Bei Borussia Dortmund drängt das nächste Top-Talent in den Profibereich. Julian Rijkhoff sorgt in der U19 mit seiner Tor-Bilanz für Furore. Er ist drauf und dran, die Einschätzung einer Stürmer-Legende zu widerlegen.
Der gegnerische Strafraum ist sein Revier - eine 665,28 Quadratmeter große Wohlfühlzone. In diesem Areal wird Julian Rijkhoff zum Alleskönner. Erst mit links, dann mit rechts und per Kopf - Dortmunds U19-Stürmer gelang zwischen der 10. und 17. Minute im Halbfinal-Hinspiel um die Deutsche Meisterschaft bei Hertha BSC nicht nur ein blitzschneller, sondern gar ein lupenreiner Hattrick. Und das in eindrucksvoller Manier.
Schließlich sollte ein echter Vollblut-Stürmer in der Lage sein, mit allen erlaubten Körperteilen ein Tor zu erzielen. Diese Qualität hat sich Rijkhoff bereits angeeignet, dazu besitzt er einen unstillbaren Torhunger. Beweis gefällig? In Berlin ließ er nach seinem Dreierpack in der 87. Minute noch seinen vierten Treffer folgen und legte damit quasi im Alleingang den Grundstein für den Dortmunder Einzug ins Endspiel. Daran änderte auch die 0:1-Niederlage im Rückspiel nichts mehr.
Van Basten kritisiert Rijkhoff-Wechsel
Auch wenn der 18-Jährige in dieser Begegnung größtenteils nicht in Erscheinung trat, werden im Finale gegen den FSV Mainz 05 (Sonntag, 23. April ab 10:45 Uhr im Livestream auf skysport.de) erneut viele Blicke auf den Blondschopf gerichtet sein. Doch das ist nichts Neues für den Youngster.
Schon früh haben die BVB-Verantwortlichen das außergewöhnliche Talent des jungen Angreifers erkannt. Im Januar 2021 gab der Verein die Verpflichtung des damals 16-Jährigen bekannt und überwies Ajax Amsterdam im Gegenzug eine Ausbildungsentschädigung von 130.000 Euro (Quelle: transfermarkt.de). Ein Wechsel, der vor allem in der Niederlande hohe Wellen schlug. Sogar eine Stürmer-Legende schaltete sich ein.
Kein Geringerer als Marco van Basten meldete sich zu Wort und kritisierte Rijkhoffs Entscheidung pro Dortmund scharf: "Ich denke, das ist sehr schlechtes Management. Es gibt keinen besseren Wettbewerb als die Eredivisie für junge Spieler in der Altersklasse der 17-, 18- oder 19-Jährigen." Rijkhoff entschied sich jedoch für den BVB-Plan - und dieser geht bislang voll auf.
Wie plant Dortmund mit Rijkhoff?
In der aktuellen Spielzeit steht er bei 25 Toren in 28 Pflichtspielen, insgesamt kommt er in der U19-Bundesliga auf 44 Tore in 45 Spielen. Dazu kommen neun Treffer in 18 Spielen in der Youth League. Beeindruckende Zahlen, die Rijkhoffs Weiterentwicklung zementieren. Agierte er in seinem ersten U19-Jahr noch als Zehner um Stoßstürmer Bradley Fink (jetzt beim FC Basel) herum, wird er in dieser Saison als "falscher Neuner" eingesetzt. "Er hat sich extrem entwickelt. Als er aus Amsterdam kam, war er eher der Vollstrecker, nun ist er auch technisch versierter", schildert Sky Reporter Sven Westerschulze seine Beobachtungen.
Hauptverantwortlich für Rijkhoffs Ausbildung ist U19-Trainer Mike Tullberg. "Er kann gut kombinieren und gut die Zwischenräume bespielen", beschreibt der Däne die Qualitäten seines Schützlings, der in der WM-Pause bereits etwas Profi-Luft schnuppern, mit auf die Asien-Tour gehen und sich dort Edin Terzic präsentieren durfte. "Es gibt nicht viele Spieler, die in diesem Jahrgang besser sind. Nicht nur in der Bundesliga, sondern generell in Europa", sagt Westerschulze. Der BVB-Insider prognostiziert Rijkhoff eine große Zukunft, doch die Frage ist, wie Dortmund mit ihm plant.
Als Jungjahrgang könnte er zwar noch eine weitere Saison in der U19 spielen, doch dieses Szenario kommt eher nicht in Frage, denn der Teenager ist dort sichtlich unterfordert. Eine Option für die ersten Schritte im Profi-Bereich wäre die U23, die in der 3. Liga aktuell noch um den Klassenerhalt kämpft. Genau da liegt das Problem.
Rijkhoff arbeitet an seinen Defiziten
Rijkhoff passt nicht zum Spielstil der Drittliga-Mannschaft, ideal wäre für ihn stattdessen ein Team, das einen offensiven Ansatz verfolgt. "Er muss in den gegnerischen Sechzehner, da ist er eiskalt und braucht nicht viele Torchancen", weiß BVB-Nachwuchsdirektor Lars Ricken. Denkbar ist, dass Rijkhoff im Sommer die Vorbereitung mit den Profis absolviert, um dort zu zeigen, dass er das Potenzial für die Bundesliga besitzt.
Dafür muss er allerdings weiter an seiner Physis arbeiten, dessen ist sich auch Rijkhoff bewusst. "Einer meiner Schwerpunkte liegt darauf, mich körperlich noch zu verbessern", sagte er Anfang des Jahres. Zudem versucht Tullberg noch mehr Tiefe in Rijkhoffs Spiel zu bekommen, "damit er mehr hinter die Kette kommt als momentan", so der Däne. Eines muss er seinem Schützling aber nicht mehr einprägen: Dass Erfolg nur durch Fleiß möglich ist.
"Das ist das Tolle an ihm: Er ist einer von den Jungs, die auch außerhalb der Trainingszeiten oder an freien Tagen hier sind, um sich zu pflegen und an sich zu arbeiten", lobt Tullberg, "er schafft damit die besten Voraussetzungen, um später im Profibereich anzukommen."
Planstelle im BVB-Sturm wird frei
Rijkhoffs Eifer wurde bereits im Februar vom Verein mit einem neuen Kontrakt belohnt. "Ich bin stolz, dass ich einen langfristigen Vertrag beim BVB unterschreiben konnte", sagte er damals gegenüber den Ruhr Nachrichten. Er spüre das Vertrauen der Verantwortlichen und werde weiter für seinen Traum arbeiten, irgendwann für Borussia Dortmunds Profis spielen zu dürfen.
Immerhin wird im Sommer durch den Abgang von Anthony Modeste eine Planstelle neben Sebastien Haller und Youssoufa Moukoko frei. Ob diese jedoch mit einem weiteren Teenie-Stürmer besetzt wird, ist fraglich. Schließlich benötigen Spieler in diesem Alter vor allem eines: Spielpraxis. Daher ist auch eine Leihe - Stand jetzt - nicht ausgeschlossen. Zuletzt kamen auch Gerüchte um eine Rückkehr zu seinem Ex-Klub Ajax Amsterdam auf.
Ricken reagiert auf Ajax-Gerüchte
Ricken bezeichnete die Spekulationen als "Wertschätzung" für den Verein und Spieler. "Wir wollen Entwicklung immer so schnell wie möglich, müssen den Jungs aber auch die notwendige Zeit geben, die sie brauchen", sagte er bei Sky. Die BVB-Verantwortlichen haben die Entwicklung des Angreifers jedenfalls genau im Blick.
"Wir sind im engen Austausch mit ihm sowie seinem Berater und werden uns im Sommer gemeinsam Gedanken darüber machen, was für seine Entwicklung am sinnvollsten ist", sagte Sportdirektor Sebastian Kehl zuletzt gegenüber der Bild.
So oder so hat sich der sechsstellige Betrag als lohnendes Investment erwiesen...
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