Mats Hummels überzeugt bei Borussia Dortmund mit starken Leistungen. Die aktuelle Performance ist kein Zufall und liefert Argumente für die WM-Bewerbung und eine noch längere Zukunft beim BVB.
"Ich gehe fit wie selten in die Vorbereitung": Mats Hummels ahnte schon in der Sommerpause, dass die anstehende Saison eine gute für ihn sein könnte. Doch die Anhängerschaft dieser Theorie dürfte zum Zeitpunkt des Vorbereitungsstarts nicht allzu groß gewesen sein. Hummels spielte 2021/22 eine durchwachsene Saison und bekam nun auch noch mit Niklas Süle einen erfahrenen und mit Nico Schlotterbeck einen aufstrebenden Innenverteidiger vor die Nase gesetzt.
Der 33-Jährige galt nach den beiden Top-Verpflichtungen Dortmunds als Auslaufmodell. Doch er zeigt einmal mehr, was noch in ihm steckt - auch aufgrund der Konkurrenz. "Es kitzelt ihn, dass er sich in einen Konkurrenzkampf begibt, der ihn nochmal richtig motiviert und antreibt", erklärte Sportdirektor Sebastian Kehl Ende August bei Sky90. "Er möchte in dieser Saison nochmal zeigen, dass er nicht zum alten Eisen gehört."
Hummels vor Bremen-Debakel ausgewechselt - gegen Leipzig ohne Einsatz
In dieser Saison bestritt Hummels bereits sieben Pflichtspiele, sechs davon begann er in der Startelf. Auch beim am Ende unglücklichen 1:2 gegen Manchester City spielte er über die volle Länge des Spiels und überzeugte einmal mehr (Sky Sport Note 2). Er ist also derzeit alles andere als ein Auslaufmodell, sondern momentan eher erste Wahl.
Anzeichen dafür, wie wichtig Hummels noch für den BVB ist, geben unter anderem die Spiele gegen Bremen (2:3) und Leipzig. Brach die Mannschaft ohne den ausgewechselten Hummels in der Schlussphase noch ein, zeigte sie mit ihm nur auf der Bank auch gegen Leipzig eine schwache Leistung. Zudem hat er von den BVB-Spielern die beste Passquote in der Bundesliga (90,4 %) und gewann nach Schlotterbeck (30) bisher auch die meisten Kopfballduelle (20) - eine nicht zu unterschätzende Qualität, waren die Dortmunder in der Vorsaison ein ums andere Mal recht wackelig bei Standardsituationen. Sein Auge und seine langen Bälle sind ohnehin bekannt.
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Doch nicht nur Hummels' spielerische Werte werden bei der Borussia anerkannt. Auch die Führungsqualitäten des Ex-Bayers in einer Mannschaft, die immer wieder junge und unerfahrene Stars hervorbringt, sind von immenser Bedeutung. "Wir brauchen ein Stück weit Leadership. Und das kann Mats", so Kehl.
Intensive und lange Vorbereitung als Schlüssel für Fitness
Auch Trainer Edin Terzic attestierte Hummels kürzlich eine bestechende Form und kennt einen entscheidenden Grund dafür: "Das war die längste Sommerpause, die er je in seiner Karriere hatte." Der Innenverteidiger habe diese hervorragend genutzt und sein Ziel, sich "in den besten Fitnesszustand zu bringen, den er haben kann, […] super hinbekommen". Dem mehrmaligen Deutschen Meister ist es rechtzeitig gelungen, auf das Niveau früherer Jahre zurückzukommen. Seine aktuellen Leistungen sind in doppelter Hinsicht eine Bewerbung für den Start in einen goldenen Karriereherbst.
Für diesen dürfte sich Hummels nämlich ordentlich was vorgenommen haben. "Er hat den großen Wunsch, die WM mitzunehmen", sagte Terzic kürzlich über seinen Abwehr-Boss. Der Weltmeister peilt ein Comeback in der Nationalmannschaft an und möchte nach dem Titel 2014 und dem Debakel 2018 noch einmal etwas zu einem deutschen Erfolgserlebnis beitragen.
Hummels will nochmal zur WM
Unter Hansi Flick spielte der 76-malige Nationalspieler bisher jedoch keine Rolle. Das letzte Spiel, das Hummels mit dem Adler auf der Brust bestritt, war das 0:2 gegen England im EM-Achtelfinale im Juni 2021. Das war noch unter Vorgänger Joachim Löw. Flick berücksichtigte Dortmunds Nummer 15 nicht mehr, was aufgrund von dessen Leistungen in der Vorsaison auch kein Wunder war.
Zuletzt sammelte Hummels aber einige Argumente, um sich auf Flicks Kandidatenliste für die DFB-Abwehr in eine bessere Position bringen. Sky Reporter Sven Westerschulze sieht durchaus Chancen, dass der Rechtsfuß noch auf den WM-Zug aufspringen und für eine Überraschung sorgen könnte. "Er präsentiert sich seit Saisonbeginn in exzellenter Verfassung, ist topfit, hat in den Spielen, in denen er auf dem Platz gestanden hat, richtig gute Leistungen gezeigt. Und wenn wir uns richtig dran erinnern, hat Hummels nie einen Rücktritt aus der Nationalmannschaft verkündet."
Vertragsgespräche im Winter
Zwar wurde Hummels am Donnerstag von Flick nicht für den letzten Kader vor der WM für die Spiele gegen Ungarn und England nominiert, doch der Bundestrainer hat eine Hintertür für den 33-Jährigen offen gelassen. "Er ist in einer sehr guten Form und wirkt absolut fit", lobte Flick.
Für Hummels geht es mit der WM aber nicht nur um die nähere Zukunft, auch für die kommenden Jahre sammelt der Innenverteidiger derzeit kräftig Argumente. Sein Vertrag ist nur noch für diese Saison gültig. Eine Verlängerung kann sich Kehl "natürlich vorstellen", wie er im August bei Sky90 erklärte. Gespräche über eine mögliche Verlängerung seien jedoch erst für die Winterpause und das Frühjahr 2023 geplant.
"Wir haben uns darauf verständigt, dass wir mit dem Thema erstmal in die Winterpause gehen und uns dann ganz in Ruhe hinsetzen und die Themen besprechen", so der Sportdirektor bei Sky90. "Wir haben so ein gewachsenes Vertrauensverhältnis. […] Er will selbst mal schauen, wie dieses Jahr für ihn verläuft. Er hat Ambitionen, das kann ich klar sagen. Er will weiterhin Gas geben."
Hummels füllt Bewerbungsmappe
Hummels Bewerbungsphase läuft und die Verantwortlichen schauen genau hin. In den kommenden Spielen wird der Dortmunder weiter Zeit bekommen, seine Bewerbungsmappe mit Argumenten zu füllen.
Ob sie ihn bei der Nationalmannschaft nehmen und seinen Vertrag in Dortmund verlängern, liegt dann nur noch bedingt in seiner Hand. Momentan kann er sich selbst aber nichts vorwerfen.