Nach seinen zwei Horror-Patzern im Champions-League-Finale ist Liverpools Schlussmann Loris Karius am Boden zerstört. Der 24-Jährige entschuldigt sich bei den Fans und muss vom Gegner getröstet werden. Sky Experte Lothar Matthäus geht mit dem Schlussmann hart ins Gericht. Doch war ein Ellenbogen-Check von Ramos schuld?
Karius starrte nach dem Schlusspfiff einfach ins Leere und wollte im Erdboden versinken. Der Schlussmann kauerte minutenlang alleine auf dem Rasen, ehe ihn einige Real-Spieler hochhoben und auch Jürgen Klopp zum Trösten vorbeikam.
Weinend ging Karius in die Fankurve der Engländer und entschuldigte sich bei den Fans für seine beiden Aussetzer. Zunächst wollte er den Ball zu Trent Alexander-Arnold abwerfen, aber Karim Benzema hielt sein Bein dazwischen und erzielte Reals 1:0 (51.).
Klopp tröstet Keeper
"Natürlich tut es mir total leid für Loris, das ist ja Wahnsinn. Das wünscht man seinem schlimmsten Feind nicht", sagte der Coach nach dem Spiel exklusiv zu Sky Sport, wollte aber nicht nach Ausreden suchen: "So ist das Leben, da fragt danach keiner mehr. Er trifft eine falsche Entscheidung. Das ist schon brutal."
Kurz vor dem Ende ließ Karius zudem einen harmlosen Distanzschuss von Gareth Bale zum Endstand durchrutschen und sorgte damit für die Entscheidung (83.). "Ich habe viele Champions-League-Finals gesehen, aber das war die schlechteste Torhüter-Leistung der letzten 20 oder 30 Jahre", wählte Lothar Matthäus bei Sky Sport anschließend klare Worte.
Karius entschuldigt sich
Der Ex-Mainzer entschuldigte sich anschließend für die gezeigte Darbietung: "Es tut mir leid für jeden, im Team, im Klub, dass diese Fehler uns so teuer zu stehen kamen. Ich habe heute mein Spiel verloren, ich fühle nichts im Augenblick", sagte der Torwart dem britischen Radiosender talkSport.
Und weiter: "Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, dann würde ich es tun. Ich weiß, ich habe meine Mannschaft im Stich gelassen. Es ist sehr hart, aber so ist das Leben eines Torwarts. Du musst den Kopf wieder hochnehmen."
Doch das ist leichter gesagt als getan. Das denkt zumindest Oliver Kahn: "Ich kann mich nicht erinnern, dass ich aus Torwart-Sicht schon etwas Brutaleres gesehen habe. So ein Abend kann eine Karriere zerstören", erklärte der Ex-Keeper beim ZDF.
Spielte Ramos-Check eine Rolle?
Aber waren es nur Aussetzer oder steckt mehr dahinter? Kurz vor dem ersten Blackout wurde Karius im Fünfmeterraum von Sergio Ramos mit dem Ellbogen am Kopf getroffen und sank zu Boden. Beeinträchtigte ihn diese Aktion wenig später noch? Michael Ballack hält es im Sky Studio zumindest für denkbar und zieht Parallelen zum Titanen.
"Er wird getroffen und Torhüter sind natürlich sehr sensibel. Oliver Kahn hat im WM-Finale 2002 leider auch diese Verletzung an der Hand gehabt und danach ist etwas passiert. Das ist nunmal so bei Keepern - die haben nicht so viele Aktionen", so der ehemalige Capitano und erläutert, was er genau meint: "Jede Aktion wird gespeichert - danach ist vier oder fünf Minuten Pause. Und das beschäftigt einen Torhüter mehr als zum Beispiel einen Feldspieler, also kann es schon sein, dass es eine Rolle spielte."
Karius vor ungewisser Zukunft
Was auch immer der Grund für den Aussetzer war - Karius steht in Liverpool vor einer unsicheren Zukunft. Matthäus ist sicher, dass die Reds sich auf der Torhüterposition verstärken werden und verrät, dass Roma-Schlussmann Alisson Becker ein heißer Kandidat ist.
Klopp redete auch nicht um den heißen Brei herum: "Die Fehler waren offensichtlich. Ich weiß es, er weiß es. Er muss damit umgehen und wir müssen damit umgehen."