Der ehemalige Bayern-Trainer Jupp Heynckes hat über die aktuelle Situation beim DFB gesprochen und dabei Kritik an Joachim Löw geäußert. Unter Hansi Flick hofft der 76-Jährige auf neue Wege.
Trainer-Legende Heynckes sieht Europameister Italien als leuchtendes Beispiel für die DFB-Elf unter dem neuen Bundestrainer Flick. "Die deutsche Nationalmannschaft braucht eine Erneuerung. Sie braucht junge, hochtalentierte Spieler, die sich noch entwickeln können. Sie muss den Weg der Italiener gehen", sagte Heynckes dem kicker und forderte: "Man muss den jungen Spielern vertrauen und vor allem mit ihnen arbeiten."
Heyckes hofft auf Flick: "Wird das machen!"
Als Beispiele nannte Heynckes die EM-Teilnehmer Kai Havertz und Jamal Musiala sowie Florian Wirtz und Ridle Baku. "In der U21, die Anfang Juni Europameister wurde, bieten sich einige interessante Jungs an", ergänzte er. Von Flick erwartet er mehr Präsenz als sie dessen Vorgänger Joachim Löw gezeigt hatte. "Als Bundestrainer muss ich in die Klubs gehen, mit den Trainern und Spielern Kontakt pflegen. Ein Bundestrainer muss inspirierend für die ganze Bundesliga sein und ein Beispiel geben. Hansi Flick wird das machen."
Im Umgang mit den Spielern müsse Flick "die menschliche Komponente fördern", betonte Heynckes, "wie er es bei Bayern praktizierte."
Heyckes sah DFB-Team unter Löw schlecht auf die EM vorbereitet
Mit Löw ging der 76-Jährige hart ins Gericht. Andere Trainer wie Italiens Roberto Mancini oder der Däne Kasper Hjulmand "haben vorbildlich ein Team vorbereitet: Das habe ich bei der deutschen Mannschaft vermisst".
Löw habe Thomas Müller und Mats Hummels zu spät zurückgeholt und hätte auch noch Jerome Boateng, "den besten Innenverteidiger der vergangenen Liga-Saison", reaktivieren müssen. Auch das System mit der Dreierkette habe Löw zu spät einstudieren lassen.
Heynckes malte ein düsteres Zukunftsbild. "Im deutschen Fußball ist es ein eklatantes Problem, dass wir keine Außenverteidiger mehr ausbilden", sagte er: "Zudem haben wir keine Innenverteidiger mit Weltklasseformat und keinen Mittelstürmer mit internationaler Klasse. Große Mannschaften brauchen einen Zielspieler." Die WM 2022 sollte daher nur "ein Zwischenziel sein, mehr nicht. Wichtiger ist, dass die Mannschaft erneuert wird."
Heynckes spricht von "Geldgier der UEFA"
Dafür, dass dieses Zwischenziel in Katar stattfinde und EM-Partien in Ländern wie Ungarn stattfanden, kritisierte Heynckes die UEFA und FIFA. "Es ist unverständlich, dass in Ländern gespielt wird, in denen Menschenrechte verletzt werden", erklärte der Triple-Trainer. Dass die nächste WM 2022 in Katar stattfinde, sei "grenzwertig", betonte er.
Auch im Umgang mit der Pandemie seien viele Fehler begangen worden. "Sehr kritisch bewerte ich, dass die UEFA und einzelne Länder in dieser Pandemie so viele Zuschauer zuließen, vor allem in London und Budapest. Über 60 000 Menschen im Stadion sind inakzeptabel. Aber da schlägt eben die Geldgier der UEFA durch", sagte Heynckes abschließend.
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