Zinedine Zidane kehrt zu Real Madrid zurück. Der Franzose übernimmt das Traineramt von Santiago Solari.
Zinedine Zidane eilte schnellen Schrittes auf das Podium. 284 Tage nachdem er sein geliebtes Real Madrid als dreifach gekrönter König im Sommer unter Tränen verlassen hatte, konnte er seine Rückkehr als Retter in der Not kaum erwarten. "Ich bin glücklich, wieder zu Hause zu sein", sagte Zidane und schaute dabei lächelnd in den überfüllten Presseraum im Estadio Santiago Bernabeu.
Eine Woche nach dem Untergang dieser einst unbeugsamen Elf von Einzelkönnern gegen Ajax Amsterdam (1:4) feuerte der mächtige Präsident Florentino Perez am Montag Santiago Solari und zauberte Zidane als Architekten einer neuen Ära aus dem Hut. "Der beste Trainer der Welt kommt zu Real Madrid zurück", sagte der in der Kritik stehende Perez.
Lockerer Zidane auf der Pressekonferenz
Blaue Jeans, weißes Hemd, graues Jacket - locker gekleidet und gut gelaunt präsentierte sich Zidane am Abend bei der kurzfristig einberufenen Presserunde. Es sei eine große Verantwortung, sagte der Franzose, aber: "Ich will daran arbeiten, den Klub wieder dahin zu führen, wo er hingehört." Und das ist ganz oben.
Schon als Spieler war das Mittelfeld-Genie der Kaiser unter Königlichen gewesen, von der Bank aus führte er Madrid zehn Jahre später zu drei Champions-League-Titeln in Serie und sich selbst in Richtung sportlicher Unsterblichkeit. 2016, 2017, 2018 - dann hatte er urplötzlich genug. Früher als sein Präsident ahnte der Weltmeister von 1998, dass ein "neuer Impuls" nötig war. Er blieb aus. Nun setzt ihn Zidane ironischerweise selbst.
Zidane unterschreibt bis 2022
Zidane erhält einen Vertrag bis 30. Juni 2022. Real kündigte für Montagabend noch eine gemeinsame Pressekonferenz mit Zidane und Perez an.
Real gesteht sich damit zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit einen Trainer-Fehlgriff ein. Nach Zidanes Abschied hatte Perez zunächst der Nationalmannschaft Julen Lopetegui entrissen und dies unmittelbar vor dem ersten WM-Spiel in Russland verkündet. Ein Skandal. Und ein Irrtum.
Pleiten im Clasico gegen Barcelona
Lopetegui blieb ganze vier Monate, ihm folgte Solari. Der Argentinier hat den Untergang des "Königreiches" Real in der Champions League und einen 12-Punkte-Rückstand in der Liga auf den FC Barcelona zu verantworten. Damit war klar: Auch er ist verbrannt. Der Ajax-Schande waren zwei schmächliche Clasico-Heimpleiten (Liga und Pokal) gegen Barcelona innerhalb von vier Tagen vorausgegangen.
Zidane hingegen hatte mit seinem Abschied ein glänzendes Gespür für Timing bewiesen. Nun ist der Zeitpunkt wieder ideal: Der Verein wird ihm zu Füßen liegen. In dieser Saison ist eh nichts mehr zu retten, die erneute Direkt-Qualifikation zur Champions League sollte dennoch gelingen.
Real ließ Ronaldo zu Juve ziehen
Im Sommer werden gigantische Investitionen erwartet. Perez ist gefordert wie nie zuvor, will er des Volkes Zorn von sich ablenken. Der Bau-Unternehmer hatte den für viele Anhänger unverzeihlichen Fehler begangen, den Superstar Cristiano Ronaldo ohne ernsthafte Gegenwehr zu Juventus Turin ziehen zu lassen. Der fünfmalige Weltfußballer wurde nicht ersetzt. Real wankte, schleppte sich irgendwie noch durch und zerbarst schließlich gegen eine junge, frische, hungrige Ajax-Mannschaft.
Perez zeigte dies, dass er handeln muss. Verdiente Spieler könnten aussortiert werden, auch Toni Kroos, der deutsche Weltmeister und Strippenzieher, gilt als Streichkandidat. Gareth Bale, für dessen 100-Millionen-Euro-Ablöse wenig Gegenwert kam, und das ewige Talent Isco könnten dem Neuaufbau im Wege stehen. Karim Benzema hat im Sturm seine beste Zeit hinter sich.
Zidane wird Real von der Ronaldo-Fixierung befreien müssen. Denn phasenweise spielt der spanische Rekordmeister immer noch, als stünde da vorne die Allzweckwaffe und müsse nur geladen werden. Diese Zeiten sind vorbei. Die dritte Ära Zidane beginnt.