Bundestrainer Joachim Löw wird nach der Fußball-EM sein Amt niederlegen. Die Diskussionen über die Nachfolge des 61-Jährigen sind längst entbrannt. Eine Ad-hoc-Entscheidung soll es nicht geben.
Löw lasse dem Deutschen Fußball-Bund "die nötige Zeit, mit Ruhe und Augenmaß seinen Nachfolger zu benennen", sagte DFB-Präsident Fritz Keller. Als Wunschkandidat gilt Jürgen Klopp vom FC Liverpool. Der SID gibt einen Überblick über mögliche Kandidaten.
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Jürgen Klopp (53)
"Es hängt von Jürgen Klopp ab: Er ist einer der wenigen Trainer, die selbst entscheiden, wann sie Bundestrainer werden wollen", sagt Rudi Völler. Der Coach des FC Liverpool ist für die meisten Fans und sicher auch für die DFB-Verantwortlichen der beste Kandidat. Auf der Pressekonferenz vor dem Champions-League-Spiel beantwortete Klopp die Frage, ob er in naher Zukunft für den Bundestrainer-Job zur Verfügung stehen würde, mit einem deutlichen: "No!" Bei einer späteren Nachfrage stellte er noch einmal klar: "Ich stehe für einen möglichen Job als Bundestrainer nicht zur Verfügung". Grund dafür sei unter anderem sein laufender Vertrag beim FC Liverpool bis 2024. Bei den Reds durchläuft Klopp derzeit jedoch eine Krise - Ausgang offen.
Hansi Flick (56)
Nüchtern betrachtet der logische Nachfolger. Flick assistierte Löw beim WM-Triumph 2014, er kennt den DFB auch als früherer Sportdirektor in- und auswendig - und hat als Chef beim FC Bayern eindrucksvoll seine Klasse gezeigt. Problem nur: Flick will offensichtlich nicht. "Ich weiß, was es bedeutet, beim FC Bayern zu arbeiten, und sehe keinen Grund, über etwas anderes nachzudenken", sagte er kürzlich.
Ralf Rangnick (62)
Das Hindernis eines laufenden Vertrags gibt es bei Rangnick nicht. Der frühere Architekt des Erfolgsprojekts von RB Leipzig hat sich vom Red-Bull-Imperium gelöst und ist offen für neue Aufgaben. "Grundsätzlich ist das Amt des Bundestrainers für keinen deutschen Trainer ein Amt, das ihn nicht interessiert", sagte er kürzlich. Fachlich ist Rangnick über jeden Zweifel erhaben, doch zwischen dem bekennenden Reformer und DFB-Direktor Oliver Bierhoff könnte es knirschen. Zudem könnte Rangnicks nicht selten pedantische Art und Detailversessenheit den Spielern aufstoßen.
Der 62-Jährige ist am heutigen Mittwoch zu Gast im Sky Studio im Rahmen der Übertragung des CL-Achtelfinal-Rückspiels zwischen Liverpool und RB Leipzig (ab 19:30 Uhr auf Sky Sport 1).
Stefan Kuntz (58)
Die bequemste und günstigste Lösung - und wohl nur für einen gewissen Übergang. Der U21-Nationaltrainer genießt aufgrund seiner Erfolge und seines loyalen Auftretens hohes Ansehen im DFB. Löw selbst hatte den früheren Nationalspieler vor einem Jahr als einen möglichen Nachfolger ins Gespräch gebracht: Kuntz leiste "hervorragende Arbeit" und habe "eine sehr gute Ansprache an die Mannschaft" mit sehr viel Empathie. Die kumpelhafte Art könnte sich bei den Stars jedoch schnell abnutzen, auf ein neues taktisches Niveau dürfte Kuntz das DFB-Team auch nicht heben.
Lothar Matthäus (59)
Erst am Wochenende brachte Mehmet Scholl seinen früheren Mitspieler als Bundestrainer ins Gespräch, die Bild-Zeitung unterstützte diesen Vorstoß. Doch der Rekordnationalspieler, der bereits als Nationaltrainer in Ungarn arbeitete, hat offensichtlich andere Pläne. "Natürlich interessiere ich mich für den Fußball und die Nationalmannschaft, aber ich bin mit meinem Leben zufrieden. Das schließe ich aus", sagte Matthäus am Sonntag bei Sky90, "damit beschäftige ich mich gar nicht."