Bundesliga: Felix Magath über den FC Bayern, die Neuer-Verletzung und Nübel

Magath zu Nübel: "...dann hat das schon etwas zu bedeuten"

Von Mario Volpe

Image: Felix Magath spricht sich für Alexander Nübel als Ersatz von Manuel Neuer aus.

Felix Magath ist ein Kind der Bundesliga und weiß ganz genau, wie man im Fußball erfolgreich ist. Auf skysport.de spricht er über die anstehende Rückrunde, die schwere Verletzung von Manuel Neuer, einen möglichen Wechsel von Alexander Nübel und den FC Schalke 04.

Felix Magath hat in seiner Karriere selbst fast alles erlebt. Zuletzt hat er Hertha BSC vor dem Abstieg gerettet. Mit dem FC Bayern hat er zweimal das Double gewonnen, zudem wurde er 2009 Sensations-Meister mit dem VfL Wolfsburg. Als Profi gewann er die Deutsche Meisterschaft und den Europapokal mit dem HSV und wurde Europameister mit Deutschland.

Skysport.de: Herr Magath, wird die deutsche Meisterschaft etwas spannender, weil Bayern eine Menge Verletzungspech hat?

Felix Magath: "Das kann eine Rolle spielen. Viel spannender zu beobachten wird sein, welcher Trainer und welche Mannschaft mit dem Umstand umgehen kann, den es bisher so noch nicht gab. Nämlich eine Weltmeisterschaft mitten in der Saison und dazu noch eine lange Pause. Es gibt Mannschaften, bei denen die Profis fast zwei Monate keinen Wettbewerb hatten. Andere waren dabei und sind in der Vorrunde ausgeschieden. Es erinnert mich ein wenig an die Zeit von Hansi Flick beim FC Bayern, als Corona plötzlich den normalen Trainings-Betrieb unmöglich machte. Da waren es die Bayern, die es geschafft haben, das Training, die Stimmung und die Motivation trotz Lockdown so aufrecht zu erhalten, dass sie am Ende alle sechs Titel gewonnen haben. Ich glaube, es ist nicht leicht für die Vereine, nach dieser Zeit top vorbereitet in die Rückrunde zu starten."

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Skysport.de: Welche Rolle könnte der psychologische Aspekt bei denjenigen spielen, die eine enttäuschende WM hinter sich haben. Joshua Kimmich hatte die Befürchtung, in ein Loch zu fallen.

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Magath: "Ich glaube nicht, dass die Spieler wegen der verkorksten WM ewig in Selbstzweifel zerfallen. 2018 haben sie auch überstanden und danach ordentlich gespielt. Im Gegenteil: Ich glaube, dass jeder so schnell wie möglich zeigen will, dass es an ihm nicht gelegen hat und die enttäuschten Fans auf seine Seite ziehen möchte."

Skysport.de: Wären Sie als Trainer sauer auf Manuel Neuer gewesen, wenn er sich beim Skifahren so schwer verletzt hätte?

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Magath: "Es gehört nicht zu den Aufgaben eines Trainers, dem Spieler zu sagen, was er in seiner Freizeit tun oder lassen soll. Dafür gibt es den Klub und die Verträge. Ein Trainer kümmert sich eigentlich um sportliche Dinge, die er mit seiner Mannschaft auf dem Platz beeinflussen kann."

Skysport.de: Wenn die Mannschaft allerdings ohne Manuel Neuer gegen Paris im Achtelfinale der Champions League ausscheidet, wird der Trainer kritisiert werden.

Magath: "Das kann selbst dann passieren, wenn der Ersatz von Neuer überragend hält. Schließlich wird Paris mit Mbappe und Messi zwei Spieler haben, die nicht zuletzt im WM-Finale gezeigt haben, wozu sie im Stande sind. Ein Spieler muss schon selbst abwägen können, welches Risiko er privat eingeht. Und wenn er Skifahren geht oder aufs Motorrad steigt, ist die Gefahr einfach größer, als wenn er es unterlässt."

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Skysport.de: Sie sagten einmal: Solange Manuel Neuer bei Bayern im Tor steht, gibt es keinen anderen deutschen Meister als den FC Bayern. Somit dürfen sich die Verfolger nun etwas mehr Hoffnung machen?

Magath: "Die Chancen steigen damit, ja. Aber es kommt auch darauf an, wer auf Manuel Neuer folgt. Es ist für den Torhüter, der in der Rückrunde im Tor des FC Bayern steht, eine unglaubliche Chance. Denn er wird in der Champions League spielen dürfen und das ist eine großartige Bühne. Er kann sich beweisen und aller Welt zeigen, was er kann. In diesem Wettbewerb mit diesem Verein auflaufen zu dürfen, ist eine Riesen-Möglichkeit auf sich aufmerksam zu machen und vielleicht der Startschuss für eine Karriere, die es so sonst nie gegeben hätte."

Skysport.de: Wäre es für einen jungen Torhüter wie Alexander Nübel nicht auch ein Risiko, wieder nach München zurückzukehren und womöglich nach sechs Monaten erneut für Neuer Platz machen zu müssen?

Magath: "Jede Chance ist auch mit einem Risiko behaftet. Aber ich würde dann immer die große Möglichkeit in den Vordergrund stellen. Ich glaube, er muss es versuchen, wenn es die Option gibt. Anders wäre die Situation, wenn Nübel ein Angebot eines weiteren Top-Klubs haben sollte, mit der Gewissheit in sechs Monaten weiter im Tor zu stehen. Dann würde ich an seiner Stelle dazu tendieren. Aber wenn das nicht der Fall ist und er nun aus heiterem Himmel wieder diese Gelegenheit bekommt, sollte er zugreifen und es sich zutrauen. Es gibt mit Sicherheit die Möglichkeit, den Vertrag so zu gestalten, dass er nach der Saison entscheiden darf, ob er in München bleibt oder weiterzieht."

Scheitert eine Nübel-Rückkehr auch an der Personalie Tapalovic, der aktuell Manuel Neuer als Torwarttrainer trainiert?

Skysport.de: Denken Sie, Nübel hat es im Kreuz, die Nummer eins beim deutschen Rekordmeister zu sein?

Magath: "Ich kann nicht beurteilen, wie er in den letzten Monaten in Monaco gehalten hat. Er hat auf Schalke in vielen Spielen gezeigt, dass da ein neuer Top-Torwart heranwachsen kann. Bei Bayern zu spielen ist noch einmal etwas ganz anders. Aber wenn die sportliche Führung um Salihamidzic und dem einst großartigen Torhüter Oliver Kahn von ihm überzeugt sind, dann hat das schon etwas zu bedeuten."

Skysport.de: Glauben Sie, dass Neuer nach seiner Reha wieder die Nummer eins wird?

Magath: "Ich habe ihn vor über zehn Jahren trainiert. Manuel hat außergewöhnliche Fähigkeiten. Er mag vielleicht in seinem Alter und nach einer langen Reha nicht mehr bei 100 Prozent seiner Leistungsfähigkeit ankommen. Aber er wird immer noch so fit sein, dass er es mit jedem Torhüter der Welt aufnehmen kann. Wenn er weiterhin die Nummer eins beim FC Bayern und der deutschen Nationalmannschaft sein will, dann schafft er das auch."

Image: Manuel Neuer fällt bis zum Saisonende aus.

Skysport.de: Würden Sie als Verantwortlicher einen Top-Torhüter holen, der auch in der neuen Saison den Anspruch hat, bei Bayern im Tor zu stehen, oder eher auf einen Routinier setzen, der sich mit den kommenden sechs Monaten zufriedengibt?

Magath: "Ich würde mich für den jüngeren Spieler mit Perspektive entscheiden."

Skysport.de: Die Aufgabe im Champions-League-Achtelfinale gegen Paris Saint-Germain ist schon schwierig genug und nun fehlen den Münchner auch Hernandez und Neuer. Mane ist aktuell auch verletzt…

Magath: "Viel sollte am besten nicht mehr passieren. Ich denke, für Hernandez gibt es sehr gute Alternativen im Kader. Und Mane schafft es ja vielleicht. Es kommt ganz darauf an, wie die ganze Mannschaft aufgestellt ist und in diesen beiden Spielen an ihre Grenze gehen kann. Und ich bin sehr gespannt, ob die Spieler von Paris so glänzen wie teilweise bei der WM. Das ist nämlich nicht gesagt. Wenn Messi und Mbappe einen guten Tag erwischen, wird es nicht leicht für Bayern München. Aber sie können es schaffen, ganz klar."

Skysport.de: Steigt der HSV auf?

Magath: "Ganz sicher."

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Skysport.de: Hält Schalke die Klasse?

Magath: "Die Frage ist schwieriger zu beantworten. Ich traue dem neuen Trainer einiges zu. Er hat in Bochum mit weitaus weniger Möglichkeiten vieles erreicht und passt gut zum FC Schalke. Ich lasse das Argument nicht gelten, dass der Klub zu wenig Geld hat. Da geht es anderen Klubs sicher nicht besser. Und sie haben mit der Arena und diesen Fans ein Pfund im Rücken, dass ein Team durch eine Saison tragen kann, wenn es erst einmal läuft. Das ist das größte Plus, dass dieser Klub hat und es braucht nicht viel, um diese Anhänger zu elektrisieren. Zudem glaube ich, dass es noch Verstärkungen geben wird."

Skysport.de: Wird Leipzig mit Max Eberl noch stärker?

Magath: "Im RB-Imperium gibt es eine ganz klare Philosophie und Marschroute und wahrscheinlich kann Max Eberl hier nicht so frei schalten und walten, wie er es bei Borussia Mönchengladbach konnte."

Image: RB Leipzigs neuer Boss: Max Eberl.

Skysport.de: Dafür hat er viel mehr Geld zur Verfügung.

Magath: "Stimmt. Und damit kann im Fußball ja auch einiges bewegt werden."

Das Interview führte Mario Volpe.

Lesen Sie morgen in Teil II: Die Probleme der deutschen Nationalmannschaft, warum Messi wirklich Weltmeister wurde und was Magath von der DFB-Taskforce hält.

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