Thibaut Courtois hat mit einer historischen Leistung im Endspiel gegen den FC Liverpool großen Anteil am Champions-League-Triumph von Real Madrid. Geholfen hat dem Schlussmann eine unfreiwillige Motivation durch ein englisches Magazin.
Für das Liverpooler Star-Ensemble war Courtois an diesem Abend in Paris einfach unüberwindbar. "Wenn der Torwart Man of the Match ist, dann weißt du, dass es scheiße gelaufen ist", resümierte Trainer Jürgen Klopp nach der Niederlage im Champions-League-Finale gegen Real Madrid.
Egal wie und wie oft, ein ums andere Mal scheiterten Sadio Mane, Mohammed Salah & Co. am grandiosen Keeper der Spanier, der seine Sehnsucht nach dem ersten Henkelpott in dieser Nacht unbedingt stillen wollte.
Courtois lenkt Manes Torschuss an den Pfosten
Gleich zu Beginn machte der 30-Jährige den Reds klar, dass es an ihm heute kein Vorbeikommen geben sollte. Den ersten Liverpooler Abschluss von Salah (16.) lenkte er problemlos am Pfosten vorbei. Wie Courtois nach dem Spiel zu Protokoll gab, war er sich seiner Sache offenbar direkt danach sicher: "Ich habe bei der ersten Parade gefühlt, dass heute keiner gegen mich trifft."
Wenig später (21.) verhinderte er dann mit einer Glanztat den Rückstand. Beim satt getroffenen Abschluss von Mane machte sich der belgische Nationalspieler lang und lenkte den Ball mit einer grandiosen Parade an den Pfosten. Aber das sollte es noch nicht gewesen sein:
Salah scheiterte im Anschluss ein ums andere Mal am Torhüter der Madrilenen. Spätestens, nachdem Madrids Vinicius Jr. dann in der zweiten Halbzeit zur Führung traf (59.), warfen die Reds alles nach vorne.
Salah scheitert am erneut grandiosen Courtois
Die Königlichen konnten sich jedoch weiterhin auf ihren Schlussmann verlassen. Kurz nach der Führung lenkte er einen Distanzschuss Salahs souverän am Kasten vorbei (64.). Im Anschluss war er dann aus kurzer Distanz zur Stelle und wehrte den Abschluss des Ägypters aus spitzem Winkel gekonnt mit den Fuß ab (69.).
In der Schlussphase dann der Höhepunkt. Salah kam nach einem langen Ball ins Eins gegen Eins gegen den Belgier, fand in ihm aber erneut seinen Meister (82.). Den Abschluss des Ägypters wehrte Courtois sensationell mit dem Unterarm ab und verhinderte so den Ausgleich. "Das ist das beste Gefühl meines Lebens, abgesehen von der Geburt meiner Kinder. Darum bin ich auch sofort zu meiner Familie gelaufen. Sie wissen, was ich in den all den Jahren geopfert habe", sagte der Schlussmann.
Courtois stellt Paraden-Rekord auf
Am Ende standen für ihn neun abgewehrte Bälle (bei 24 Abschlüssen des FC Liverpool) zu Buche - Rekord. Seit der detaillierten Datenerfassung 2003 gelang dies keinem Torhüter in einem Champions-League-Endspiel. Für ihn selbst ist das pure Genugtuung: "Ich habe viele gesehen, die mich kritisiert haben, aber heute haben wir wieder gezeigt, wer der König von Europa ist.
Genugtuung auch deswegen, weil es Courtois' erster Titel in der Champions League ist. Mit Atletico Madrid war er 2014 im Endspiel noch an den Königlichen gescheitert. Zudem wurde er nach Oliver Kahn (FC Bayern, 2001) und Edwin van der Sar (Manchester United, 2008) als erst dritter Keeper in der Geschichte der Königsklasse zum Man oft the Match gekürt.
Die spanische Zeitung Marca schrieb am Sonntag vom "Wunder des heiligen Courtois", aus dessen Händen man "einen Guss herstellen und sie in einem Museum ausstellen" sollte. Die AS nannte den zum besten Spieler des Finals gekürten Torhüter schlicht "die belgische Wand".
Titel verschafft Courtois verdiente Wertschätzung
Der Mann des Abends hatte im Vorfeld ordentlich Extra-Motivation mitgebracht. So löste ein Torwart-Ranking eines englischen Magazins beim Zwei-Meter-Hünen Irritationen aus: "Die haben mich im März nicht in der Liste der besten Torhüter aufgeführt. Ich sage nicht, dass ich die Nummer eins bin, aber in die Top Ten hätte ich nach so einer Saison schon gehört."
Fehlende Wertschätzung und Mangel an Respekt aus England gaben dem 30-Jährigen daher noch einen Grund mehr, es allen Kritikern zu zeigen: "Heute musste ich das Finale gewinnen, wegen all der harten Arbeit - und um mir Respekt zu verschaffen, denn ich denke nicht, dass ich in England viel Respekt genieße." Von 2014 bis 2018 stand Courtois für den FC Chelsea zwischen den Pfosten, ehe er für 35 Mio. € Ablöse zu Real Madrid wechselte.
Einen Makel brachte der Abend für Courtois dann aber doch noch mit sich. "Es tut mir nur leid um meinen Bruder, der am Sonntag heiratet, und ich kann nicht dabei sein", erzählte er nach dem Spiel. Bei der standesamtlichen Trauung am Montag plant er jedoch teilzunehmen.
Bis dahin wird er in Madrid gebührend gefeiert werden. Verdient hat er es sich nach dieser historischen Leistung allemal.
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