Jetzt wird's ernst: Das Perspektivteam des Weltmeisters trifft beim Confed Cup am Montag in Sotschi auf Australien.
Strandspaziergang, Vergnügungspark, Playstation - die deutschen Fußball-Nationalspieler genossen auf höchst unterschiedliche Weise ihren freien Nachmittag in Sotschi. Doch mit dem gemeinsamen TV-Erlebnis des Eröffnungsspiels zwischen Gastgeber Russland und Neuseeland hat sich das Perspektivteam des Weltmeisters endgültig auf den Start der Mini-WM eingestimmt - und setzt dabei auf den Überraschungseffekt.
"Wir sind nicht mit der besten Mannschaft da. Das kann aber unser Vorteil werden. Einige werden uns unterschätzen", sagte Innenverteidiger Antonio Rüdiger im deutschen Teamquartier am Schwarzen Meer mit Blick auf das Auftaktspiel am Montag (17 Uhr) gegen Australien.
Ohne zahlreiche geschonte Topstars wird aber schon die Begegnung im Fischt-Stadion gegen den Asienmeister kein Selbstläufer. Shootingstar Timo Werner erwartet sogar ein richtig "ekliges Spiel".
Werner: "Drei Punkte sind Pflicht"
Die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) steigerte seit ihrer Ankunft in der Olympiastadt von 2014 am Donnerstag zwar täglich das Trainingspensum, doch kleine Restzweifel bleiben. "Wir wissen alle nicht, wie fit wir alle sind nach einer langen und harten Saison. Jetzt kommt gleich ein ekliges Spiel, denn Australien wird versuchen, uns mit großer Physis und Härte zu bekämpfen", sagte Werner. Angesichts der weiteren Gruppengegner Chile und Kamerun "sind drei Punkte aber Pflicht", betonte der Stürmer von Vizemeister RB Leipzig: "Wir wollen schnell das 1:0 schießen und Dominanz ausstrahlen."
Dafür muss Joachim Löw die richtige Mischung in seiner Startaufstellung finden. Der Bundestrainer kündigte vor dem Turnierstart an, allen 21 Spielern so viel Einsatzzeit wie möglich zu geben. Daher ist von einer ständigen Rotation auszugehen. Für das Kräftemessen mit den Australiern legte sich Löw aber auf einer Position fest: Bernd Leno wird im Tor stehen, verriet der 57-Jährige im "ARD"-Interview.
Jungen Wilden wollen Chance nutzen
Für Löw ist der Confed Cup ein wichtiges WM-Casting, vier, fünf Spieler will er an seinen Kader für die WM 2018 heranführen. "Die erste Priorität ist es, die Mannschaft zu entwickeln, die zweite, zu gewinnen", sagte Teammanager Oliver Bierhoff.
Der Konkurrenzkampf innerhalb der DFB-Auswahl ist somit gegeben, die Stimmung trotzdem gut. "Wir haben auch außerhalb des Platzes eine sehr gute Truppe. Wir wollen als Mannschaft erfolgreich sein", beteuerte Lars Stindl. Der Gladbacher erklärte allerdings auch, dass es darum gehe, "sich für weitere Einsätze zu empfehlen".
Die Chance wollen die jungen Wilden unbedingt nutzen. Rüdiger warnt aber auch vor zu hohen Erwartungen. "Unsere Gruppe wird nicht einfach. Wir treffen auf drei physisch sehr starke Mannschaften. Das werden Abnutzungskämpfe. Australien wird alles geben", sagte er.
Australier zeigen sich selbstbewußt
An Selbstvertrauen mangelt es dem DFB-Auftaktgegner zumindest nicht. "Wir sind nicht hier, um Spaß zu haben oder Russland und seine Schönheiten zu genießen, sondern um das Turnier zu gewinnen", sagte der australische Abwehrspieler Milos Degenek.
In Gedenken an den verstorbenen früheren Bundeskanzler Helmut Kohl wird die deutsche Auswahl gegen Australien Trauerflor tragen. Einem entsprechenden Antrag des DFB hat der Weltverband FIFA am Samstag stattgegeben.
Kohl war am Freitag im Alter von 87 Jahren gestorben. Der "Kanzler der Einheit" galt stets als großer Freund der Nationalmannschaft. In seine Amtszeit fiel der WM-Triumph 1990 ebenso wie der Sieg bei der EM 1996. Zwei Jahre zuvor, nach der missglückten WM 1994, hatte Kohl den damaligen Bundestrainer Berti Vogts per Telefon vom Rücktritt abgehalten. (sid)