Eine kleine Enttäuschung war es für Florian Wirtz wohl, dass Joachim Löw ihn nicht für die EURO nominierte. Nun dreht der 18-Jährige eben bei der U21-EM so richtig auf. Trotz seines rasanten Aufstiegs bleibt er bodenständig und setzt gewisse Prioritäten.
Durch seinen Blitz-Doppelpack im U21-EM-Halbfinale gegen die Niederlande avancierte Florian Wirtz zum Matchwinner. Im Endspiel am Sonntag zählt dann nur eins: Der Titel. "Ich würde auf jeden Fall lieber das Turnier gewinnen, statt ein gutes Abi zu haben", sagte der 18-Jährige nach dem Final-Einzug.
Wirtz kommt nach seinem starken Spiel gar nicht aus dem Lächeln raus, dabei könnte er doch auch frustriert sein. Im März war er als 17-Jähriger erstmals in den Kader der deutschen A-Nationalmannschaft berufen worden, berechtigte Hoffnungen auf seine erste Teilnahme an einem großen Turnier kamen auf. Doch Joachim Löw berücksichtigte Wirtz nicht für die EURO, im Gegensatz zu Jamal Musiala, dem anderen Jungstar des DFB.
Wirtz spielt U21-EM statt EURO 2020 mit Jogis Jungs
Die logische Konsequenz für Wirtz: Dann nimmt der Leverkusener eben an der U21-Europameisterschaft teil. Dabei ist er selbst für diese Altersklasse eigentlich noch zu jung. Anstatt mit Frust nach Ungarn zu reisen, zeigt er großen Spielwitz. Gerade der 2:0-Treffer im Halbfinale war eine überzeugende Individualleistung. Beim ersten Tor steht er schlichtweg richtig.
"Vielleicht hatte ich heute das Glück auch ein bisschen auf meiner Seite und das habe ich ausgenutzt", sagte Wirtz nach dem Erfolg. Realisieren könne er noch nicht, was er und seine Teamkollegen erreicht haben. "Es ist einfach ein unbeschreibliches Gefühl. Einfach so schön."
Aus der Bundesliga ist der Spieler von Bayer Leverkusen gar nicht mehr wegzudenken. Im Alter von 17 Jahren und 15 Tagen gab Wirtz im Mai 2020 sein Debüt im deutschen Oberhaus. Spätestens in dieser Saison ist der ehemalige Kölner Jugendspieler eine absolute Stammkraft bei der Werkself. In 29 Spielen kommt er auf fünf Tore und sechs Assists.
Rasanter Aufstieg des Youngsters
"Die letzten zwölf Monate gingen sehr schnell mit vielen Erlebnissen vorbei", erzählte der Teenager. Der Hype um Wirtz ist groß, doch wie geht er selbst damit um? "Ich habe das von meinen Eltern immer so mitgegeben bekommen, dass ich einfach auf dem Boden bleibe", erklärt der Offensiv-Spezialist. Mit dem Wirbel um seine Person gehe er gelassen um.
Nun steht noch ein Spiel für Wirtz und die deutsche U21-Nationalmannschaft an. Am Sonntag steigt ab 21 Uhr das Finale gegen Portugal, die Spaniens Auswahl im Halbfinale ausschalten konnten. Trifft Wirtz wieder doppelt, könnte er erneut zum Matchwinner werden. Danach macht er sich dann Gedanken über sein Abitur.