Niklas Süle verlässt den FC Bayern und schließt sich Borussia Dortmund an. Was bedeutet das für den BVB? Und welche Auswirkungen hat dieser Abgang für den FC Bayern?
Es ist der Transfercoup schlechthin: Innenverteidiger Niklas Süle vom FC Bayern München wechselt nach Saisonende ablösefrei zu Borussia Dortmund. "Ich hätte es nicht für möglich gehalten. Wir sind es aus den vergangenen Jahren gewohnt gewesen, dass die Spieler in ihrer Blüte von Dortmund nach Bayern gehen und vielleicht - wenn sie irgendwann nicht mehr so gut sind - zurück gehen. Das wird den Bayern nicht schmecken", erklärte Sky Experte Dietmar Hamann.
Dortmund bekommt einen Spieler, der den Umbruch bei der Borussia mit einleiten und die Hierarchie verändern soll. "Für mich war Süle immer unterschätzt. Er wird die Dortmunder alleine deswegen schon besser machen, wenn er in der Kabine und im Tunnel steht, und du siehst den Schrank vor dir stehen und du weißt, du hast Süle in der Mannschaft. Das macht alle Spieler schon einmal drei, vier Prozent besser. Für die Dortmunder ist es wahrscheinlich der beste Transfer in den letzten zehn Jahren."
Süle soll Dortmunds Defensive stabilisieren
Süle soll in Dortmund die schwächelnde BVB-Hintermannschaft auf Vordermann bringen. In der laufenden Spielzeit ist die Defensive das große Problem der Schwarz-Gelben: In 21 Bundesliga-Partien kassierte Dortmund bereits 36 Gegentore, nur Greuther Fürth, der VfB Stuttgart, Hertha BSC und Borussia Mönchengladbach kassierten mehr Treffer. Wie dringend der Handlungsbedarf in der Defensive ist, wurde einmal mehr beim blamablen 2:5 gegen Verfolger Bayer Leverkusen am Sonntag deutlich.
Doch wer spielt neben Süle? Der 26-Jährige wird in der Innenverteidigung gesetzt sein. Daneben könnten Mats Hummels und Manuel Akanji um den zweiten Platz konkurrieren. Allerdings laufen beide Verträge 2023 aus. Der BVB hatte offenbar versucht, Akanjis Vertrag bereits zu verlängern. Das erste Angebot soll er allerdings abgelehnt haben. Nach Sky Informationen steht eine Verlängerung mit dem Schweizer im Raum, klar ist aber noch nichts.
Sky Reporter Jesco von Eichmann könnte sich deshalb nun durchaus einen Abgang des Defensivspezialisten vorstellen: "Das könnte sich jetzt mit der Süle-Verpflichtung auch noch einmal um 180 Grad drehen, dass Süle nicht zu Akanji, sondern für Akanji kommt. Das wird eine sehr interessante Konstellation." Außerdem läuft der Vertrag von Dan-Axel Zagadou nach jetzigem Stand aus.
Bleibt jetzt auch Erling Haaland?
Möglicherweise könnte der Wechsel von Süle aber auch Auswirkungen auf die Zukunft von Erling Haaland haben. "Wenn er sieht, dass auch mit Niklas Süle ein Top-Spieler für die Abwehr verpflichtet wird, könnte das seinen Gedankengang für die kommende Saison wieder mehr auf Borussia Dortmund lenken", sagte der ehemalige Bundesliga-Coach Friedhelm Funkel bei skysport.de.
Ähnlich äußerte sich Hamann: "Es gibt den Dortmundern jetzt eine ungleich bessere Chance, einen Haaland oder auch einen Bellingham zu halten, wenn ein Süle aus München hier her kommt in der Blüte seiner Karriere, dass die sehen, hier geht's vorwärts. Wenn jetzt noch der Transfer von Adeyemi verkündet wird in den nächsten Wochen, könnte ich mir vorstellen, dass das die Chancen Haaland und Bellingham für eine weitere Saison zu behalten, massiv erhöht."
Süles Abgang trifft den FC Bayern
Der Bundesliga wäre das nur zu wünschen, denn auch in dieser Saison zieht der FC Bayern einsam an der Tabellenspitze seine Kreise. Einen großen Anteil daran hat auch Süle. Denn: Beim Rekordmeister zählt der Hüne zum Stammpersonal, musste er doch lediglich Ende November wegen einer Corona-Infektion etwas kürzer treten. In 30 möglichen Pflichtspielen 2021/22 stand Süle 26 Mal auf dem Platz. Trainer Julian Nagelsmann ließ zuletzt immer wieder durchblicken, dass er Süle gerne behalten hätte, auch Manuel Neuer machte am vergangenen Wochenende beim 3:2-Sieg gegen RB Leipzig deutlich, wie sehr Süles Abgang die Bayern trifft: "Uns alle nervt, dass der Niklas geht, er wird uns fehlen."
Unter Nagelsmann, der Süle bereits seit seiner Zeit bei der TSG 1899 Hoffenheim kennt, hat der gebürtige Frankfurter wieder zu alter Stärke und vor allem Konstanz zurückgefunden. Das kann man von seinen Nebenmännern nicht unbedingt behaupten. Auch gegen die Leipziger wirkten die Bayern in der Defensive nicht immer sattelfest. Ob die Hintermannschaft nach dem Abgang von Süle also stabiler wird, darf man zunächst einmal bezweifeln, war es doch Süle, der gegen Leipzig gezeigt hat, dass ein Brecher wie er in einem auf drei Mann minimierten Abwehrverbund hilfreich sein kann.
Zudem gilt Süle als wichtiges Sprachrohr für Julian Nagelsmann, aber auch für Manuel Neuer. Süle ist gerade der einzig deutschsprachige Verteidiger, den der FC Bayern hat. Nicht auszuschließen also, dass in der kommenden Saison kein deutscher Abwehrspieler auf dem Platz des FC Bayern zu finden ist.
Nächster Zweikampf zwischen FCB und BVB
Allerdings haben die Bayern mit Nico Schlotterbeck vom SC Freiburg einen Spieler auf dem Zettel, der in dieser Saison mit bärenstarken Leistungen auf sich aufmerksam gemacht hat. Pikant: Auch Borussia Dortmund ist vom 22-Jährigen angetan. Nach Sky Informationen soll Schlotterbeck für eine Ablösesumme zwischen 20 und 30 Millionen Euro zu haben sein.
"Schlotterbeck ist ein toller Spieler, zweikampfstark, hart. Ich könnte mir vorstellen, dass wir ihn bei einem der beiden Vereine sehen werden. Er hat sich wunderbar entwickelt in Freiburg", lobt Hamann. Da bahnt sich wohl also schon der nächste Zweikampf zwischen den beiden großen Rivalen in der Bundesliga an.
Mehr zum Autor Fabian Schreiner
Alles zur Bundesliga auf skysport.de:
Alle News zur Bundesliga
Spielplan zur Bundesliga
Ergebnisse zur Bundesliga
Tabelle zur Bundesliga
Videos zur Bundesliga
Liveticker zur Bundesliga
Alle weiteren wichtigen Nachrichten aus der Sportwelt gibt es im News Update nachzulesen.