Saisonaus! Neymar fällt wegen einer Knöchel-OP nicht nur für das CL-Rückspiel beim FC Bayern aus. Doch nach der schwachen Leistung des Brasilianers im Hinspiel unken viele, dass ein Einsatz Neymars gut für den FCB gewesen wäre. Ist dem wirklich so? Ein Pro & Contra.
PRO: Ein Neymar-Einsatz ist gut für den FC Bayern
Der Ausfall des Brasilianers mag auf den ersten Blick ein herber Rückschlag für PSG sein, doch die Abstinenz von Neymar könnte auch schlecht für den deutschen Rekordmeister sein. Oder andersrum: Ein Einsatz Neymars wäre gut für die Bayern gewesen. Wenn Messi, Mbappe und Neymar alle gemeinsam auf dem Platz stehen, agiert PSG fast ausschließlich im 3-4-3 oder 4-3-3.
Cheftrainer Christophe Galtier kann Neymar zwar nicht eins zu eins ersetzen, aber kann jetzt die Statik des Spiels verändern, indem er eine deutlich kreativere Formation wählt. Beispielweise könnte er mit drei zentralen Mittelfeldspielern die Räume eng halten und dem bajuwarischen Offensivspiel den Zahn ziehen. Ohne Neymar hat Galtier bei diesem Szenario einen Spieler mehr, der defensiv mitarbeitet und Bälle erobert - für die schnellen Umschaltaktionen sorgen dann Lionel Messi und Kylian Mbappe in der Sturmspitze.
Während Neymar im Hinspiel von Benjamin Pavard komplett abgemeldet wurde, sorgte Mbappe für gefährliche Akzente und Torchancen nach seiner Einwechslung. Der Franzose zeigte eine ganz andere Körpersprache, während des Spiels und danach. Paris sei "immer" der Favorit, meinte Mbappe nach Abpfiff über die Chancen eines Weiterkommens. Seine Mentalität kann er - ohne in Konflikt mit Alphatier Neymar zu geraten - aber nur auf die Mannschaft übertragen, wenn der Brasilianer, der in der Vergangenheit nicht immer einer Meinung mit Mbappe gewesen sein soll, fehlt.
Der neue PSG-Rekordtorschütze kann als alleiniger Leader in München agieren und seine Mannschaft immer wieder antreiben - wie er es schon im Hinspiel bei seinem Kurzeinsatz angedeutet hat.
Yannick Smuda
CONTRA: Ein Neymar-Einsatz ist schlecht für den FC Bayern
Ja, Paris kann ohne Neymar im Kollektiv besser für Mbappe und Messi arbeiten und verteidigen. Und ja, Neymar hat im Hinspiel gegen die Münchner kein gutes Spiel gemacht. Im Grunde genommen war er sogar richtig schlecht, aber das lag auch daran, dass die Bayern Benjamin Pavard dafür abstellten, nichts anderes zu tun, als Neymar zu beschatten. Neymar nahm also - trotz schwacher Performance allein durch seine Abwesenheit einen Münchner Spieler komplett aus dem Spiel. Man will sich gar nicht vorstellen, was Neymar erst macht, wenn er einen guten Tag hat.
Der Brasilianer deutete in der letzten halben Stunde mit einigen starken Anspielen in die Spitze zu Mbappe an, was er leisten kann. Im Rückspiel sind Messi und Mbappe komplett fit und hätten von Neymar gut in Szene gesetzt werden können. Doch selbst wenn Neymar - wie im Hinspiel - schwach spielt, kann er doch jederzeit mit einem genialen Moment das Spiel entscheiden. Und Paris braucht nach der Hinspielniederlage auf jeden Fall Tore.
Argentinien hat bei der WM in Katar gezeigt, dass man mit zwei offensiven Spielern - in ihrem Fall Julian Alvarez und Messi - Großes erreichen kann, wenn das restliche Team für die beiden arbeitet. Für die besonderen Momente braucht es aber diesen dritten Freigeist. Bei der Albiceleste war es im Endspiel Angel di Maria, bei PSG wäre es Neymar gewesen.
Und dass der Brasilianer nicht nur mit Kumpel Messi, sondern auch mit Mbappe auf dem Rasen perfekt harmoniert, zeigen seine Statistiken. Neymar kommt in 29 Pflichtspielen auf 18 Tore und 17 Vorlagen - er ist im Schnitt also an mehr als einem Treffer pro Partie beteiligt. Welche Mannschaft kann ohne diese Offensivpower besser sein als ohne, wenn man nach vorne spielen muss? Paris jedenfalls nicht und deshalb ist der Neymar-Ausfall gut für den FC Bayern.
Robert Gherda