Am Donnerstag wurde Joachim Löw offiziell vom DFB verabschiedet. Zuvor blickte Rekordstürmer Miroslav Klose auf die gemeinsame Zeit bei der deutschen Nationalmannschaft zurück - und vor allem die Kabinenansprache in der Halbzeit des legendären WM-Halbfinals gegen Brasilien blieb ihm dabei in besonderer Erinnerung.
Miroslav Klose ist mit 71 Treffern Rekordtorschütze der deutschen Nationalmannschaft. Seinen größten Erfolg im DFB-Trikot feierte er 2014, als er unter Trainer Joachim Löw Weltmeister wurde.
Am Donnerstag wurde Löw im Rahmen des WM-Qualifikationsspieles der DFB-Elf gegen Liechtenstein formell verabschiedet. Klose, der den ehemaligen Bundestrainer von dessen erstem Tag an beim DFB an erlebt hatte, blickt im Interview mit der Süddeutschen Zeitung nochmal auf die gemeinsame Zeit, vor allem auf die WM 2014 in Brasilien zurück.
Besonders ist dem 43-Jährigen dabei die Ansprache seines Trainers in der Halbzeitpause des legendären 7:1-Erfolges im WM-Halbfinale gegen Gastgeber Brasilien in Erinnerung geblieben: "Ich höre seine Kabinenansprache heute noch und ich bekomme immer noch eine Gänsehaut. Ein Trainer könnte in so einem Moment ja auch triumphieren, weil alles aufgegangen ist, was er geplant hat, aber Jogi hat appelliert, dass wir das als Mannschaft anständig zu Ende bringen. Er wollte das Spiel unbedingt gewinnen, aber auch Respekt vor dem Gegner zeigen. Dieser Respekt war Jogi immer wichtig, das hat ihn immer ausgezeichnet."
Vor allem Özil musste gebremst werden
Der Bundestrainer habe die Spieler in der Halbzeit ermahnt, den Gegner nicht vorzuführen. "Er hat klar und deutlich die Spieler angesprochen, die dazu neigen, mal einen Beinschuss zu machen". Damit war wohl vor allem auch Mesut Özil angesprochen. "Mesut war natürlich so ein Kandidat", meint Klose, der sich den deutschen Spielmacher auch selbst noch einmal zur Brust nahm: "Mesut keine Beinschüsse jetzt!", sagte Klose nach eigener Aussage mahnend zu seinem Teamkollegen.
Löw und Flick menschlich und fachlich auf hohem Niveau
Beeindruckend fand Klose vor allem den Umgang von Löw mit seinen Spielern. Hierbei sieht er Parallelen zum aktuellen Nationaltrainer: "Er ist schon sehr nah bei den Spielern, wie Hansi Flick auch." Und weiter: "Wenn der Trainer bei allem Ernst eine gewisse Lockerheit ausstrahlt, färbt das auf die Mannschaft ab." Vor allem für die gemeinsame Arbeit von Flick und Löw als Trainer-Duo beim DFB findet Klose lobende Worte: "Die beiden zusammen, das war fachlich und menschlich schon großes Kino."
Auch für die Entwicklung des deutschen Fußballs insgesamt sei die Personalie Löw enorm wichtig gewesen: "Als ich beim DFB angefangen habe, spielten dort noch Jeremies, Ramelow und Hamann, ein dynamisches Mittelfeld ist was anderes. Jogi Löw hat das Spiel attraktiver gemacht, er hat einen offensiven, sehenswerten Fußball spielen lassen." [...] Mit Jogi ist ein Ruck durchs Fußballland gegangen", so der 43-Jährige weiter.
Klose zieht erfolgreiche Bilanz unter Zeit mit Löw
Über seine eigene Zeit unter Löw als Nationaltrainer zeigt sich Klose sehr zufrieden: "Ich habe vier Weltmeisterschaften bestritten, drei davon mit Jogi Löw, und war Zweiter, Dritter, Dritter und Erster. Ich bin der einzige Spieler auf der Welt, der vier WM-Halbfinals bestritten hat. Was ich damit sagen will: Es ist ein wahnsinniger Erfolg, wenn ein Nationaltrainer so eine Bilanz aufweisen kann." [...] Jogi war und ist ein ganz großer Trainer. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht", zieht Klose seine positive Bilanz.
Auch für die Entscheidung des 61-Jährigen, nach dem enttäuschenden Ergebnis bei der WM 2018 in Russland nicht zurückzutreten, zeigt Klose Verständnis: "Das hätte nicht zu seiner Art gepasst. Seine Denkweise ist, dass er Erfolge noch mal bestätigen will, dass er noch mal ein paar neue Gedanken hat, die er umsetzen will. Hinterher ist man immer schlauer."