DFB-Frauen: Felicitas Rauch im Interview über WM in Australien

Felicitas Rauch über ihr WM-Ziel: "Es muss den Titel geben!"

Von Sky Sport

Image: Felicitas Rauch will um den WM-Titel in Australien spielen.

Mit der Nationalmannschaft stand Felicitas Rauch bei der EM 2022 im Finale, mit dem VfL Wolfsburg gewann sie in diesem Jahr den DFB-Pokal, verlor aber das Endspiel in der Champions League. Bei der FIFA Frauen WM 2023 in Australien will die U20-Weltmeisterin von 2014 wieder den großen Wurf landen.

Skysport.de traf Rauch während der WM-Vorbereitung in Herzogenaurach, mittlerweile ist sie in Australien angekommen. Im Interview spricht die 27 Jahre alte Außenverteidigerin über die FIFA Frauen WM, ihre Ziele und den besonderen Teamgeist.

Skysport.de: Wie groß ist Ihre Vorfreude auf Australien?

Felicitas Rauch: Die Vorfreude war schon im Urlaub da. Man versucht zwar abzuschalten, aber sie ist auch während der Vorbereitung immer präsent. Wir wollen bei diesem großen Turnier die Leute in Australien - und auch hoffentlich wieder hier in Deutschland begeistern. Das ist irgendwo unsere Verantwortung, die wir mit ganz, ganz viel Stolz und Freude angehen wollen.

Giulia Gwinn vor der Frauen-WM in Australien.

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Skyport.de: Haben Sie schon Erfahrungen mit Australien gesammelt oder kennen Sie den Sport in Down Under?

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Rauch: Ich war schon zweimal dort und habe mir auch mehrere Fußballspiele angeschaut. Das waren immer Double Header, die Frauen haben im gleichen großen Stadion vor den Männern gespielt. Schon damals, 2016 und 2017, war der Zuspruch groß und man hat die Begeisterungsfähigkeit der Australier gespürt. Ansonsten verbinde ich mit Australien das Meer, Surfen und die Beach-Kultur, die von den Leuten sehr gefeiert wird.

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Skysport.de: Sie verbringen in der Vorbereitung und während der WM mehrere Wochen mit Ihren Teamkolleginnen. Besteht die Gefahr, dass mach sich irgendwann auf den Keks geht?

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Rauch: Nein, ich bin sehr gerne mit den Mädels zusammen. Als wir nach Herzogenaurach gekommen sind, war es sehr schön, alle wiederzusehen. Die Freude, immer mehr Facetten voneinander kennenzulernen, hat uns auch im vergangenen Sommer ausgezeichnet. Es macht viel Spaß, mit so vielen Leuten, dazu zähle ich auch den ganzen Staff drumherum, für ein gemeinsames Ziel zu kämpfen. Es ist ein schönes Privileg, im Sommer in Australien die Möglichkeit zu haben, Weltmeister zu werden.

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Image: Felicitas Rauch (r.) bejubelt ein Tor beim 2:1-Sieg der deutschen Mannschaft gegen Frankreich im Halbfinale der EM 2022.

Skysport.de: Und wenn es doch mal zu viel oder zu laut wird?

Rauch: Das macht auch eine Mannschaft aus, dass jeder so sein kann, wie er ist. Ich glaube, wir finden ein ganz gutes Maß, Freiheiten zu gewähren. Wir haben da eine sehr gute Balance.

Skysport.de: Laura Freigang ist Kabinen-DJ. Wer ist sonst noch eine Entertainerin im Team?

Rauch: Ich glaube, dass viele sich sehr wohl fühlen in ihrer eigenen Haut und sich fallen lassen können, und auf ihre Art und Weise für Spaß sorgen. Ich habe sehr viel Spaß mit Sara (Doorsoun), aber auch mit Poppi (Alexandra Popp), die ein lustiges Mundwerk hat, wodurch häufig Situationskomik entsteht.

Beim Media Day der DFB-Frauen in Herzogenaurach standen die Nationalspielerinnen Rede und Antwort.

Skysport.de: Gibt es eine Spielerin, die neben dem Platz den Laden zusammenhält?

Rauch: Wenn ich darüber nachdenke, fällt mir auf, dass wir das eigentlich gar nicht brauchen. Ich glaube, dass du keine Mutti brauchst, die für alles verantwortlich ist. Uns zeichnet aus, dass viele ein hohes Maß an Eigenverantwortung besitzen, über den Tellerrand gucken und das Große Ganze sehen.

Skysport.de: Wie sieht es mit Interessen aus, die nichts mit Sport zu tun haben?

Rauch: Viele Spielerinnen studieren, einige sitzen an ihrer Bachelor-Arbeit, ich schreibe an meiner Master-Arbeit. Wir müssen halt gucken, was wir nach unserer Karriere machen. Nicole Anyomi macht sehr viel mit Kunst, Klara (Bühl) häkelt sehr gerne, die hat uns jetzt ein Maskottchen gehäkelt. Wir haben sehr viele Leute mit verschiedenen Interessen, die dann wieder für neuen Gesprächsstoff und andere Themen sorgen.

Skysport.de: Wie bekommen Sie den Teamgeist unter einen Hut mit der Konkurrenzsituation?

Rauch: In erster Linie sind wir alle Sportlerinnen und alle ehrgeizig. Jede möchte beim WM-Turnier dabei sein und von Anfang an spielen. Ich glaube, dass alle wissen, dass uns genau diese Einstellung besser macht. Ich will auch den Druck spüren, dass ich mich verbessern muss. Während des Turniers sind die Rollen so klar definiert, dass alle wissen, was es braucht, um erfolgreich zu sein. Jede möchte Weltmeisterin werden, das ist das große Ziel.

ZUM DURCHKLICKEN: Deutschlands Kader bei der FIFA Frauen WM

TOR: Merle Frohms (VfL Wolfsburg)
Ann-Katrin Berger (FC Chelsea)
Stina Johannes (Eintracht Frankfurt)
ABWEHR: Felicitas Rauch (VfL Wolfsburg)
Marina Hegering (VfL Wolfsburg)
Kathrin Hendrich (VfL Wolfsburg)
Sophia Kleinherne (Eintracht Frankfurt)
Sara Doorsoun (Eintracht Frankfurt)
Sjoeke Nüsken (Eintracht Frankfurt)
MITTELFELD/ANGRIFF: Jule Brand (VfL Wolfsburg)
Nicole Anyomi (Eintracht Frankfurt)
Sydney Lohmann (FC Bayern München)
Sara Däbritz (Olympique Lyon)
Melanie Leupolz (FC Chelsea)
Lina Magull (FC Bayern München)
Lena Oberdorf (VfL Wolfsburg)
Laura Freigang (Eintracht Frankfurt)
Chantal Hagel (TSG Hoffenheim)
Klara Bühl (FC Bayern München)
Lena Lattwein (VfL Wolfsburg)
Lea Schüller (FC Bayern München)
Svenja Huth (VfL Wolfsburg)
Alexandra Popp (VfL Wolfsburg)

Skysport.de: Braucht es für den Erfolg eine klare Achse innerhalb der Mannschaft? Wieviel darf man experimentieren?

Rauch: Wenn man sich die Mannschaft ansieht, kann man sagen, dass der Großteil aus der EM noch zusammen ist. Es gibt ein gewisses Gerüst und eine eingespielte Achse, aber es kann auch immer mal variiert werden. Je nachdem, was gerade gut für die Mannschaft ist.

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Skysport.de: Martina Voss-Tecklenburg geht mit viel Ruhe und Erfahrung voran. Wie wichtig ist ihre Arbeit und ihr Umgang mit den Spielerinnen?

Rauch: Ich glaube, es ist sehr wichtig, dass man Vertrauen hat. In eine Führungskraft im Beruf und für uns als Sportlerinnen in unser Trainer-Team. Martina ist ein großer Bestandteil dieses Teams, aber das gilt auch für alle anderen. Kommunikation ist ein sehr wichtiger Punkt und das Vertrauen, dass jeder alles für den Erfolg tut. Ich glaube, Martina schafft es, die Balance zwischen Kommunikation und Wertschätzung zu finden und den Spielerinnen ihre Freiheiten in gewissen Phasen zu erlauben. Auf dem Platz, aber auch neben dem Platz.

Skysport.de: Es gibt Leute, die sagen: Warum sollte Martina Voss-Tecklenburg nicht mal die Männer-Nationalmannschaft trainieren? Was meinen Sie?

Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg spricht im exklusiven Sky Interview in der Vorbereitung auf die WM über das Ziel Titelgewinn, den Erwartungsdruck aus dem eigenen Land und ihren Umgang mit den Spielerinnen.

Rauch: Ich kenne Martina mittlerweile sehr gut, aber ich kenne die Männer-Nationalmannschaft überhaupt nicht. Deswegen kann ich mir nicht erlauben, mir ein Urteil darüber zu bilden. Rein fachlich: Warum nicht? Klar, die Männer spielen auch Fußball, so wie wir. Es ist kein Hexenwerk. Aber das Drumherum ist bei den Männern anders. Beide Seiten müssten fein damit sein. Ich glaube, dass in Führungspositionen wichtig ist, dass du anpassbar und flexibel bist. Dann ist es egal, ob du Martina Voss-Tecklenburg oder Hansi Flick bist.

Skysport.de: Die Männer-Nationalmannschaft steckt ein Jahr vor der Heim-EM in der Krise. Wie empfinden Sie die Kritik an Flick und dem Team?

Rauch: Wir in Deutschland sind generell sehr kritisch und selbstkritisch. Was auch gut ist, sonst hätten wir nicht das Anspruchsdenken, dass wir zur WM fahren und Weltmeister werden wollen. Kritik zu äußern und Dinge zu hinterfragen ist völlig legitim. Die Männer stehen im Fokus, aber wir mittlerweile auch. Wir sind uns bewusst, dass es auch eine Verantwortung ist, Fußball-Deutschland nach außen zu tragen und viele Leute stolz zu machen. Dafür arbeiten wir jeden Tag.

Image: Felicitas Rauch ist nach dem verlorenen Finale der EM 2022 gegen England enttäuscht.

Skysport.de: Wie muss die WM laufen, um am Ende von einem Erfolg zu sprechen, selbst wenn nicht der Titel dabei herausspringen sollte?

Rauch: Es muss den Titel geben! Ich habe letztes Jahr das EM-Finale und dieses Jahr das Endspiel in der Champions League verloren. Das reicht. Um einen positiven Abschluss zu haben, ist der Titel für mich wichtig.

Das Interview führte Thorsten Mesch

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