Joachim Löw schritt entspannt durch den Rhein-Main-Saal des Luxushotels Hyatt Regency in Mainz. Nach der erfolgreichen WM-Qualifikation atmete auch der Bundestrainer ein wenig durch. Doch für das Schaulaufen am Sonntag (ab 19:45 Uhr im Liveblog) in Kaiserslautern gegen Aserbaidschan zieht Löw die Zügel nochmal an.
"Wir wollen alles dransetzen, dass wir auch unser zehntes Spiel gewinnen. Das war unsere Idee und unser Ziel, als die Quali losging", sagte Löw.
Zehn Siege in zehn Spielen hat bisher nur Spanien auf dem Weg zum WM-Triumph 2010 in Südafrika geschafft. Weltmeister Deutschland würde dank des besseren Torverhältnisses die Bestmarke der Iberer sogar toppen. Der Anreiz ist auch bei den Spielern entsprechend groß. "Es wäre ärgerlich, sich die Bilanz zu Hause gegen Aserbaidschan zu versauen", sagte Mats Hummels mit Blick auf das Duell mit dem 92. der FIFA-Weltrangliste, für das Löw "den einen oder anderen Wechsel" ankündigte.
Trio erhält Chance von Beginn an
Torhüter Bernd Leno, Emre Can und Leroy Sane rücken im Gegensatz zum Sieg in Nordirland (3:1) in die Anfangsformation. Auch Leon Goretzka erhielt nach der Abreise von Toni Kroos (Rippenprobleme) für den Start in die WM-Testphase eine Startelfgarantie. Kurzfristig muss Julian Draxler passen. Der Weltmeister fällt wegen eines grippalen Infekts aus, wie der DFB wenige Stunden vor dem Spiel mitteilte.
Bei allem Ehrgeiz für eine makellose Bilanz ist Löws Denken und Handeln schon voll auf die Mission Titelverteidigung in Russland 2018 fixiert. Am Samstag richtete er einen deutlichen Appell an seine Spieler.
"Alle 23 müssen auf den Punkt genau auf dem höchsten Niveau sein, um zu jeder Minute, zu jeder Sekunde des Turniers Topleistung abzurufen. Nur dann ist der Titel möglich", sagte Löw, der sich zwischen seinen umfangreichen Ausführungen über seine WM-Gedanken zur Stärkung einen Espresso bringen ließ und kurz an seinem Wasserglas nippte.
Löw setzt 36 Profis in WM-Quali ein
Mit der Begegnung gegen Aserbaidschan im Fritz-Walter-Stadion beginnt für die Spieler auch das WM-Casting. 36 Profis wurden im Verlauf der Qualifikation für die Endrunde (14. Juni bis 15. Juli) eingesetzt - der häufig verletzte Marco Reus war nicht dabei.
Dementsprechend groß ist Löws Auswahl im kommenden Jahr für seinen 23er-Kader. Es dürfte einige Härtefälle geben. Löw wäre aber "heilfroh", wenn er bei der Kader-Zusammenstellung 2018 "eine Riesenauswahl" hätte "und die Entscheidung schwer" falle.
Seine Anforderungen an die Spieler für "das schwerste Turnier überhaupt" sind enorm. "Wir müssen uns in allen Bereichen weiter verbessern. Wir müssen diesen immensen Hunger haben, um dieses Turnier unbedingt zu gewinnen", sagte Löw. Der letzte Weltmeister, der den Pokal auch vier Jahre später wieder gewann, war Brasilien (1958/1962).
Grindel stichelt gegen Argentinien und Co.
Während die Brasilianer in Russland sicher dabei sein werden, müssen andere Ex-Weltmeister noch bangen. Reinhard Grindel, der in Mainz das Logo für die EM-Bewerbung 2024 präsentierte, konnte sich einen Seitenhieb daher nicht verkneifen.
"Länder wie Argentinien, Portugal und Italien würden gerne mit uns tauschen", sagte der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) mit einem Lächeln. "Hinter unseren Erfolgen", betonte Grindel, "steckt ausgesprochen harte und professionelle Arbeit." Diese geht für Löw "jetzt erst richtig los".
Die voraussichtliche Aufstellung: Leno - Kimmich, Boateng, Rüdiger, Plattenhardt - Rudy, Can - Müller, Sane - Stindl, Wagner