Jupp Heynckes hat am Sonntag noch einmal betont, dass das Duell gegen Freiburg sein letztes gegen den Sportclub war. Der FC Bayern hat seinen neuen Trainer für die kommenden Spielzeiten noch immer nicht bekannt gegeben. Warum eigentlich?
Thomas Tuchel ist seit Monaten auf dem Markt. Offenbar konnte er aber nicht alle im Vorstand des FC Bayern überzeugen. Auch die Meinung der mächtigen Führungsspieler (siehe Ancelotti-Entlassung) wie Mats Hummels wird in die Überlegungen mit einbezogen. Dass das Verhältnis Tuchel/Hummels in Dortmund nicht immer gut war, war offensichtlich.
So etwas kann man beim FC Bayern nicht gebrauchen. Auf der von Jupp Heynckes hervorragend moderierten Erfolgswelle will der FC Bayern nun weiter surfen. Zumal die Bayern von der Strategie und vom Spielsystem gar keinen radikalen Schnitt brauchen.
Löw verkörpert Heynckes-Stärken
Sky Experte Lothar Matthäus hat Joachim Löw als Bayern-Trainer ins Spiel gebracht. Zu Recht! Der Bundestrainer verkörpert vieles, was Heynckes derzeit erfolgreich vorlebt. Vor allem in Sachen Fußball-Fachverstand, Umgang mit Stars, Krisen-Kommunikation. Löw ist Weltmeister-Trainer, international hoch geschätzt, er trainiert die Hälfte der Bayernspieler seit Jahren im DFB-Team und er kennt den Vorstand bestens. Das ist schon weit mehr, als das bisher vernommene Hauptmerkmal im Anforderungsprofil: "Deutsch sollte er sprechen".
Passend dazu wäre sein langjähriger Co-Trainer Hansi Flick (ehemaliger Spieler des FC Bayern) nach seinem Kurzzeit-Engagement bei der TSG Hoffenheim verfügbar. Auch Miroslav Klose (ehemaliger Spieler des FC Bayern und "DFB-Praktikant" unter Löw) könnte Löw assistieren. Um den Faden weiter zu spinnen: Die Bayern-Legenden Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger als Funktionäre könnten mit Löw eine neue Vereinsära für die Zeit nach Hoeneß und Rummenigge einleiten.
Conte hat es vorgemacht
Natürlich, es gibt Gegenargumente: Löw hat beim DFB-Vertrag bis 2020? Richtig! Offenbar aber mit einer Ausstiegsklausel nach der WM 2018. Warum sollte er sich nicht in diesem Sommer beim DFB verabschieden? Was soll ein Bundestrainer, der schon Weltmeister ist, machen?
Im Falle eines erneuten WM-Titels kann er abtreten, wenn es am Schönsten ist. Bei einer bitteren Finalniederlage oder einem vorzeitigen Ausscheiden wäre ein Rücktritt verständlich. Die Vorbereitung des FC Bayern überschneidet sich mit der WM? Antonio Conte hat 2016 gezeigt, dass man nach der EURO mit Italien mit Chelsea Meister werden kann.
Spiel auf Zeit
Kann Löw überhaupt noch Vereinstrainer? "Natürlich kann ich mir vorstellen, irgendwann einen Verein zu trainieren", sagte der 58-Jährige im Oktober vergangenen Jahres. Na bitte. Er hat zwar beim DFB einen der schönsten Jobs der Fußball-Welt. Genau dieses Argument kann man nach 14 Jahren aber auch umkehren. Es wäre verständlich, wenn er sich jetzt erst recht noch einmal neuen Herausforderungen stellt.
Vor einigen Wochen sagte Löw im Interview mit Sky: "Im Moment mache ich mir über gar nichts anderes Gedanken als über unsere WM." Also hält er sich Optionen offen und spielt auf Zeit. Das machen auch die Bayern. Wahrscheinlich freuen sich die Verantwortlichen, dass sie nicht vorschnell einen Trainer für die Nach-Heynckes-Ära verpflichtet haben.
Und vielleicht geht es ja gar nicht mehr um die Frage, wer Bayern-Trainer wird, sondern wer auf Joachim Löw beim DFB folgt.