BVB News: Borussia Dortmund beim VfL Wolfsburg unter Zugzwang
Mehr als ein CL-Endspiel! Nähere BVB-Zukunft hängt an Wölfe-Duell
Von Udo Hutflötz
Image:Erling Haaland (l.) kämpft mit dem BVB noch um die Teilnahme an der nächstjährigen Champions League.
Am Samstag gastiert Borussia Dortmund beim VfL Wolfsburg. Im Duell Dritter gegen Fünfter geht es für den BVB nicht nur um die Champions League. Die mittelfristige Zukunft des Vereins hängt am Ausgang der Partie. Sky Sport blickt auf die möglichen Folgen einer Niederlage für die Schwarz-Gelben.
Vor dem 31. Spieltag und dem direkten Duell (Samstag, ab 14 Uhr LIVE und EXKLUSIV auf Sky Sport Bundesliga 1) beträgt der Rückstand des BVB auf den VfL Wolfsburg fünf Zähler. Vier Punkte sind es für die Borussia auf Eintracht Frankfurt.
Sky Reporter Sascha Bacinski spricht über das anstehende Spiel von Borussia Dortmund gegen den VfL Wolfsburg (Videolänge: 54 Sekunden).
Auch ohne Mathe-Studium wird schnell klar: Holt der BVB nur einen Punkt gegen die Wölfe oder verliert gar und Frankfurt punktet am späteren Abend dreifach gegen Leverkusen (ab 17:30 Uhr LIVE und EXKLUSIV auf Sky Sport Bundesliga 1) geht die Wahrscheinlichkeit einer schwarz-gelben Champions-League-Qualifikation gen Null.
Ein Umstand, der beim BVB zahlreiche und gravierende Folgen mit sich bringen könnte. Das Duell gegen Wolfsburg ist somit mehr als nur ein Endspiel um die Königsklasse.
Die Corona-Pandemie hat alle Klubs im Weltfußball getroffen - manche härter als andere, aber dennoch musste jeder Verein finanziell darunter leiden. Auch der BVB. Alleine für die erste Hälfte des Geschäftsjahres der Saison 2020/21 vermeldete der BVB im Februar einen Verlust von 26,3 Millionen Euro. Bereits Anfang des Jahres war somit klar, dass die Borussia Einnahmen aus der Champions League benötigt, um weiterhin diese Kader-Struktur, die der Verein aktuell besitzt, halten zu können.
Denn dort wird bereits seit längerem der eine oder andere Profi mit einem Abgang in Verbindung gebracht. So ist es kein Geheimnis mehr, dass Jadon Sancho - wohl unabhängig des sportlichen Abschneidens - nach dieser Saison ein neues Abenteuer startet und den BVB verlassen wird.
Beim zweiten Superstar, Erling Haaland, sieht die Ausgangslage zwar etwas anders aus, könnte aber dennoch zum gleichen Ergebnis führen. Die Verantwortlichen der Borussia betonten in den vergangenen Tagen zwar stets, dass man den Norweger im Sommer nicht abgeben werde. Doch ein Verpassen der Champions League könnte dazu führen, dass der Angreifer sich in seiner Entwicklung gebremst sieht und doch schon früher als angedacht den nächsten Schritt machen möchte. Die Europa-Tour von seinem Vater Alf-Inge und Berater Mino Raiola vor einigen Wochen hat die Borussia auf jeden Fall im Poker unter Druck gesetzt.
BVB-Kader im Transfer-Check
TOR: ROMAN BÜRKI (Vertrag bis 2023, MW: 9,8 Mio.): Die Position ist nicht die größte Baustelle im Kader. Jedoch hat der schon länger umstrittene Schweizer seinen Stammplatz verloren und gilt als Verkaufskandidat. Eine neue Nummer eins soll kommen.
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MARWIN HITZ (Vertrag bis 2023, MW: 1,3 Mio.): Macht seine Sache nach anfänglichen Problemen als Nummer eins ordentlich. Sein Vertrag wurde vor Kurzem bis 2023 verlängert. Wenn ein neuer Keeper kommt, wird er wohl wieder ins zweite Glied rücken.
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LUCA UNBEHAUN (Vertrag bis 2022): Der junge Keeper hat Perspektive, aber für höhere Aufgaben reicht es beim BVB noch nicht. Soll sich in der zweiten Mannschaft entwickeln, könnte aber auch wo anders Spielpraxis sammeln. Union soll Interesse haben.
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ABWEHR: MATEU MOREY (Vertrag bis 2024, MW: 4,8 Mio.): Der Spanier hat die Verletzungspause von Teamkollege Thomas Meunier genutzt und dem Belgier den Rang auf der rechten Seite abgelaufen. Gilt deshalb auch als klarer Kandidat für einen Verbleib.
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THOMAS MEUNIER (Vertrag bis 2024, MW: 15,5 Mio.): In den Routinier wurden große Hoffnungen gesteckt, die er bislang aber noch überhaupt nicht erfüllen konnte. Je nachdem, wie Neu-Coach Rose plant, könnte der Belgier im Sommer bereits wieder gehen.
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LUKASZ PISZCZEK (Vertrag bis 2021, MW: 0,45 Mio.): Das Vereins-Urgestein dient in dieser Saison fast ausschließlich als Kaderauffüller. Der Pole wird im Sommer seine lange Karriere beenden.
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FELIX PASSLACK (Vertrag bis 2021, MW: 2,5 Mio.): Der 22-Jährige kommt nur sporadisch zu Einsätzen, könnte seinen auslaufenden Vertrag aber dennoch als Back-Up verlängern. Ändert jedoch nichts daran, dass der BVB auf den Außen aktiv werden muss.
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MATS HUMMELS (Vertrag bis 2022, MW: 22,7 Mio.): Der 32-Jährige ist der absolute Abwehrchef und liefert in dieser Saison in der Defensive die konstantesten Leistungen. Tritt ab und an auch als Torschütze in Erscheinung. Wird auf jeden Fall bleiben.
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MANUEL AKANJI (Vertrag bis 2023, MW: 34,4 Mio.): Sein Vertrag wurde laut Medienberichten bereits 2019 bis 2023 verlängert. Zeigte zuletzt nach Verletzung ordentliche Auftritte. Sitzt nicht ganz so fest im Sattel wie Hummels, dürfte aber bleiben.
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DAN-AXEL ZAGADOU (Vertrag bis 2022, MW: 18,2 Mio.): Die Verletzung des Franzosen könnte die Planungen verändern. Gut möglich, dass der BVB den Vertrag verlängert. Man hat dann entweder langfristig einen IV oder kann ihn ohne Druck verkaufen.
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RAPHAEL GUERREIRO (Vertrag bis 2023, MW: 39,2 Mio.): Der Portugiese gehört auch in dieser Saison zu den stärksten Borussen. Ist unumstritten und flexibel einsatzbar - entweder links sowohl offensiv als auch defensiv oder im ZM. Bleibt beim BVB.
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NICO SCHULZ (Vertrag bis 2024, MW: 6,1 Mio.): Kam 2019 für etwas mehr als 25 Mio. Euro, konnte sich aber nie wirklich durchsetzen. Fraglich, ob ihm das in der kommenden Saison gelingt. Könnte trotz langem Vertrag ein Wackelkandidat sein.
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MARCEL SCHMELZER (Vertrag bis 2021): Ähnlich wie bei Piszczek endet auch beim zweiten Urgestein die Zeit beim BVB - nach 13 Jahren. Sein Abgang nach der Saison steht fest.
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ZENTRALES MITTELFELD: AXEL WITSEL (Vertrag bis 2022, MW: 17,7 Mio.): Der Belgier fällt bereits seit Monaten mit einem Kreuzbandriss aus. Allerdings dürfte er pünktlich zur neuen Saison wieder fit sein & kann so weiter Einsätze im BVB-Trikot sammeln.
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EMRE CAN (Vertrag bis 2024, MW: 23,2 Mio.): Beim ''Aggressive Leader'' wechseln sich in dieser Saison häufig Licht und Schatten ab, doch an seinem Status als Führungsspieler ändert das nichts. Diesem soll er auch unter Rose beim BVB gerecht werden.
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THOMAS DELANEY (Vertrag bis 2022, MW: 9,1 Mio.): Der Däne ist beim BVB nicht unumstritten, wechselt häufig zwischen Bank und Startelf. Er träumt immer noch von der Premier League. Kommt ein Angebot aus England, könnte Delaney im Sommer gehen.
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MAHMOUD DAHOUD (Vertrag bis 2022, MW: 11 Mio.): Trägt seit 2017 das BVB-Trikot, kommt aber erst in dieser Saison so richtig in Tritt. Ist der spielstärkste Akteur im Zentrum und wird wohl auch im kommenden Jahr in Schwarz-Gelb auflaufen.
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JUDE BELLINGHAM (Vertrag bis 2023, MW: 45 Mio.): Der Youngster absolviert bislang eine starke Debüt-Saison in Dortmund, zeigt sein enormes Potential und kommt bereits auf wettbewerbsübergreifend 37 Einsätze. Ein Mann, dem die Zukunft beim BVB gehört.
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OFFENSIVES MITTELFELD: GIOVANNI REYNA (Vertrag bis 2025, MW: 39,9 Mio.): Der US-Amerikaner durchlebt aktuell eine Leistungsdelle. Fraglich, ob er im Hinblick auf den wahrscheinlichen Sancho-Abgang in dessen Fußstapfen treten kann. Wird aber bleiben.
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JULIAN BRANDT (Vertrag bis 2024, MW: 50 Mio.): Ähnlich wie Reyna tut sich auch der DFB-Kicker in dieser Saison schwer und hinkt seinen guten Auftritten aus der Vergangenheit hinterher. Wird immer wieder mit einem Abgang in Verbindung gebracht.
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MARCO REUS (Vertrag bis 2023, MW: 16,1 Mio.): Beim Kapitän überwiegt in dieser Saison der Schatten. Kann dem BVB-Spiel nicht wie gewünscht seinen Stempel aufdrücken. Vielleicht entzieht ihm Rose die Binde, damit er wieder befreiter aufspielen kann.
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Reinier (bis 2022 von Real Madrid ausgeliehen, MW: 13,6 Mio.): Der junge Brasilianer hat bislang beim BVB keinen wirklichen Eindruck hinterlassen. Kommt nur auf Kurzeinsätze. Gut möglich, dass die Leihe mit Real vorzeitig aufgelöst wird.
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THORGAN HAZARD (Vertrag bis 2024, MW: 42,5 Mio.): Der Belgier fehlte in dieser Saison häufig verletzt und kommt so nur auf insgesamt 19 Spiele. In diesen gelangen ihm aber immerhin sieben Scorerpunkte. Steigerungspotential ist da. Wird bleiben.
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JADON SANCHO (Vertrag bis 2023, MW: 117,6 Mio.): Der Engländer wird den BVB nach Sky Infos nach dieser Saison mit großer Sicherheit verlassen - unabhängig vom sportlichen Abschneiden. Dortmund kann mit einem Transfererlös von rund 100 Mio. rechnen.
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ANSGAR KNAUFF (Vertrag bis 2023): Das Talent feierte jüngst gegen ManCity sein Startelf-Debüt für den BVB. Hat angedeutet, dass er Potenzial besitzt. Seine zukünftige Spielzeit wird sich auch danach richten, was der BVB auf dem Transfermarkt tut.
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TOBIAS RASCHL (Vertrag bis 2022): Für den 21-Jährigen ist die Konkurrenz beim BVB zu groß. Kam in dieser Saison ausschließlich für die zweite Mannschaft zum Einsatz. Gut möglich, dass es ihn im Sommer wegzieht.
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STURM: ERLING HAALAND (Vertrag bis 2024, MW: 110 Mio.): Der Norweger wird sicher die ''Soap'' des Sommers. Klar ist: Der BVB braucht einen Backup für ihn. Sollte er gehen, wird auch ein neuer Sturmführer benötigt.
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YOUSSOUFA MOUKOKO (Vertrag bis 2022, MW: 12,3 Mio.): Mit seinen gerade einmal 16 Jahren bringt er es schon auf insgesamt 19 Einsätze in dieser Saison. Der BVB wird ihn weiter Schritt für Schritt heranführen und ihn für die Zukunft aufbauen.
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STEFFEN TIGGES (Vertrag bis 2024): Hinter Haaland und Moukoko nur Stürmer Nummer drei. An diesem Status wird sich wohl auch zur kommenden Saison wenig ändern, da Dortmund offensiv nachlegen wird, sollte Haaland gehen. Dürfte aber dennoch bleiben.
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LEIHSPIELER: LEONARDO BALERDI (an Olympique Marseille ausgeliehen, Vertrag beim BVB bis 2024, MW: 5,7 Mio.): Der junge Innenverteidiger ist bei OM nur Ergänzungsspieler. Wird wohl zum BVB zurückkehren, aber ohne große Rolle.
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MARIUS WOLF (an den 1. FC Köln ausgeliehen, Vertrag beim BVB bis 2023, MW: 9,5 Mio.): Gehört beim Effzeh zu den Leistungsträgern und besten Spielern in dieser Saison. Für die Ansprüche des BVB wird es aber wohl nicht genügen.
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SERGIO GOMEZ (an SD Huesca ausgeliehen, Vertrag beim BVB bis 2022, MW: 6,2 Mio.): Der offensive Mittelfeldspieler kommt beim spanischen Erstligisten nicht über Kurzeinsätze hinaus. Deshalb wird es auch zur kommenden Saison nicht für den BVB reichen.
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IMMANUEL PHERAI (an PEC Zwolle ausgeliehen, Vertrag beim BVB bis 2022, MW: 1,3 Mio.): Anders sieht es beim 19-Jährigen aus, der bei Zwolle Stammspieler ist. Doch der regelmäßige Sprung in den BVB-Kader wird auch in der nächsten Saison zu groß sein.
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FESTSTEHENDE TRANSFERS - ZUGÄNGE: SOUMAILA COULIBALY: Der 17-jährige Innenverteidiger kommt von der U19 von Paris Saint-Germain.
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ABGÄNGE: JEREMEY TOLJAN: Der 26-Jährige Außenverteidiger ist seit zwei Jahren an den Serie-A-Klub US Sassuolo ausgeliehen und wird im Sommer endgültig wechseln. Der BVB erhält für den gebürtigen Stuttgarter fünf Millionen Euro.
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Sollte gleichzeitig noch ein unmoralisches Angebot eines Spitzenvereins kommen, könnten auch die BVB-Bosse im Hinblick auf die gravierenden finanziellen Einbußen noch einmal zum Nachdenken gezwungen werden. Dies gilt übrigens womöglich auch für weitere Profis im Kader, die allesamt den Anspruch haben, in der Königsklasse zu spielen, aber im Normalfall fest beim BVB bleiben würden.
Als Beispiele können hier Raphael Guerreiro, Manuel Akanji und Giovanni Reyna angebracht werden, die mit ihrer Qualität sicherlich einen gewissen Markt in der Transferwelt besitzen und so auch für andere Vereine interessant wären.
Sinkende Attraktivität für Neuzugänge
Doch nicht nur bei den Spielern, die aktuell beim BVB unter Vertrag stehen, könnte ein Verpassen der Champions League zu Unmut und einem Veränderungswunsch führen. Auch Profis, die die Borussia womöglich auf dem Zettel hat, dürften nicht ganz so leicht zu bekommen sein, da das Lockmittel Königsklasse wegfällt.
So ist es deutlich schwerer vorstellbar, dass sich zukünftig ein Talent wie Jude Bellingham für den BVB entscheidet, wenn ihm der Klub keine Einsätze in der Champions League in Aussicht stellen kann. Und auch gestandene Profis, die die Mannschaft umgehend mit ihrer Qualität verstärken könnten, dürften nicht mehr so leicht zu überzeugen sein.
Die Kaderplanung für den BVB würde mit dem Wegfall der Königsklasse somit komplizierter werden. Die Umstrukturierung des Kaders, die auf der einen Seite durch den wahrscheinlichen Abgang von Sancho sowie durch die in diesem Jahr sportlichen Tiefschläge in der Bundesliga angestrebt werden muss, kann so nur bedingt vorangetrieben werden.
Defensive Stabilität auf der einen Seite, noch mehr Durchschlagskraft (unabhängig von Haaland) auf der anderen Seite sind nur zwei Ziele, die der BVB durch eine Umstrukturierung im Kader für die anstehende Saison erreichen muss, will man im Ruhrgebiet wieder bis zum Ende um die Meisterschaft mitspielen. Auch eine gewisse Körperlichkeit und Robustheit täte dem Kader in dieser Hinsicht gut.
Zumal auch der neue Coach ab Sommer, Marco Rose, gerne diese Art von Fußball spielen lässt. Apropos Rose: Dessen Start beim BVB könnte durch das Verpassen der Königsklasse erschwert werden. Der 44-Jährige wird sicherlich gewisse und konkrete Vorstellungen gehabt haben, als er Dortmund seine Zusage vor einigen Wochen gegeben hat.
Möglicherweise könnten diese aber nur mit den Einnahmen durch die Europa League nicht gänzlich erfüllt werden. Ein holpriger Start - mit unerfüllten Erwartungen auf beiden Seiten - könnte drohen.
Es wird also klar: Das Spiel beim VfL Wolfsburg hat für die Borussia eine übergeordnete Bedeutung. Die Zukunft des Vereins - zumindest die nahe bis mittelfristige - könnte davon abhängen. Ein Verpassen der Champions League könnte den BVB um ein bis zwei Jahre in seiner Entwicklung zurückwerfen.
Dies muss mit aller Macht verhindert werden. Schritt eins dazu: ein Sieg beim direkten Konkurrenten ...