Borussia Dortmund kann es auch auswärts. Der Sieg bei Werder Bremen ist Ausdruck einer neuen Stabilität.
Erling Haaland richtete sich erschöpft die Stutzen, danach erst ließ er kurz seine linke Faust hervorschnellen. Ein Arbeitssieg zur rechten Zeit lässt Borussia Dortmund im engen Titelrennen der Bundesliga alle Chancen - und beim 2:0 (0:0) bei Werder Bremen spielte der BVB endlich auch auswärts einmal überzeugend.
Dafür bedurfte es nach ausgeglichenen 45 Minuten allerdings einer Leistungssteigerung. Der BVB hatte zunächst schläfrig und unaufmerksam gespielt, er begann erst nach der Pause damit, sich beim allenfalls robusten Abstiegskandidaten ernsthaft um die Führung zu bemühen.
Zagadou bringt Dortmund in Führung
Die besorgte schließlich Dan-Axel Zagadou sieben Minuten nach Wiederbeginn. Der Abwehrspieler drückte den Ball nach einer Ecke von Jadon Sancho aus kurzer Distanz über die Linie. "Es war wie so oft: Nach der Champions League sind wir etwas schwer ins Spiel gekommen. Dann ist es aber besser geworden", sagte Sportdirektor Michael Zorc: "Am Ende haben wir das mit Qualität runtergespielt." Auch das ist Ausdruck einer neuen Stabilität.
Für Werder hingegen war das 0:1 ein einziges Ärgernis. "Wieder so ein scheiß Standard. Das macht uns sehr sauer. Für uns wird es jetzt sehr eng", klagte Davy Klaassen nach der sechsten Heimniederlage in Serie, einem traurigen Vereinsrekord. Der Sieg des Rivalen Fortuna Düsseldorf beim SC Freiburg war ein weiterer Nackenschlag. Für den Endstand sorgte Haaland per Direktabnahme in der 66. Minute, es war der neunte Saisontreffer des Norwegers.
Haaland bleibt im ersten Durchgang blass
Die favorisierten Gäste brauchten eine knappe Viertelstunde, um sich auf die ungewohnt aggressiv auftretenden Hanseaten einzustellen. Dann ergab sich durch die spielerischen Fähigkeiten der Westfalen eine klare Feldüberlegenheit, die zunächst allerdings fast immer an der Bremer Strafraumgrenze endete.
Was auch damit zusammenhing, dass Haaland mehr als eine Stunde lang gut abgeschirmt wurde und bis zum Seitenwechsel blass blieb. Der norwegische Topstürmer rannte sich in dieser Phase immer wieder fest, Ömer Toprak nahm den hünenhaften Skandinavier fast in Manndeckung.
Guerreiro mit guter Freistoßchance
Gefährlich wurde es für die Mannschaft von Trainer Florian Kohfeldt zunächst lediglich in der 43. Minute, als Werder-Torhüter Jiri Pavlenka einen gefährlichen Freistoß von Raphael Guerreiro entschärfte. Die 42.100 Zuschauer entließen die Gastgeber mit Beifall in die Kabine.
Die verdiente Führung stärkte dann das Dortmunder Selbstvertrauen sichtlich. Haaland kam in der 55. Minute zu seiner ersten Einschussmöglichkeit, Pavlenka spitzelte dem 19-Jährigen den Ball diesmal noch vom Fuß.
Bremen fehlt die Durchschlagskraft
Nach einer guten Stunde allerdings ließ der BVB-Druck wieder ein wenig nach. Die Norddeutschen bemühten sich um Gegenspiel, aber die Durchschlagskraft fehlte. Erst nach dem zweiten Gegentor wurde etwas mutiger agiert.
Vor der Partie hatte Werder-Ehrenspielführer Rune Bratseth seine Sorgen über die Situation bei seinem Ex-Klub geäußert. "Ihnen fehlt die Sicherheit, sie befinden sich in einer Sackgasse", sagte der 59 Jahre alte Norweger dem TV-Sender Viasat. Bratseth war mit den Bremern 1988 und 1993 deutscher Meister geworden.