Das Unentschieden gegen den FC Sevilla war kein Spiel für die Geschichtsbücher. Doch die Kritik von Mats Hummels hallte bei Borussia Dortmund nach.
Irgendwann hatte auch Mats Hummels nichts mehr zu sagen. Als Jude Bellingham, Julian Brandt und Niklas Süle bis tief in die Nacht noch über die Gründe für den verpassten vorzeitigen Achtelfinal-Einzug von Borussia Dortmund in der Champions League sprachen, war der Weltmeister von 2014 schon auf dem Heimweg. Seine Kritik unmittelbar nach Schlusspfiff des 1:1 (1:1) gegen den FC Sevilla aufgrund fehlender "Spielintelligenz" hallte aber noch länger nach.
"Es muss aus manchen Köpfen raus, dass Fußball sexy sein muss", sagte der mürrische Hummels bei Prime Video und legte nach: "Erfolgreicher Fußball ist nicht Hacke, Spitze, eins, zwei, drei auf fünf Metern." Entscheidend für den Erfolg sei, "dass ein Spieler immer das Richtige macht und nicht manchmal nur das Besondere". Denn: "Fußball ist eigentlich ein simples Spiel, aber wir machen es immer selber kompliziert."
Hummels spricht von "wir" und nicht von "man"
An wen diese Worte gerichtet waren, verriet der 33-Jährige nicht. Edin Terzic fand es aber positiv, dass Hummels von "wir" und nicht von "man" sprach. Und schließlich seien es Worte, "die auch schon mal meinen Mund verlassen haben", so der BVB-Trainer.
Dennoch wird über die Adressaten der Kritik spekuliert. Karim Adeyemi war drei Tage nach seinem starken Joker-Auftritt gegen Bayern München (2:2) ebenso kein Faktor wie Donyell Malen. Der gegen die Bayern umjubelte Anthony Modeste tauchte völlig ab. "Es war ziemlich zäh. Dieses Spiel hat nicht mehr Tore verdient, weil nicht mehr Chancen da waren", stellte auch Terzic fest.
Brandt unterstützt Hummels
Statt Kräfte in der irrwitzigen Terminhatz bis zur Wüsten-WM in Katar (20. November bis 18. Dezember) zu sparen, muss der BVB das Minimalziel in der Königsklasse nun gegen Manchester City oder beim FC Kopenhagen eintüten. "Englische Wochen sind kein Kinderspiel", sagte Brandt, der Verständnis für Hummels zeigte: "Manchmal hilft es dann natürlich nicht, sexy zu spielen."
Mit sieben Punkten hat der BVB hinter City (10) und vor Sevilla und Kopenhagen (beide 2) aber immer noch glänzende Aussichten, im Millionenspiel Champions League zu überwintern. "Klar wäre es schön gewesen, es schon klarzumachen. Aber dann machen wir es jetzt in den nächsten Spielen", sagte Torhüter Gregor Kobel nach seinem Comeback nach längerer Verletzungspause.
Süle findet deutliche Worte
Jude Bellingham bewahrte den BVB mit seinem Ausgleichstor (35.) nach dem Rückstand durch Tanguy Nianzou (18.) immerhin vor einem noch größeren Stimmungskiller. Doch auch der Gegentreffer durch den ehemaligen Münchner per Kopf nach einem Freistoß sorgte für Diskussionen.
"Wir haben wieder ein Scheiß-Standardgegentor kassiert", ärgerte sich Nationalspieler Süle: "Da müssen wir uns zügig zusammensetzen. Das hat viel mit Einstellung zu tun, dass man das mehr verteidigen will als der Gegner. Da sehe ich ein Problem bei uns. Da müssen wir mehr investieren." Vor dem Topspiel bei Tabellenführer Union Berlin am Sonntag besteht also Redebedarf in Dortmund.