Werder Bremen verpasste nur hauchdünn die Qualifikation für die Europacup-Plätze. In der Saison 2019/20 soll es mit einem neuen Kader gelingen. Eine Transferanalyse gibt Sky Reporter Sven Töllner.
Am Ende fehlte ein Punkt. Nur ein weiterer Sieg hätte gereicht, um Florian Kohfeldts Prognose wahr werden zu lassen. Das Motto, das der Werder-Trainer und Sportvorstand Frank Baumann am Freitag ausgeben werden, dürfte ähnlich lauten wie vor einem Jahr: "Wir wollen nach Europa." Aber wird der Kader der Bremer auch stark genug sein für die hochgesteckten Ambitionen?
Im Tor konnte sich Werder in der Vorsaison auf einen der besten seiner Zunft verlassen. Jiri Pavlenka wird auch in der kommenden Saison ein erheblicher Faktor sein. Auf ihn wird es ankommen. Denn direkt vor dem Wirkungsbereich des Tschechen beginnt bei Bremen der Optimierungsbedarf.
Moisander ist Stammspieler bei Kohfeldt
Moisander spielt immer, lautet ein Credo Kohfeldts. In der Endphase der Vorsaison offenbarte der bald 34-jährige Finne zum Teil erhebliche Schwächen in Sachen Tempo und Präzision. Langkamp und Veljkovic sorgten bei Fans und Verantwortlichen ebenso für Momente des Zweifelns.
Die (nach überwiegend zufriedenstellender Leihe) feste Verpflichtung des polyvalenten Abwehr-Österreichers Marco Friedl ist sinnvoll. Es wäre aber sicher kein Fehler, die Qualität des Defensivverbundes mit ein oder zwei Zugängen weiter zu verbessern. Das zwischenzeitliche Interesse der Bremer an Düsseldorfs Ayhan oder Stuttgarts Baumgartl dient als Beleg dafür, dass die grün-weißen Bosse die Problemzone identifiziert haben.
Nuri gilt als Chef-Sechser
Davor geht es problematisch weiter. Niemand kann verlässlich vorhersagen, wie sicher Kohfeldt mit Philipp Bargfrede planen kann. Der Abräumer mit der absurden Verletzungs-Historie befindet sich auch derzeit wieder dort, wo er sich in den vergangenen Jahren allzu häufig aufhalten musste: im Krankenstand. Kohfeldt vertraut Nuri Sahin als Chef-Sechser, kalkuliert Ersatzvarianten mit Maximilian Eggestein, Möhwald oder sogar Klaassen ein.
Eine riskante Strategie angesichts der bekannten Schnelligkeits-Defizite des mit einem brillanten linken Fuß ausgestatteten Lenkers Sahin - zumal sämtliche Ausweichoptionen Lücken in anderen Bereichen reißen würden. Nicht auszuschließen, dass die Verantwortlichen die Sechser-Frage innerhalb der Transferperiode nochmal überdenken. Bei Marko Grujic, der verschiedene Positionen hochwertig bekleiden könnte, hat Werder wohl höchstens noch Außenseiterchancen.
Pizarro bleibt Edel-Backup
Im Angriff ist Werder üppig und auch qualitativ überaus anständig bestückt. Füllkrug kommt mit Tatendrang, allerdings auch aus einer längeren Verletzung. Pizarro bleibt Edel-Backup, Rashica, Osako, Johannes Eggestein und Sargent balgen sich um die zu vergebenden Arbeitsplätze.
Die interessanteste Frage bleibt, ob und - falls ja - wie Werder Max Kruses Abgang kompensieren will. Systematische oder personelle Anpassungsmaßnahmen? Einer der Kruse fußballerisch sehr nahe kommt und Werder gewiss auch als Typ bereichern würde, ist Augsburgs Michael Gregoritsch.
Namensänderung des Weserstadions?
Beiderseitiges Interesse ist verbrieft. Allerdings gilt bei Werder hanseatische Kaufmannsehre. Geld, das nicht da ist, wird nicht ausgegeben. Möglicherweise bringt der vieldiskutierte Verkauf des Stadionnamensrechts wirtschaftlichen Spielraum - dann könnten vielleicht noch ein paar mehr Bremer Fans noch besser damit leben, dass das altehrwürdige Weserstadion ab der kommenden Saison einen etwas sperrigen Vornamen erhält.