Bundestrainer Hansi Flick hat mit Blick auf das WM-Debakel von Katar den Umgang mit der Nationalmannschaft kritisiert - dabei aber auch eigene Fehler eingeräumt.
Mit Blick auf die Debatte um die "One Love"-Kapitänsbinde sagte Flick der Süddeutschen Zeitung, die Mannschaft habe "schon das Gefühl" gehabt, "dass sie nicht in Ruhe Fußball spielen kann, dass von ihr ständig Statements erwartet werden".
Er räumte jedoch ein, dass auch von DFB-Seite Fehler passiert seien. Flick hoffe, "dass wir aus dieser Situation lernen. Alle. Ich, aber auch die Politik und der Verband. So ein Thema muss vorher abgeräumt werden, das ist die klare Lehre aus dieser WM." Derartigen "Druck", wie er auf die Mannschaft und einzelne Spieler ausgeübt worden sei, dürfe es "nie mehr geben".
Fehler in der Vorbereitung
Auch in der praktischen Vorbereitung gestand der 58-Jährige Fehler ein. Die Vorbereitung auf die Heim-EM 2024 sei deshalb anders strukturiert als vor der Endrunde in Katar, das Trainerteam wolle "deutlich vor dem EM-Turnier sagen können: Das ist unser Stamm."
Zu diesem Zweck wolle der Bundestrainer bis zum Sommer zunächst neue Spieler einladen und "auch mal einen unserer Leistungsträger weglassen - einfach nur, um den anderen den Raum zu geben, sich zu zeigen". Gemeint ist unter anderem Thomas Müller, der Routinier von Rekordmeister Bayern München wird bei den kommenden zwei Länderspiel-Einheiten im März und Juni nicht dabei sein.
Flick spricht über Zielsetzung
Für Hansi Flick bleibt nicht viel Zeit bis zur Heim-EM und so ist jedes Länderspiel von Bedeutung. Beim Turnier im kommenden Jahr steht der DFB-Trainer nach dem blamablen WM-Aus gehörig unter Druck. "Wenn Sie nach unserer Zielsetzung für die EM fragen - ich gebe in dieser Phase nicht den Europameistertitel als Ziel aus. Dafür gibt es keine Garantie. Garantieren können wir nur, alles dafür zu tun, optimal vorbereitet in dieses Turnier zu gehen", sagte der Bundestrainer in einem Interview dem Kicker.
Nach dem Ausscheiden in der Gruppenphase in Katar verlangt der 58-Jährige Augenmaß in der Betrachtung der sportlichen Ambitionen. "Natürlich üben wir den Sport aus, um erfolgreich zu sein. Und ich habe grundsätzlich immer hohe Ziele. Aber ein bisschen Demut tut derzeit ganz gut. Wir müssen zunächst unsere Basisaufgaben erledigen", forderte Flick.
Kaderbenennung am Freitag
Am Freitag benennt der Bundestrainer den Kader für die ersten Testländerspiele in diesem Jahr. Am 25. März trifft die DFB-Elf in Mainz auf Peru. Drei Tage später ist Belgien in Köln der Kontrahent. Flick verzichtet auf gestandene Nationalspieler wie Thomas Müller und wohl auch Ilkay Gündogan. Als mögliche EM-Ausbootung für das prominente Duo will er diese Entscheidung aber ausdrücklich nicht verstanden wissen. Vielmehr will Flick in den ersten Partien personell experimentieren - mögliche Kandidaten nannte er noch nicht.