Nach langer Leidenszeit soll Marco Reus rechtzeitig vor Saisonbeginn sein Comeback beim BVB feiern. Doch wie sieht der Plan mit dem anfälligen Kapitän aus, damit es für eine ganze Spielzeit klappt?
Als Reus sich im Februar verletzte, war die Sorge zunächst groß. Der 31-Jährige hat eine lange Verletzungshistorie und musste in den vergangenen Jahren immer wieder monatelang wegen diverser Muskel- und Adduktorenproblemen pausieren. Doch die erste Prognose machte Hoffnung: rund drei Wochen Ausfallzeit.
Reus blickt aufs Comeback gegen Rotterdam
Aus den drei Wochen sind mittlerweile sieben Monate geworden. Aus den Beschwerden wurde eine Sehnenentzündung, die neue Prognosen unmöglich machte. Nun scheinen alle Probleme passee. Beim Testspiel am Montag gegen Sparta Rotterdam (ab 16:45 Uhr LIVE auf Sky Sport News HD und bei skysport.de im Stream) steht der Kapitän erstmals wieder im Aufgebot und wird wohl direkt sein Comeback feiern.
"Er mach einen sehr, sehr guten Eindruck. Nachdem er auch im Sommer nochmal eine schwierige Zeit hatte, versprüht er unheimlich viel Freude. Er wird am Montag dabei sein und auch spielen. Wir sind heilfroh, dass unser Kapitän zurück ist", erklärte Sebastian Kehl, der einen Einsatz des Spielmachers mit einer ankündigte. Beim Training am Freitag konnte Reus voll mitmachen und zeigte keinerlei Anzeichen dafür, dass er noch nicht bereit für einen Härtetest sei.
Reyna blüht im neuen-alten System auf
Aber: Bei dem 31-Jährigen ist Vorsicht geboten. Seine Anfälligkeit für muskuläre Verletzungen dürfte nach den jüngsten Ereignissen nicht abgenommen haben. Zudem besteht für Trainer Lucien Favre keine Not, den offensiven Mittelfeldspieler gleich wieder fest einzuplanen und ins kalte Wasser zu schmeißen.
In der neuen-alten Formation, mit welcher der Schweizer in ausnahmslos allen Testpartien der Vorbereitung spielen ließ, ist nur ein Platz im offensiven Zentrum. Beim 4-3-3 bzw. 4-2-3-1 nahm zuletzt Youngster Giovanni Reyna die Rolle des Spielgestalters ein und machte dabei einen herausragenden Job. Mit vier Treffern ist der US-Amerikaner bislang sogar Top-Torjäger in der Vorbereitung der schwarz-gelben und erhielt nicht nur dafür ein Sonderlob vom Coach.
"Er ist sehr, sehr, sehr clever. Er läuft viel und verteidigt auch richtig", schwärmte Favre vor zwei Wochen im Trainingslager in Österreich vom 17-Jährigen. Auch wenn das Top-Talent auf dem Flügel spielen kann, ist die Zentrale seine Paradeposition.
Brandt eine Option - Defensivzentrum überfüllt
Neben dem Durchstarter, der in der kommenden Saison eine große Rolle beim BVB einnehmen könnte, ist auch Julian Brandt mit der Position im Zentrum vertraut. Im defensiven Mittelfeld ist mit Axel Witsel ein Abräumer eigentlich gesetzt. Auf den Platz neben dem Belgier erheben mit Neuzugang Jude Bellingham, Emre Can, Thomas Delaney, Mahmoud Dahoud und eben Brandt gleich fünf Spieler Anspruch. Nicht unwahrscheinlich also, dass Letzterer die seinem Spielstil zu Gute kommende Position auf der Zehn bekleidet.
Druck hat angesichts des großzügig bestückten Kaders also vor allem Favre keinen. Das erlaubt dem Trainer den Luxus, sich mit Reus Zeit zu lassen. Nichtsdestotrotz wird der Führungsspieler und Ausnahme-Kicker in der anstehenden Saison dringend gebraucht. Durch den verspäteten Saisonstart in der Bundesliga, den DFB-Pokal und die Champions League sowie zahlreiche Länderspiele ist der Terminkalender voll wie nie.
Reus als X-Faktor für die stille Titelmission
Rotation wird also bei fast allen Top-Teams zu einen entscheidenden Faktor. Auch für das Erreichen der diesmal nur intern besprochenen Ziele des BVB ist der Fußballer des Jahres 2019 unverzichtbar. Obwohl nicht öffentlich ausgerufen, sollte klar sein, dass die Dortmunder wieder um die Meisterschaft mitspielen wollen.
Jadon Sancho wurde gehalten, mit Erling Haaland steht wieder ein echter Bomber im Sturm der Schwarz-Gelben und nach zwei enttäuschenden Jahren im Meisterschaftsendspurt wird die Gier nach Titeln immer größer.
Ein Reus in Höchstform könnte den Unterschied machen. Doch dazu bedarf es viel Fingerspitzengefühl.