Nach dem Abgang von Ausnahme-Talent Jadon Sancho präsentierte der BVB Donyell Malen als Nachfolger. So richtig konnte der Neuzugang noch nicht überzeugen - der Druck beginnt zu wachsen. Auch weil Trainer Marco Rose langsam Leistungen einfordert.
Rund 30 Millionen Euro legten die Dortmunder in diesem Sommer für ihren neuen Angreifer auf den Tisch. Malen ist damit nach Mats Hummels (37 Millionen Euro) und zusammen mit Andre Schürrle der zweitteuerste Transfer der BVB-Historie. Eine große Bürde, die in vergleichbaren Fällen oftmals zu Problemen geführt hat.
Erste Ansätze machen Mut - reichen aber nicht
Bereits bei der Verpflichtung des 22-Jährigen mahnten die Dortmunder, man dürfe sich nicht zu sehr auf die hohe Summe einschießen. Der junge Angreifer brauche Zeit, sich in der Bundesliga zu akklimatisieren. Dass das Niveau in Deutschland höher ist, als jenes in den Niederlanden, steht dabei außer Frage. Doch nach einer starken Europameisterschaft für Oranje und guten Auftritten in der Europa League im vergangenen Jahr hat auch die Bundesliga-Schonfrist ein Verfallsdatum.
Zwar wollen die Borussen Malen weiter Zeit zugestehen, doch die bislang guten Ansätze reichen langsam nicht mehr. "Donny zeigt in Ansätzen immer wieder, zu was er in der Lage ist. Er hatte eine Eins-gegen-eins-Situation auf dem Flügel in Istanbul, wo er auf einmal weg war. Und zwar komplett. Nicht nur fünf Meter, sondern zehn - mit nur einer Finte", gestand BVB-Trainer Rose seinem Stürmer auf der Pressekonferenz vor dem Spiel zu, erklärte zeitgleich allerdings auch, dass sich Malen noch enorm steigern muss.
Malen muss Konstanz in sein Spiel bringen
Das vom Coach beschriebene Tempo bringt der Niederländer bisher zu selten ein. In vielen Situationen scheint dem flinken Neuzugang das Selbstvertrauen für direkte Duelle zu fehlen. Auch die Absprache mit den Teamkollegen sitzt noch nicht perfekt, obwohl hier Fortschritte zu erkennen sind.
"In Istanbul hätte er fast einen Assist bekommen, wo er sich super durchgesetzt hat", nennt Rose beispielhafte eine Szene aus Malens CL-Debüt für Dortmund, bei der er Erling Haaland einen Ball stark im Strafraum servierte. Der Norweger ließ die Chance ausnahmsweise liegen, wartete danach vergebens auf Zuspiele seines Sturm-Kollegen. Das große Problem: Malen schafft es noch nicht, diese Raffinesse über ein komplettes Spiel zu zeigen.
Rose merkt an: "Ich glaube, dass es für Donny einfach darum geht, über 90 Minuten stabil zu werden, die Leistungsfähigkeit über 90 Minuten zu haben und sich jetzt an das höhere Niveau zu gewöhnen." Konstanz im Spiel ist ein Thema, das viele Dortmunder in dieser frühen Phase der Saison noch beschäftigt. Malen, der nach tollen Aktionen oftmals lange nichts mehr von sich sehen lässt, ist dabei ein Sinnbild.
Malen lässt das Pressing noch zu sehr schleifen
Ein zweites Problem, mit dem der 22-Jährige noch nicht ganz umzugehen weiß, ist die aggressive Spielweise der Dortmunder. Der Stil von Trainer Rose lebt nicht nur von frühem und hohem Pressing, sondern ist auch darauf angewiesen. Durch die offensive Ausrichtung stehen die Borussen meist sehr hoch, was sie anfälliger für Konter macht. Um dem entgegenzuwirken, verlangt der Trainer durchgängiges Pressing von den Vorderleuten.
Das lässt Malen noch zu sehr schleifen, rennt oft nicht früh genug an und ist in Zweikämpfen manchmal zu zaghaft. "Donny muss besser gegen den Ball werden", bekundet Rose und verleiht seinen Worten Nachdruck: "Das ist eine klare Forderung von mir, der er sich stellen muss, wenn er auf Dauer Stammspieler in dieser Mannschaft sein will. Er muss sich da weiterentwickeln und daran arbeiten wir. Wir geben ihm die Zeit, aber das ist eine klare Forderung."
Malen braucht ein erstes Tor in schwarz und gelb
Der Druck auf den 30-Millionen-Mann wächst, die ersten Ansprüche werden nun auch öffentlich kommuniziert. Dritter und vielleicht wichtigster Punkt auf der Malen-Agenda: ein Tor. Stürmer werden am Ende des Tages an Toren gemessen. Obwohl Malen mit Haaland einen alles überschattenden Sturm-Partner hat und er auch ohne Treffer ein wichtiger Faktor im BVB-Spiel werden kann, ist etwas Zählbares unerlässlich.
"Er hat sich selbst schon Tormöglichkeiten erarbeitet", meint Rose, der sich sicher ist, dass der Angreifer bald erstmals Jubeln darf. Doch noch fehlt das Tor-Debüt, aus dem der Goalgetter eine ganz andere Energie und Mentalität ziehen könnte. Dass Malen kaltschnäuzig ist, hat der Niederländer längst bewiesen. In der vergangenen Saison erzielte der 22-Jährige 27 Treffer in Liga, Pokal und Europa League - legte zusätzlich zehn Buden auf.
Brandt-Ausfall als Chance für den Durchbruch
Die eingangs beschriebenen Qualitäten um Tempo, Spielwitz und auch Kaltschnäuzigkeit sind nicht von der Hand zu weisen. Doch ohne die nötige Konstanz im Spiel, Entschlossenheit in der Arbeit gegen den Ball und das Selbstbewusstsein aus dem ersten Tor im BVB-Dress - das auch die Fans ruhig stimmen würde - kann Malen den BVB noch nicht entscheidend verstärken.
Die Chance, den Forderungen des Trainers nachzukommen, dürfte sich schon am Sonntag ergeben. Durch den Ausfall von Julian Brandt hat Malen gegen Union Berlin beste Startelf-Chancen. Trifft der Niederländer und beweist Biss, könnte das der große Durchbruch beim BVB werden, auf den bislang alle warten.
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