Für Schalke 04 ist im Abstiegskampf wieder alles drin. Nun steht den Knappen das tabellarisch wie emotional bedeutsame Straßenbahn-Derby gegen den VfL Bochum bevor. Das Motto scheint für beide klar: Verlieren verboten. Der Druck könnte bei den Lokalrivalen nicht höher sein.
Schalke ist zurück! Die Knappen haben erstmals seit dem 14. Spieltag wieder einen Dreier in der Liga eingefahren - und damit ein Lebenszeichen im düsteren Tabellenkeller gesendet. Zwar bleibt Königsblau trotz des wichtigen 2:1-Erfolgs über den VfB Stuttgart am zurückliegenden Spieltag weiterhin Letzter, doch die Elf von Trainer Thomas Reis hat mit dem Auftritt bewiesen, dass sie das Zeug dazu hat, in der Liga zu bestehen.
Auf Schalke darf wieder gehofft werden. Mit nur noch drei Punkten Abstand auf den rettenden 15. Rang ist für die Gelsenkirchener alles drin. Seit fünf Partien sind die Knappen ungeschlagen, dabei kassierten sie nur einen einzigen Gegentreffer. Die in der Hinrunde so anfällige Defensive hat sich gefangen und ist stabil unterwegs. Obendrein kann man sich fest auf den Support der Fans verlassen. Schalke ist im Aufwärtstrend.
VfL auf dem Boden der Tatsachen
Beim kommenden Gegner sieht das anders aus. Noch zu Beginn der Rückrunde hatte Trainer Thomas Letsch beim VfL Bochum neue Euphorie entfacht und seiner Elf Spielfreude und Erfolg zurückgebracht. Nun ist der 17. der Tabelle zurück auf dem Boden der Tatsachen. Bochum hat seine letzten drei Spiele allesamt deutlich verloren. Gegen Bayern, Freiburg und Bremen kassierte man dabei acht Tore, auf der anderen Seite schoss man kein einziges. Auswärts gegen Werder zeigten sich die Bochumer über 90 Minuten hinweg lust- und harmlos.
Auch Sportvorstand Patrick Fabian mahnte mit Blick auf den enttäuschenden Auftritt in der Hansestadt: "Das war sehr ernüchternd. Wir drehen uns alle zwei Wochen im Kreis. So kannst du auswärts keine Punkte mitnehmen. Das war von der ersten bis zur letzten Minute zu wenig."
Der VfL konnte in dieser Saison auswärts gerade einmal drei Punkte holen. Zu Buche steht dabei ein Torverhältnis von 7:35. Die Stimmung an der Castroper Straße ist gedrückt. "So geht es dann halt nicht", resümierte auch Boss Fabian sichtlich genervt. Auf der anderen Seite entpuppte sich das Ruhrstadion in dieser Spielzeit bereits mehrmals als Festung. Bochum ist heimstark und zwang hier bereits Gegner wie Union Berlin (2:1-Sieg für Bochum) oder Eintracht Frankfurt (3:0-Sieg für Bochum) in die Knie.
Straßenbahn-Derby mit emotionaler Tragkraft
Das Straßenbahn-Derby gegen S04 (ab 15:30 Uhr LIVE auf Sky Sport Bundesliga und hier im Liveticker) hat es dabei nicht nur tabellarisch, sondern auch emotional in sich. Das Ruhrstadion und die Veltins-Arena trennen gerade einmal knapp 20 Kilometer voneinander. Es ist ein prestigeträchtiges Nachbarschafts-Duell und ein Wiedersehen alter Bekannter. Schalke-Coach Reis war als Spieler und Trainer beim VfL insgesamt 16 Jahre tätig und führte den Traditionsklub zur Saison 2021/22 zurück ins Fußball-Oberhaus.
Klar, dass die Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte eine emotionale Tragkraft hat, wie auch S04-Sportvorstand Peter Knäbel bei Sky90 - die Fußballdebatte verdeutlichte: "Ich glaube, dass jeder, der sechzehn Jahre für einen Verein tätig war, natürlich heiß auf das Spiel ist. Ich bin ja auch, was das betrifft, Ex-Bochumer. Das sind die Spiele, die den Ruhrpott ausmachen."
Schalke-Rückhalt Ralf Fährmann, der seit seiner Rückkehr zur Nummer eins vor einigen Wochen die Symbolfigur des königsblauen Aufschwungs ist, erwartet indes ein "hoch brisantes Spiel". Dennoch sei es "nur ein Bundesliga-Spiel, bei dem es um drei Punkte geht", stellte der 34-Jährige exklusiv bei Sky klar. "Die wollen wir natürlich holen. Ich glaube sowieso, dass es immer gut ist, wenn man versucht, so emotionslos wie möglich zu sein, um einfach nicht zu überpacen und den Spielplan, den uns der Trainer mitgibt, klar zu verfolgen", so der 34-jährige Schlussmann abschließend mit Blick auf das Duell mit dem Nachbarn.
Hitziges Spiel mit aufopferungsvollen Rivalen
Auf dem Platz darf ein hitziges Spiel erwartet werden, das wohl ohne spielerischen Glanz auskommen und vor allem von körperlicher Intensität und Emotionen getragen wird. Schalke trat in den vergangenen fünf Partien stets kampf- und zweikampfstark auf. Den aufopferungsvollen Willen hat Reis seiner Elf zweifelsohne eingeflößt. Auch offensiv zeigte man sich zuletzt gegen Stuttgart endlich wieder gefährlich und effizient.
Der VfL Bochum auf der anderen Seite hat mit Christopher Antwi-Adjei und Takuma Asano zwei pfeilschnelle und spielfreudige Außen. Ohnehin ist die Elf von Letsch sehr konterversiert und hat mit Zielspieler Philipp Hofmann in letzter Reihe einen kopfballstarken Vollstrecker. Falls die Bochumer diese Stärken auf den Rasen bringen können, dürfte in der zuletzt souveränen Defensive der Schalker höchste Gefahr herrschen.
Es kann davon ausgegangen werden, dass jeder Akteur - egal ob im Dress von S04 oder des VfL - über 90 Minuten hinweg alles in diese Partie hineinwerfen wird.
Druck könnte nicht höher sein
Der Schalker Aufwärtstrend würde bei einer Niederlage auf der einen Seite sein jähes Ende finden und die Knappen weiter mit dann sechs Punkten Rückstand auf Konkurrent Bochum am Tabellenende verharren. Bei einer Niederlage des VfL auf der anderen Seite würden die Bochumer die rote Laterne übernehmen und punktgleich mit Schalke, aber mit dem schlechteren Torverhältnis, Letzter sein.
Für Schalke ist die große Chance, wieder so richtig ins Geschehen im Abstiegskampf einzugreifen. "Wenn nicht jetzt, wann dann?", erkannte auch Sky Experte Didi Hamann bei Sky90. "Für die Schalker ist das eine Riesen-Chance. Die sind heiß und freuen sich auf das Spiel. Wenn du da gewinnen solltest, dann ist alles möglich", so der 49-Jährige abschließend.
Bochums Mittelfeld-Mann Philipp Förster legte sich unterdessen am Sky Mikrofon vor der Partie fest: "Wir haben den Heimvorteil und werden gewinnen." Ein Mutmacher für alle, die es mit den Bochumer Jungen in Blau und Weiß halten: Schalke hat seit 38 Pflichtspielen nicht mehr auswärts gewinnen können.
Der Druck für beide könnte angesichts der brisanten Ausgangslage wohl nicht größer sein. Will man auch noch in der kommenden Spielzeit im Oberhaus des deutschen Fußballs auflaufen, ist eine Niederlage im "kleinen Revier-Derby" sowohl für Schalke als auch für den VfL Bochum strengstens verboten.
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