Ein Jahr, das seines Gleichen sucht. In der Spielzeit 2010/2011 zauberten mit Raul, Arjen Robben und Ruud van Nistelrooy gleich drei Weltstars in der Bundesliga. Bis heute ist das einmalig.
Felix Magath ist für zwei Dinge bekannt: hartes Training und großes Geschick auf dem Transfermarkt. Letzteres fand seinen Höhepunkt in der Saison 2010/2011, als der damalige Coach und Manager des FC Schalke 04 das Unmögliche möglich machte. Mit Raul Gonzalez Blanco lotste Magath einen absoluten Weltstar in den Pott.
Raul: Ein Königlicher für Königsblau
"Eine großartige Nachricht für den FC Schalke 04. Ich freue mich, dass es uns gelungen ist, einen solchen Ausnahme-Fußballer und Weltklasse-Torjäger für einen Wechsel in die Bundesliga und zum FC Schalke 04 zu begeistern", erklärte Magath bei der Vorstellung des Spaniers - und untertrieb dabei maßlos.
Sechs Meisterschaften und drei Champions-League-Titel durfte der damals 33-Jährige mit seinem Ausbildungsverein Real Madrid feiern. Zum Zeitpunkt des Wechsels führte Raul die ewige Liste der Königsklassen-Torjäger mit 67 Treffern an. Die Wenigen, die den Coup des in die Jahre gekommenen Senor nur belächelten, wurden schnell eines Besseren belehrt.
Der Ex-Madrilene war vom ersten Spieltag an gesetzt und übernahm schnell die Rolle des Leaders, versprühte zunächst jedoch noch nicht die erhoffte Magie. Im Laufe der Spielzeit kam der Spanier allerdings immer besser in Fahrt. Mit seinem Doppelpack am 11. Spieltag gegen den FC St. Pauli platzte der Knoten endgültig und die Veltins-Arena entwickelte sich immer mehr zur Bühne des Torjägers.
Torjäger, Titelträger und Publikumsliebling
Unter der Führung des zaubernden Showmakers holten die Schalker nicht nur den DFB-Pokal, sondern schafften es auch ins Halbfinale der Champions League, in der Raul noch fünf mal traf. Unter anderem beim Wunder von Mailand, als S04 Titelverteidiger Inter im San Siro mit 5:2 demütigte. Wettbewerbsübereifend kam der heute 43-Jährige auf 19 Treffer und zehn Vorlagen. Das feine Ballgefühl, seine lockere Art und vor allem die Nähe zu den Fans machten ihn schnell zum Publikumsliebling.
Bis heute lässt er sich hin und wieder im Stadion blicken. Trotz einer Bilderbuch-Laufbahn in Madrid beteuert Raul seine Liebe zu Königsblau: "Schalke als Verein mit seinen fantastischen Fans wird immer einen riesengroßen Platz in meinem Herzen haben." Und die werden ihn spätestens nach dem Tor des Jahres 2011 wohl ebenso in Ehren halten. Der sensationelle Lupfer gegen den 1. FC Köln sorgt bis heute - selbst bei Dortmundern - für Gänsehaut.
Ruud van Nistelrooy: Niederländischer Bomber in roten Hosen
Sechs Monate vor dem Raul-Coup schnappte sich der rund 350 Kilometer nördlich gelegene Liga-Konkurrent HSV einen der gefährlichsten Torjäger des vorangegangenen Jahrzehnts. Ruud van Nistelrooy machte sich als dreimaliger Torschützenkönig in der Champions League bei Manchester United einen Namen.
Wie Raul wechselte der Niederländer von Real Madrid in die Bundesliga. Der eiskalte Torjäger polarisierte von Minute eins. Binnen kürzester Zeit waren die Trikots mit der Nummer 22 ausverkauft. Trotz zweier schwerer Verletzungen machten die Hamburger "Van the man" zum Top-Verdiener und hofften auf den Spirit der "Red Devils"-Legende.
Petric und van Nistelrooy bilden ein explosives Sturm-Duo
"Der HSV ist ein toller Verein mit einer starken Mannschaft und großen Ambitionen. Und große Ambitionen habe ich auch", machte der körperlich noch immer starke Weltstar den Nordlichtern bei seiner Vorstellung Hoffnung. Und die Hamburger wurden nicht enttäuscht. Zusammen mit Mladen Petric bildete der 33-Jährige ein explosives Sturm-Duo, das insgesamt auf 23 Treffer kam (Petric 13, van Nistelrooy zehn).
Die Ziele seines Sturmpartners, "nächstes Jahr in der Champions League zu spielen", konnten die beiden im Alleingang allerdings nicht erreichen. Auch eine Liebe, wie die zwischen Raul und den Schalkern, erwuchs nie. Vergessen werden die Hamburger den niederländischen Gentleman aber keinesfalls.
Robben: Star-Einkauf im Verletzungspech
Ein Niederländer der definitiv unvergessen bleibt und bleiben wird, ist Arjen Robben. Der ebenfalls von Madrid in die Liga gewechselte Flügelstürmer startete 2010 in seine zweite Saison in der bayrischen Landeshauptstadt München. Unter denkbar schlechten Vorzeichen.
Der damals 25-Jährige verpasste wegen eines Muskelrisses die komplette Hinrunde. Der Star-Einkauf des Vorjahres fehlte dem Spiel des FC Bayern, der zum Rückrundenstart lediglich auf dem fünften Rang stand, sichtlich. Schoss Robben in der Vorsaison noch 16 Treffer und legte sieben weitere Buden auf, mussten die Münchner gänzlich auf den quirligen Angreifer verzichten.
Eine ganze Saison in 14 Spielen
Doch das Comeback des Ex-Chelsea-Kickers hatte es in sich. In nur 14 Einsätzen schoss Robben noch zwölf Tore und bereitete zehn vor, kam so seinen Vorjahres-Statistiken noch gefährlich nahe. Am Ende landeten die Bayern auf dem dritten Rang und mussten sich dem Überraschungs-Meister Borussia Dortmund geschlagen geben.
Die Geschichte war damit aber noch lange nicht zu Ende erzählt. Die folgenden FCB-Jahre mit der "Robbery"-Flügelzange gehören zu den erfolgreichsten des Vereins.
Auf zwei ebenbürtige Stars bei Ligarivalen wie Landsmann van Nistelrooy und Raul in nur einer Saison, musste Robben aber bis zu seinem Karriereende im vergangenen Sommer warten. Die Saison 2010/2011 bleibt somit auch für den späteren Champions-League-Sieger etwas Besonderes...