Bei Dortmunds solidem Arbeitssieg gegen Bielefeld trumpfte ein Mann besonders auf: Mats Hummels. Dieser macht aktuell einen super Job und mutiert zum Torjäger in Haalands Abwesenheit. Nun droht er aber in einer ganz wichtigen Woche auszufallen.
Samstagnachmittag, es sind 86 Minuten gespielt auf der Bielefelder Alm, als es vielen Dortmunder Fans eiskalt den Rücken heruntergelaufen sein dürfte. Mats Hummels blieb nach einer recht harmlosen Grätsche auf dem Feld liegen. Die Dortmunder Nummer 15 fasste sich direkt an den Oberschenkel. Nach kurzer Behandlungspause deuteten sowohl Mitspieler Axel Witsel als auch Mats Hummel selbst an: "Auswechseln, bitte!".
Mit Blick auf die kommende Woche und die ohnehin schon dürftige Personallage in der Dortmunder Abwehr, wäre eine gravierendere Verletzung Hummels gleichbedeutend mit einer Hiobsbotschaft für schwarz-gelb. Einerseits, weil die Dortmunder Abwehr mit Hummels als Fixpunkt in der Bundesliga aktuell mit nur zwei Gegentoren herausragend spielt und gegen Bielefeld zum fünften Mal die Weiße Weste behielt - beides Topwerte in der Bundesliga.
Andererseits, weil man erst am Mittwoch gegen den FC Brügge in der Champions League (Live ab 21 Uhr auf Sky Sport 2) einen Pflichtsieg einfahren muss und dann am kommenden Samstag im Top-Spiel auf den FC Bayern München (Live ab 18.30 Uhr auf Sky Sport Bundesliga 1) trifft.
Vize-Kapitän in Top-Form und mit dem Kommando
Um die Meisterschaftsambitionen untermauern zu können und nicht gleich schon wieder ins Hintertreffen gegenüber den Münchnern zu geraten, braucht BVB-Coach Lucien Favre nicht nur jeden verfügbaren Spieler, er braucht vor allem seinen Leader. Der Leader war Mats Hummels gegen Bielefeld nicht nur in den neun Minuten, in denen er die Kapitänsbinde von Marco Reus nach dessen Auswechslung übernommen hatte.
Hummels übernahm die ganze Partie über die Verantwortung. Dem 31-Jährigen gehört das Kommando. Er ist der Dirigent aus der Abwehr heraus und mehr als nur Vize-Kapitän. Der Innenverteidiger hatte mit 105 Ballaktionen gegen Bielefeld die viertmeisten seines Teams und mit 68 Prozent gewonnenen Zweikämpfen die beste Zweikampfquote aller Dortmunder. Zudem gewann er starke 77 Prozent seiner Luftzweikämpfe. Ähnliche Werte standen für Hummels schon gegen Augsburg, Freiburg und Schalke zu Buche.
Hummels wird zum Goalgetter
Das sind starke Fakten, die aber für den ehemaligen Nationalverteidiger nicht ungewöhnlich sind. Ungewöhnlich ist eher das, was Hummels aktuell vorne fabriziert. Drei Tore in zwei aufeinanderfolgenden Spielen gelangen ihm noch nie. Und dann auch noch so wichtige Tore für den BVB. Erst der Schlusspunkt im Revierderby und heute die entscheidenden beiden Treffer in einer schwergängigen Partie.
Während er beim 1:0 einfach nur im Weg beziehungsweise goldrichtig richtig stand, wuchtete er das 2:0 mit seinem bekannten und übersichtlichen Kopfballspiel platziert in das Bielefelder Tor - in bester Haaland-Manier.
Favre voll des Lobes
Das brachte Hummels auch das Lob seines Trainers ein. Favre nach dem Spiel auf der Pressekonferenz: "Er ist in Top-Form. Er ist enorm wichtig für die Mannschaft (…). Dazu macht er noch zwei Tore heute. (…) Er spielt super."
Wenn Haaland fehlt und seine Vordermänner es alleine vorne nicht schaffen, dann muss Hummels es eben selbst richten. Große Patzer gegen Mannschaften wie Bielefeld dürfen den Dortmundern nämlich nicht passieren. Mats Hummels und der BVB wollen diese Saison bis zum letzten Spieltag ein Wörtchen mitreden, wenn es um die Vergabe der Meisterschale geht.
Besonders bem Führungstreffer dürfte dem einen oder anderen Dortmunder ein Stein vom Herzen gefallen sein. Nicht schon wieder so ein Ausrutscher wie gegen den FC Augsburg. Schon die Spiele gegen Hoffenheim, Schalke und Bielefeld waren lange Zeit zähe Angelegenheiten. Da hilft es, wenn man sich beim BVB zumindest auf einen starken Abwehrchef verlassen kann. Wenn der dann auch noch vorne gefährlich ist, umso besser.
Das aktuelle Leistungshoch dürfte wieder einmal die Diskussion um eine mögliche Rückkehr in die Nationalmannschaft entfachen. Die könnte ja bekanntermaßen etwas Stabilität in der Hintermannschaft und wahrscheinlich auch Leaderqualitäten gut vertragen. Ob Jogi Löw sich irgendwann nochmal umentscheiden wird, bleibt aber mehr als fraglich und wird Hummel aktuell wahrscheinlich auch nicht primär interessieren.
BVB bangt vor richtungsweisender Woche um Abwehrchef
Denn nun droht ihm erstmal eine Zwangspause. Eine endgültige Diagnose über die Verletzung aus der 86. Minute stand bis Samstagabend noch aus. Er selbst erklärte im Nachgang des Spiels in der Mixed Zone, dass sein Oberschenkel fest sei. "Da wird man jetzt ein paar Tage ran müssen", erklärte Hummels. Einen Stich habe er aber nicht gespürt, was "schon mal ein gutes Zeichen ist", so der 31-Jährige.
Mit Blick auf kommenden Mittwoch hofft er, das "Wettrennen gegen die Zeit" gewinnen zu können. Teamkollege Julian Brandt war da sogar schon etwas optimistischer: "Dem geht's gut, der kriegt das schon hin", sagte Brandt am Sky Mikro, "der hat gutes Heilfleisch."
Gegen seinen Ex-Klub will Hummels nächste Woche unbedingt dabei sein. Gemeinsam mit dem BVB will er wichtige Punkte im Rennen um die Meisterschaft einfahren, will es den Bayern nach ernüchternden Ergebnissen in der letzten Saison (0:4, 0:1) endlich mal wieder zeigen.
Ob er sich dabei auf Kommandos von außerhalb des Platzes beschränken muss, oder ob er selbst aktiv auf dem Feld mithelfen kann, werden aber erst die nächsten Tage ergeben. Bis dahin wird der Oberschenkel keine Ruhe haben.