Max Meyer, Thilo Kehrer und Co.: Darum kann Schalke 04 seine Talente nicht halten

Drohen auf Schalke die nächsten Abgänge?

Von von Robert Gherda

Image: Max Meyer (r.) und Thilo Kehrer wollen ihre Verträge auf Schalke nicht verlängern. Kein Einzelfall.

Die Schalker Knappenschmiede produziert einen Bundesligaspieler nach dem anderen für den FC Schalke 04. Doch viele Talente kehren S04 den Rücken und verdienen ihr Geld bei anderen Vereinen. Sky Sport untersucht, warum Manuel Neuer &Co. nicht langfristig in Gelsenkirchen bleiben.

Neuer, Mesut Özil, Leroy Sane, Joel Matip, Sead Kolasinac oder auch Benedikt Höwedes haben den Sprung aus der Knappenschmiede in den Profikader geschafft. Bis auf Kapitän Höwedes spielen alle Stars mittlerweile bei anderen Klubs.

Gehen auch Meyer und Kehrer?

Mit Max Meyer und Thilo Kehrer haben aktuell zwei weitere Youngster angekündigt, ihre Verträge nicht verlängern zu wollen. Es drängt sich die Frage auf: Warum kann Schalke seine Eigengewächse nicht langfristig im Verein halten? Wollen die Youngster zu viel Geld? Fehlt die sportliche Perspektive? Die Gründe unterscheiden sich bei den Schalke-Talenten von Fall zu Fall.

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Bei Sead Kolasinac hat Schalke es schlicht und einfach verpasst, den Vertrag frühzeitig zu verlängern. "Der Spieler wollte letzten Sommer unbedingt bleiben", berichtet Sky Reporter und Schalke-Experte Dirk große Schlarmann. "Allerdings wurde die Personalie nach dem Managerwechsel von Horst Heldt auf Christian Heidel erst einmal hinten angestellt."

In diesem Fall müssen sich die Schalke-Bosse den Vorwurf gefallen lassen, ein Talent ohne Not verloren zu haben. Zu allem Überfluss nahmen die Knappen für den Linksverteidiger nichts ein, da der Vertrag auslief.

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Kolasinac-Abgang vermeidbar

Für große Schlarmann ein Unding: "Ich halte es für problematisch, einen Jugendspieler ablösefrei zu verlieren. Eigentlich sollte man dafür sorgen, dass diese Akteure immer noch ein paar Jahre unter Vertrag stehen", sagt der Schalke-Experte. "Wenn dann ein Angebot reinkommt, verdient man immerhin noch Geld."

Manchmal gestaltet sich dieses Vorhaben schwierig, weil viele Talente aufgrund des hohen Gehaltsgefüges auf Schalke schnell auf eine enorme Gehaltserhöhung pochen. Wenn die Berater dann auch noch mitsprechen und die Spieler pokern, kann der Verein wenig machen.

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Image: Sead Kolasniac verließ Schalke Richtung Arsenal.

Beim Bosnier muss man zudem berücksichtigen, dass Kolasinac' Leistungssprung nicht vorhersehbar war. In der vergangenen Saison explodierte der 24-Jährige und konnte das exorbitant hohe Angebot aus London letztlich nicht ablehnen. Bei Arsenal verdient Kolasinac etwa das Vierfache seines Schalker Gehalts.

Draxler wollte Titel gewinnen

Bei Joel Matip spielte Geld sicherlich ebenfalls eine Rolle. "Mit den Gehältern der Premier League kann Schalke einfach nicht mithalten", sagt große Schlarmann.

Der Kameruner wechselte 2016 ablösefrei zu Jürgen Klopp und dem FC Liverpool. Auch mit Matip wollte Schalke verlängern, obwohl der Kameruner bei den Zuschauern keinen leichten Stand hatte und oft ausgepfiffen wurde. "Das spielte sicherlich eine Rolle bei seiner Entscheidung", mutmaßt große Schlarmann.

Stürmt S04 in die CL?

In der kommenden Spielzeit wollen etablierte Kräfte wie Schalke, Gladbach oder Leverkusen zurück in die Königsklasse. Sky Sport blickt auf die Chancen.

Völlig anders stellte sich die Situation dar, als Publikumsliebling Julian Draxler 2015 mit seinem Wechselwunsch an Ex-Manager Horst Heldt herantrat. "Draxler wollte Titel gewinnen und sah auf Schalke nicht mehr die richtige Perspektive", urteilt unser S04-Experte. "Er hatte damals auch gute Angebote aus Italien".

Verschlagen hat es den Weltmeister letztlich über Wolfsburg nach Paris. Für Schalke hat sich der Verkauf mit einer Ablösesumme von über 40 Millionen Euro allerdings gelohnt.

Ohnehin sind solche Abgänge für Entdecker Norbert Elgert kein Problem. "Einerseits ist es schade, dass Spieler aus der Knappenschmiede den Profikader verlassen", sagte der 60-Jährige im Interview mit der WAZ im Juni. "Auf der anderen Seite haben diese Transfers für unseren Verein auch große finanzielle Vorteile."

Kein passendes Angebot für Meyer

Wie beispielweise bei Leroy Sane, der für knapp 50 Millionen Euro zu Manchester City wechselte. Sane wollte unbedingt zu Pep Guardiola und war nicht zu halten. Ähnlich stellte sich die Situation bei Manuel Neuer dar, als er 2011 nur nach München wechseln wollte.

Man muss festhalten, dass Schalke seine Talente ausschließlich an finanzstarke Topklubs aus England und der Bundesliga verliert. Die fehlenden Einnahmen aus der Champions League schaden S04 in dieser Beziehung besonders.

Keine Verlängerung: Meyer lässt Zukunft offen

Auch Max Meyer würde gerne zu einem Top-Klub in der Königsklasse wechseln. Ein passendes Angebot für den 21-Jährigen liegt Schalke aber nicht vor. Obwohl der Spielmacher hinter den Erwartungen blieb, wollte Heidel verlängern und unterbreitete Meyer ein gut dotiertes Angebot.

Der U21-Europameister lehnte ab. Auch weil er unter Ex-Trainer Markus Weinzierl nur sporadisch zur Stammformation zählte. Ob sich dies unter Domenico Tedesco ändert, darf nach den Testspielen zumindest bezweifelt werden. Auch Kehrer können die Knappen keine Einsatzzeiten garantieren.

Nicht alle Abgänge starten durch

Dennoch wollte Heidel das Gehalt Kehrers nach dessen solider Vorsaison anpassen. Das Arbeitspapier des 20-Jährigen stammt noch aus der Zeit, als Kehrer aus der A-Jugend hochgezogen wurde.

Sollte Kehrer in der kommenden Saison einen weiteren Schritt nach vorne machen, ist ein verbessertes Angebot und neue Verhandlungen durchaus denkbar. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Kehrer und Meyer den gleichen Berater haben.

Bleibt Kehrer bei S04?

Weitere Eigengewächse wie Marvin Friedrich und Phil Neumann resignierten vor der großen Konkurrenzsituation in Gelsenkirchen und wechselten den Verein. Neumann spielt derzeit in der 2. Bundesliga beim FC Ingolstadt, Friedrich nur in der U23 des FC Augsburg.

Höwedes als glorreiche Ausnahme

Die glorreiche Ausnahme bleibt Höwedes, der trotz hochkarätiger Angebote Schalke treu blieb und seit 16 Jahren in königsblau aufläuft. Der Kapitän denkt auch gar nicht an Abschied. Vielmehr strebt der Abwehrchef nach Titeln mit S04.

"Ich habe hier meinen Platz gefunden und will noch einmal was Großes erreichen", erklärt der 29-Jährige im exklusiven Interview mit Sky Sport News HD. "Das wäre dann etwas ganz Besonderes und viel emotionaler, als wenn man bei Bayern München jedes Jahr Deutscher Meister wird."

Höwedes exklusiv: Mit Schalke etwas gewinnen