Robert Lewandowski und Erling Haaland sind die Top-Stürmer der Bundesliga und in aller Munde. Auch, weil der Torjäger des BVB von so manchem künftig im Trikot des FC Bayern gesehen wird, um Lewandowski zu vertreten. Aber ist Haaland dafür gemacht?
Aktuell wird wieder viel über die Zukunft von Robert Lewandowski spekuliert. Und ist dessen Zukunft ungewiss, dann sind auch die Spekulationen um Erling Haaland nicht weit, der immer als Nachfolger des Polen beim FC Bayern gesehen wird. Doch kann ein Haaland Lewandowski überhaupt eins-zu-eins ersetzen? Oder ist der Norweger dem Polen bereits voraus? Sky hat beide Stürmer detailliert verglichen und zeigt auf, wer wo seine Qualitäten hat.
Die offensichtlichen Fakten
Seit Beginn der Vorsaison absolvierten sowohl Lewandowski (42) als auch Haaland (44) nahezu gleich viele Pflichtspiele, doch der amtierende Torschützenkönig erzielte in dieser Zeit fünf Tore mehr (51) als Haaland (46), was zu einer Quote von 1,2 Toren pro Spiel führt, die bei Haaland dementsprechend mit 1,0 Toren pro Spiel etwas geringer ausfällt, aber weiterhin überragend ist.
Beide sind damit im obersten Regal des Stürmer-Marktes anzusiedeln. Denn: Mit 51 und 46 Toren liegen Lewandowski und Haaland im Tore-Ranking aller Spieler aus den europäischen Top-5-Ligen auf Platz eins und zwei und das teilweise mit Abstand. Es folgen Kylian Mbappe (42), Lionel Messi (38) und Cristiano Ronaldo (36).
Die Tore im Detail
Dass beide Spieler Tore am Fließband schießen, ist damit belegt. Doch wie schießen Lewandowski und Haaland ihre Tore? Wo liegen die einzelnen Qualitäten?
Der 32-Jährige erzielt seine Tore vornehmlich mit rechts (37), während Haaland quasi seine Spiegelung ist und mit links trifft (41). Wer von ihnen nutzt dann seinen schwächeren Fuß besser? Hier ist kein allzu großer Unterschied zu erkennen. Lewandowski traf im Vergleichszeitraum sechs Mal mit dem linken Fuß (11,8 Prozent der Tore), Haaland traf vier Mal mit dem rechten Fuß (8,7 Prozent).
Selbstkritischer Norweger
Der 21-Jährige gelobte jedoch Besserung. Vor Saisonbeginn versprach er, seinen rechten Fuß zu verbessern. Weshalb er in Trainingseinheiten mit dem ehemaligen Top-Stürmer Alexander Zickler Sonderschichten einlegt, in denen er nur mit dem rechten Fuß abschließen darf. Diese Saison wird zeigen, ob der Norweger sich dahingehend schon verbessern konnte.
Aber auch bei seinem Kopfballspiel möchte sich Haaland verbessern. Im Gegensatz zu seinem polnischen Konkurrenten erzielte er nur ein Kopfballtor, Lewandowski dagegen ganze acht. Das mag auch daran liegen, dass Bayerns Spiel immer auch auf Flanken ausgelegt war und Lewandowski dementsprechend mit Bällen gefüttert wurde. Es spricht aber auch für die Qualität, die der polnische Nationalspieler in der Luft hat.
Die Kopfballstärke ist auch wichtig bei Standardsituation. Exklusive der zehn (Lewandowski) beziehungsweise vier Elfmetertore (Haaland) traf der Bayern-Stürmer fünf Mal nach ruhendem Ball, Haaland dagegen nur ein Mal. Der Fokus liegt bei den Dortmunder Ecken und Freistößen eher auf Mats Hummels und Manuel Akanji, die zusammen vier Kopfballtore erzielten.
Haaland pfeilschnell
Verbessert Haaland sein Kopfballspiel und wird er mehr mit verwertbaren, hohen Bällen gefüttert, dann wird der ehrgeizige Norweger auch in diesem Bereich sicherlich die Zahlen steigern können. Eine Qualität, die Lewandowski nie richtig auszeichnete, weil er sie nie richtig ausspielen musste, ist der Top-Speed. Lewandowski ist schnell, er ist im Bereich um die 34 km/h anzusiedeln. Doch Erling Haaland setzt noch einen drauf. Und so war er auch am ersten Spieltag der neuen Saison mit 35,94 km/h der schnellste Spieler des Spieltags. Dieser Wert ist der zweitbeste nach seinem eigenen Bundesliga-Rekord von 35,95 km/h aus der Vorsaison.
Als pfeilschneller Stürmer hat Haaland damit in einer Situation einen wichtigen Vorteil: bei Kontern. Ergibt sich für Haaland eine Situation, in der er seine Chance wittert, auch wenn er selbst noch im eigenen Strafraum steht, dann sprintet er los. Das konnte er schon mehrere Male zeigen und auch am Ende vollenden. Deshalb hat Haaland vier Kontertore auf dem Konto seit Anfang der Saison 2020/21 und Lewandowski kein einziges. Auch hier muss beachtet werden, dass der FC Bayern nicht in erster Linie auf Konter spielt. Haalands Sprinterqualitäten gepaart mit seinem Durchsetzungsvermögen und seiner Abschlussqualität sind jedoch bei Kontersituationen nicht von der Hand zu weisen.
Auf der Suche nach der Vorlage
Fußball ist ein Teamsport. Auch Lewandowski und Haaland sind auf ihre Teamkollegen angewiesen. Ohne Bälle der Mitspieler keine Tore. Oder doch nicht? Eine Zuspitzung, klar. Doch Lewandowski erzielte im untersuchten Zeitraum nur 63 Prozent seiner Tore nach einer direkten Vorlage eines Bayernspielers. Das könnte ein Zeichen dafür sein, dass er beispielsweise durch geschicktes Stellungsspiel, seinen exzellenten Torriecher, sein gutes Anlaufen und seinen Ehrgeiz auch Tore erzielt, die er sich selbst erarbeitet oder Resultate aus Fehlern seines Gegners sind. Bei Haaland ist die Quote deutlich höher. Er erzielte 74 Prozent seiner Tore nach einer direkten Vorlage eines Mitspielers.
Wo findet man sie?
Lewandowski und Haaland sind echte Neuner, wie man sie sich seit Jahren wohl bei der deutschen Nationalmannschaft wünschen würde. Die beiden Goalgetter haben viele Gemeinsamkeiten und sind doch so unterschiedlich. Aber wie sieht das auf dem Feld aus? Wo halten sie sich auf und von wo schießen sie ihre Tore?
Schaut man sich die Heatmaps, also die Orte der Ballaktionen, der beiden Ausnahmestürmer an, dann ist klar zu erkennen, dass sie, wie es sich für einen Neuner gehört, hauptsächlich in den Strafräumen aufhalten. Beide schrecken aber nicht davor zurück, sich gegen stärkere Gegner auch mal Bälle von weiter hinten zu holen. Beide Spieler passen sich dementsprechend an.
Bei Haaland kommt das sogar häufiger vor, er hat in der Regel mehr Kontakte außerhalb des Strafraums als sein bayerisches Pendant. Stellvertretend dafür lohnt es sich die Heatmaps des ersten Spieltags anzuschauen. Lewandowski hat seine Ballaktionen höher als Haaland, was auch an der dominanten Spielweise der Bayern liegt, bei der er sich die Bälle seltener von weiter hinten holen muss. Dass er das kann, zeigte er im Supercup, wo er dann auch mal auf der Seite mehrere Aktionen hatte und weiter hinten als normal.
Ihre Tore schießen sie fast ausschließlich von innerhalb des Sechzehners. Aus der Distanz trafen sie drei (Lewandowski) beziehungsweise zwei Mal (Haaland). Hierbei bleibt aber zu erwähnen, dass sich Lewandowski auch immer mal wieder als Freistoßschütze probiert und damit auch in der Vergangenheit hin und wieder erfolgreich war, wenn auch nicht in der vergangenen Saison (neun Versuche). Der Pole scheut also auch die Distanz nicht. Haaland spielte bisher bei direkten Freistößen beim BVB keine Rolle.
Ist Haaland ein möglicher Lewandowski Nachfolger?
Sollte es dazu kommen, dass Haaland Lewandowski irgendwann einmal beerben sollte, dann wird auch ein Haaland sich noch strecken müssen. Beide Stürmer sind absolute Spitze in der Bundesliga und gehören auch weltweit ganz nach oben. Doch Lewandowski hat in den meisten Kategorien einfach noch die Nase vorn. Der Pole und die Bayern sind ein seit Jahren eingespieltes Team, weshalb beim FC Bayern so viel auch auf "Lewy" ausgerichtet ist.
Haaland würde demnach beispielsweise bei Standardsituationen eine größere Bedeutung zu kommen. Dagegen würden ihm wahrscheinlich weniger Kontersituationen ermöglicht.
Auch wenn Haaland noch nicht ganz an Lewandowski heranreicht, sie trennt zwölf Jahre Altersunterschied, in denen sich der Norweger, wenn nichts einschneidendes passiert, weiter verbessern wird und dadurch eine Option für den FC Bayern sein muss. Aktuell fährt der Rekordmeister wahrscheinlich aber besser mit Lewandowski.
Quelle der Daten sind StatsPerform und Bundesliga.com
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