgemacht, stellte Löw, der auch bei der Ankunft einen dicken Schal trug, schmunzelnd fest.
Einsatzgarantie für Müller
Die Voraussetzungen könnten für den 58-Jährigen besser sein. Angeführt von Marco Reus und Ilkay Gündogan fallen gleich sieben Spieler aus. Zudem schwächeln die Bayern-Profis um Kapitän Manuel Neuer. Dennoch setzt Löw auf seine bewährte Achse und gab auch Müller eine Einsatzgarantie. "Sie können schnell den Schalter wieder umlegen. Solche Spieler lassen sich von so einer Phase nicht aus der Bahn werfen. Ich vertraue diesen Spielern", sagte Löw.
Die Offensive des DFB-Teams erlebt ebenfalls keine gute Phase. In den vergangenen elf Länderspielen erzielte der viermalige Weltmeister lediglich zehn Treffer. Von Debütant Mark Uth, der in zehn Pflichtspielen für Schalke 04 in dieser Saison überhaupt noch nicht getroffen hat, sind keine Wunderdinge zu erwarten.
Letzte Pleite gegen Holland vor 16 Jahren
Diese vollbrachten auch die Niederländer in der jüngeren Vergangenheit nicht. Der Europameister von 1988 verpasste die EM 2016 und die WM 2018. Im Februar hat Ronald Koeman als neuer Bondscoach übernommen. Erste Erfolge seiner Arbeit wurden zuletzt sichtbar. "Sie kommen aus ihrem Tal wieder heraus. Sie haben die Lehren gezogen. Sie spielen einen sehr schnellen und gepflegten Fußball", sagte Löw, der die "super Atmosphäre" in der Arena in Amsterdam lobte.
Für seine Spieler ist es eine gute Gelegenheit, sich zu beweisen. "Wir wollen Richtung EM 2020 weiter wachsen. Da sind gerade diese Spiele enorm wichtig", sagte Nationalmannschaftsdirektor Bierhoff. Ein Blick in die Statistik macht zudem Mut: Die letzte Niederlage gegen den Erzrivalen gab es vor 16 Jahren. (sid)